Bornasche Krankheit

[230] Bornasche Krankheit, Cerebrospinalmeningitis oder seuchenhafte Gehirn-Rückenmarksentzündung der Pferde, wurde zuerst 1879, dann immer häufiger im Königreich Sachsen beobachtet, konzentrierte sich in den 1890er Jahren in der Amtsh. Borna (daher der Name) und hat sich bisher auf das Königreich und die preußische Provinz Sachsen beschränkt. 1896 sind im Königreich Sachsen in 386 Orten fast 1200 Pferde erkrankt, wovon nur 76 genasen. Seitdem ist die Ausbreitung wieder zurückgegangen. Um diese zu überwachen, ist die Anzeigepflicht 1896 eingeführt worden. Danach sind 1899 aus 385 Orten der Provinz Sachsen 499 Erkrankungen (394 tödliche) gemeldet worden. Die B. ist nicht ansteckend von Tier zu Tier, es ist vielmehr erwiesen, daß der schädliche Stoff nur mit dem Wasser aus stark verunreinigten Kesselbrunnen etc. aufgenommen wird. Wo Erkrankungen auftreten, ist daher für einen neuen Röhrenbrunnen u. dgl. zu sorgen; andre Maßregeln kommen nicht in Frage. Die B. beruht auf einer bakteriellen Intoxikation im Zentralnervensystem. Als Erreger sind spezifische Streptokokken erkannt. Künstliche Übertragung derselben unter die harte Hirnhaut eines gesunden Pferdes erzeugt B.; doch ist Übertragung auf natürlichem Wege (im Getränk etc.) nicht gelungen. Die Symptome sind folgende: anfangs Schüttelfrost, Trägheit, psychische Störungen, Erregbarkeit und Überempfindlichkeit der Haut und anderseits Abstumpfung des Gefühls, Schwund des Bewußtseins, Schlafsucht, selten Tobsuchtsanfälle, Erregungs- und Lähmungserscheinungen,[230] so Krämpfe oder Lähmung der Kopf- und Kaumuskeln, Krampf der Halsmuskeln mit dauernd gestreckter Halsstellung (Genickstarre), Zuckungen etc., Zwangsbewegungen (im Kreise gehen) und Gleichgewichtsstörungen, zuweilen mäßiges Fieber. Die Genesung ist häufig unvollständig, indem Dummkoller, Kreuzschwäche und Erblindung zurückbleiben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 230-231.
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