Brahe [2]

[303] Brahe, altes schwed. Adelsgeschlecht, seit 1561 gräflich, mit vielen hervorragenden Mitgliedern. Erwähnt seien: 1) Per der ältere, geb. 1520, gest. 1590, von seinem Oheim Gustav I. (s.d.) 1544 zum Reichsrat, von seinem Vetter Erich XIV. (s.d.) 1561 zum Grafen von Wisingsborg, von seinem Vetter Johann III. (s.d.) 1569 zum Reichsdrosten ernannt, neigte später zum Katholizismus, setzte Peder Svarts Chronik Gustavs I. fort (hrsg. von O. Ahnfeld, Lund 1896–97) und verfaßte 1585 ein Handbuch »Oeconomia« (Wisingsb. 1677) für junge Edelleute.

2) Ebba, Tochter des Reichsdrosten Magnus B. (1564–1633), Enkelin des vorigen, geb. 15. März 1596, gest. 5. Jan. 1674, war Gustav Adolfs II. Jugendliebe, an die er Briefe und Lieder richtete, von denen sich einige Überreste erhalten haben. Da politische Rücksichten eine Ehe verhinderten, heiratete sie 1618 Graf Jakob de la Gardie (s.d.).

3) Per der jüngere, schwed. Staatsmann und Feldherr, Enkel von B. 1), geb. 18. Febr. 1602 auf Rydboholm bei Stockholm, gest. 12. Sept. 1680 auf Bogesund, durch gründliche Studien und weite Reisen gebildet, focht 1626–29 in Preußen, 1630–31 in Deutschland als Reiteroberst mit Auszeichnung im Gefolge Gustav Adolfs, nach dessen Tod er, seit 1630 Reichsrat, in einen gewissen Gegensatz zum Reichskanzler A. Oxenstierna trat. 1635 leitete er die Waffenstillstandsverhandlungen mit Polen. 1637 ging er als Generalgouverneur nach Finnland (s.d., Geschichte), für dessen soziale, wirtschaftliche, kirchliche und geistige Hebung er eifrig wirkte. 1640 nach Schweden heimgekehrt, ward er 1641 Reichsdrost und Mitglied der Vormundschaftsregierung Christinens. 1648–54 von neuem finnländischer Generalgouverneur, spielte er seit 1660 unter den Vormündern Karls XI. anfangs die erste Rolle. Später trat er jedoch mehr in den Hintergrund und beschäftigte sich zumeist mit der Verwaltung seiner großen Besitzungen, wo er wie ein Fürst schaltete. In Åbo, wo er 1640 die Universität gründete, deren Kanzler er 1646–80 war, ward ihm 1887 ein Standbild errichtet. Vgl. Tigerstedt: Administratio Fenniae Petri B. (Helsingf. 1846) und »Ur Per Brahes brefvexling« (Helsingf. u. Åbo 1880–1888, 2 Bde.); »Per Brahes minne« (1880). Seine Briefe 1633–51 an A. Oxenstierna in Bd. 3 von »A. Oxenstiernas skrifter och brefvexling« (Stockh. 1890) hat Sondén veröffentlicht.

4) Nils, Infanteriegeneral, Bruder des vorigen, geb. 14. Okt. 1604, gest. 21. Nov. 1632 in Naumburg, 1620 Page bei Gustav Adolf, in dessen Gefolge er 1621 die Belagerung und Eroberung Rigas mitmachte, tat[303] sich 1626–27 in Preußen, 1628 als Oberst bei der Verteidigung Stralsunds durch Tapferkeit hervor und begleitete den König seit 1630 auf seinen Zügen in Deutschland. Seit 1631 befehligte er die königliche Leibgarde, die »gelbe Brigade«, die er bei Würzburg, Nürnberg und Lützen, wo er tödlich verwundet ward, zum Siege führte.

5) Erik, Ururenkel des vorigen, geb. 25. Juni 1722 zu Stockholm, wo er 23. Juli 1756 enthauptet ward, war seit 1752 Oberst der Leibgarde zu Pferde und 1756 eins der Häupter der mißlungenen Verschwörung zur Erweiterung der Königsmacht in Schweden (s.d., Geschichte).

6) Magnus, Generalleutnant u. Reichsmarschall, Enkel des vorigen, geb. 2. Sept. 1790 auf Rydboholm, gest. 16. Sept. 1844, kämpfte 1813–14 als Offizier im Gefolge des Kronprinzen Karl XIV. Johann (Bernadotte), nach dessen Thronbesteigung er, besonders seit 1828, als mächtiger Günstling einen bedeutenden Einfluß auf die Staatsgeschäfte übte.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 303-304.
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