Diocletiānus

[22] Diocletiānus, C. Valerius, mit dem Beinamen Jovius, röm. Kaiser 284–305 n. Chr., geb. 239 zu Dioclea in Dalmatien, von niedriger Herkunft, schwang sich unter Probus zum Anführer in Mösien empor, wurde Konsul, 284 Befehlshaber der Leibwache und nach Numerians Ermordung 17. Sept. vom Heer in Chalcedon zum Kaiser ausgerufen. Er ernannte, nachdem er 285 durch den Tod seines Gegners Carinus Herr des ganzen römischen Reiches geworden war, Maximian, einen erprobten Feldherrn, zum Mitregenten, zuerst mit dem Titel Cäsar und 287 als Augustus, ferner 293 die zwei Feldherren Galerius und Constantius Chlorus zu Cäsaren. Durch die vereinte, überall von D. umsichtig geleitete Tätigkeit dieser vier Fürsten wurde das durch lange innere Kämpfe erschütterte Ansehen des Reiches nach allen Seiten wiederhergestellt. In Gallien wurden durch Maximian 285 die aufständischen Bauern, die Bagauden, unterworfen und die Einfälle der Burgunder, Alemannen und andrer Germanen zurückgeschlagen; durch Constantius wurde 296 Britannien, wo sich 287 Carausius und nach dessen Ermordung Allectus als Kaiser aufgeworfen hatte, wieder mit dem Reich vereinigt; D. selbst schuf Ordnung an der Donau und gewann Daeien wieder; ferner unterwarf er 296 das abgefallene Ägypten, und in demselben Jahre besiegte Galerius den Perserkönig Narses so entscheidend, daß selbst an dieser Grenze Friede und Sicherheit auf die Dauer von 50 Jahren geschaffen wurde. Von nicht geringerer Bedeutung war seine Neuordnung der Verwaltung. Zunächst hörte Rom auf, der Wohnsitz der Kaiser und der Mittelpunkt des Reiches zu sein, indem D. die Stadt Nikomedia in Bithynien, Maximian aber Aquileja, dann Mailand zu seiner Residenz wählte. So wurde der letzte Rest des Einflusses vernichtet, den Rom noch immer durch seinen Senat, durch seine aus der Zeit der Republik stammenden Beamten, durch seine republikanischen Erinnerungen und durch seine Prätorianer geübt hatte. Dadurch wurde es ihm möglich, sich mit einem Hof und einem dem Orient nachgebildeten Zeremonienwesen zu umgeben; er legte das königliche Diadem an, ließ sich »Herr« (dominus) nennen, zog sich von jedem vertraulichen Verkehr mit seinen Untergebenen zurück, forderte von ihnen erniedrigende Formen der Verehrung und legte so den Grund zu dem sogen. Byzantinertum, das bald nachher von Konstantin d. Gr. vollständig ausgebildet wurde: alles, um die in der Achtung gesunkene Kaiserwürde mit neuem Glanze zu umgeben. Ferner trennte er die Zivil- und Militärverwaltung, richtete zwölf ital ische Verwaltungssprengel ein, verkleinerte die Provinzen und faßte sie zu 12 Diözesen mit 101 Provinzialsprengeln zusammen, ordnete die Finanzen und das Münzwesen, bestimmte die Preise für die Lebensmittel und die andern Bedürfnisse des täglichen Lebens (durch das noch erhaltene Edictum de pretiis im J. 301), ließ großartige Bauten ausführen, so in Rom die prachtvollen Thermen (Diokletians-Thermen), von denen noch weitläufige Ruinen und ein kolossaler Saal (jetzt Kirche Santa Maria degli Angel) übrig sind, u. v. a. Gleichwohl ist seine für das alternde Reich überaus wohltätige Regierung von christlichen Schriftstellern deswegen schwer verunglimpft worden, weil er seit 23. Febr. 303 eine blutige, besonders von Galerius mit Grausamkeit geübte Verfolgung über die Christen verhängte. Am 1. Mai 305 legte er die 20 Jahre lana geführte Herrschaft freiwillig nieder und nötigte Maximum, ein Gleiches zu tun. Er zog sich in die Gegend von Salonä in Dalmatien in einen von ihm vorher zu diesem Zwecke gebauten Palast (Näheres über diesen s. Architektur, S. 713) zurück und starb dort bald nach 313 (vielleicht 316), nachdem[22] er noch den Verfall eines Teiles seines Lebenswerkes hatte mitansehen müssen. Vgl. Bernhardt, Geschichte Roms von Valerian bis zu Diokletians Tod (Berl. 1867, Bd. 1); Preuß, Kaiser D. und seine Zeit (Leipz. 1869); Seeck, Geschichte des Untergangs der antiken Welt, Bd. 1 (2. Aufl., Berl. 1897); Mason, The persecution of D. (Lond. 1876, 2 Bde.); Allard, La persécution de D. (Par. 1890, 2 Bde.).

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 22-23.
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