Gaza

[398] Gaza, altberühmte Stadt in Palästina, im Sandschak Jerusalem, 3 km vom Meer, zwischen Gärten und Kaktushecken gelegen, Sitz eines Kaimakam, ist durch Gerstenhandel wichtig. G. zählt 20,000 Einw., hat 7 Moscheen, darunter die Dschâmi' el Kebir, und ein Serail. – G. (Gasa) war im Altertum die südlichste der Fünfstädte Philistäas. Um 1480 v. Chr. durch den Ägypterkönig Tutmoses III. besetzt, hat es als Grenzpunkt unter den Eroberungskriegen der Nachbarn immer zu leiden gehabt; in den Tel-el-Amarna-Briefen (1400 v. Chr.) taucht ein selbständiger Fürst von G. und Jafa auf. Später war es der Schauplatz der Heldentaten Simsons, der im Tempel Dagons seinen Tod fand. Hanno von G. (um 720 v. Chr.) verbündete sich mit Ja'ubidi von Hamat zur Lösung des assyrischen Joches, wurde aber bei Raphia geschlagen und von neuem unterjocht. Damals galt G. als Endpunkt und Stapelplatz der assyrisch-nordarabischen Karawanenstraßen. Um 606 v. Chr. eroberte König Necho von Ägypten die Stadt. Durch Kyros kam sie in die Gewalt der Perser, und unter Kambyses bildete sie einen Hauptsammelplatz seiner Truppen beim Zuge gegen Ägypten. Alexander d. Gr. eroberte G. 332 nach zweimonatiger Belagerung; sie erhielt eine starke Kolonie und wurde bald ganz hellenisiert. 312 erlitt hier Demetrios Poliorketes durch Ptolemaios Lagu eine Niederlage, wodurch G. in die Gewalt Ägyptens kam. 96 v. Chr. wurde es von dem Hasmonäer Jannäos Alexander verbrannt. Der römische Feldherr Gabinius baute die Stadt wieder auf; Oktavian schenkte sie Herodes, nach dessen Tod sie zur römischen Provinz Syrien geschlagen wurde und ansehnliche Freiheiten erhielt. Sie blühte dann als Handelsplatz und Sklavenmarkt und hielt länger als ihre Nachbarn am Heidentum fest. 634 wurde sie von Amru, 1100 von den Kreuzfahrern, 1152 und 1187 von Sultan Saladin erobert. Vor ihren Mauern erlitten 1239 die Kreuzfahrer und am 18. Okt. 1244 die drei Ritterorden durch die Chwaresmier, am 19. Juni 1280 der Emir von Damaskus durch die Ägypter und in der Nähe 28. Okt. 1516 die Mamelucken durch die Türken eine große Niederlage. Unter der Herrschaft der Osmanen verschwand der frühere Wohlstand. 1771 wurde G. von dem Rebellen Ali Bei, der aber Anfang 1773 bei G. durch Mamelucken unter Murad Bey aufgehoben ward, und 25. Febr. 1799 von den Franzosen unter Kléber erobert. Vgl. Stark, G. und die philistäische Küste (Jena 1852).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 398.
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