Indor

[810] Indor (Indore, Indaur), britisch-ind. Vasallenstaat in den Provinzen Nimar und Malwa Zentralindiens, besteht aus vier Parzellen von zusammen 21,755 qkm und hat (1901) 1,141,184 Einw., meist Mahratthen und andre Hindu, wenig Mohammedaner, zahlreiche Gond, Bhil und andre Urstämme. Das von den Windhyabergen, im S. von der Satpurakette durchzogene Land wird bewässert von dem nach N. zum Ganges ziehenden Tschambal und der Narbada. In den Wäldern und Dschangeln finden sich wertvolle Holzarten (Tiekbaum) und wilde Tiere (Tiger, Leopard, Luchs, Bison, Büffel etc.). Der-fruchtbare Boden erzeugt namentlich Weizen, Reis, Ölsaat, Tabak, Zuckerrohr, Mohn und Baumwolle; letztere wird in mehreren Fabriken verarbeitet. Eine auf Kosten des Fürsten erbaute Sekundärbahn zweigt bei Khandwa von der Bombay-Allahabadbahn ab und geht über die Stadt I. nördlich zur Linie Baroda-Khanpur. Der Fürst, ein Mahratthe, mit dem Titel Holkar (s. d.), hat volle Gerichtsbarkeit, unterhält ein Heer von 5250 Mann Infanterie, 3000 Mann Kavallerie, 340 Mann Artillerie mit 24 Geschützen und bezieht jährlich 70 Mill. Rupien; seine Zahlungen an die britische Regierung für ein Militärkontingent hat er abgelöst. Der Staat I. ist einem dem Generalgouverneur von Indien direkt verantwortlichen politischen Agenten unterstellt. – Die Hauptstadt I., 606 m ü. M., ist gesund gelegen, hat einen Palast des Holkar mit großem Park, Münze, höhere Schule, eine große Baumwollfabrik. In einiger Entfernung wohnt der politische Agent auf größerm, an die britische Regierung abgetretenem Landkomplex mit einem Basar, großem Opiumlager, Hospital, dem Rädschkumar College zur Erziehung vornehmer Knaben Zentralindiens und den Kasernen für die Bedeckung des Agenten. I. hat (1901) 86,686 Einw., darunter 18,652 Mohammedaner. An der oben genannten Bahn, 22 km südlich, liegt Mhau (Mhow), Hauptquartier einer Division der Bombay-Armee, mit Kirchen, Arsenal, Bibliothek, Theater und (1901) 36,039 Einw.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 810.
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