Kessel [2]

[860] Kessel, van, niederländ. Künstlerfamilie, von der folgende Mitglieder die bekanntesten sind:

1) Hieronymus (Jeroom), geb. 1578 in Antwerpen, gest. daselbst um 1636, war um 1594 Schüler des Cornel. Floris, ging dann nach Deutschland, wo er in Frankfurt a. M., Augsburg, Straßburg und Köln bis 1620 tätig war, und kehrte darauf in die Heimat zurück, wo er für Bilder seines Schwiegervaters Jan Brueghel des Ältern Tiere malte. Er hat jedoch auch Bildnisse gemalt, die von R. Sadeler gestochen worden sind.

2) Theodor, Kupferstecher und Radierer, geb. um 1620 in Holland, ließ sich um 1645 in Antwerpen nieder und radierte und stach daselbst nach Rubens (Landschaft mit Marktbauern, Jagd des kalydonischen Ebers), van Dyck, Tizian (Karl V.), G. Reni u. a.

3) Jan, der Ältere, Sohn von K. 1), geb. 5. April 1626 in Antwerpen, gest. daselbst im April 1679, war Schüler von Simon de Vos und Samtbrueghel und malte in der Art des letztern vorzugsweise Vögel, Blumenkränze, Früchte, Insekten. Das Museum in Antwerpen besitzt von ihm ein Vogelkonzert, das in [860] Madrid einen Blumenkranz mit Jesus und Johannes in der Mitte, das Hofmuseum in Wien eine Wildschweinshetze, einen Bären mit einer Schlange kämpfend und eine Landschaft mit Fuchs und Storch und die Dresdener Galerie einen reichbesetzten Frühstückstisch. Vierzig kleine Bilder mit Tierdarstellungen befinden sich im Museum zu Madrid.

4) Ferdinand, Sohn des vorigen, geb. 1648 in Antwerpen, gest. 1696 in Breda, malte in der Art seines Vaters Stilleben, Landschaften und Tierstücke, führte aber auch dekorative Arbeiten für den König Johann Sobieski von Polen (vier Elemente und vier Weltteile) und für den Palast König Wilhelms III. von England in Breda aus.

5) Jan, der Holländer, geb. um 1641 in Amsterdam, gest. daselbst 1680, malte in J. Ruisdaels und Hobbemas Art Wald-, Winter- und Flachlandschaften sowie Ansichten von Amsterdam.

6) Jan, der Jüngere, Sohn von K. 3), geb. 1654 in Antwerpen, gest. 1708 in Madrid, ging 1708 nach Madrid, wo er vorzugsweise als Porträtmaler tätig war, aber auch dekorative Bilder (die Geschichte der Psyche im Alkazar) malte.

7) Niclaas, Neffe von K. 4), geb. 1684 in Antwerpen, gest. daselbst 1741, malte Bauerngesellschaften, Kirmesszenen, Soldatenstücke und andre humoristische Genrebilder. Eine Zeitlang war er in Paris tätig. Das Museum in Lille besitzt eine Wachtstube, das in Braunschweig einen Quacksalber und das Hofmuseum in Wien zwei Affenbilder von ihm.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 860-861.
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