Klosterschulen

[157] Klosterschulen (Scholae monasticae, claustrales), Unterrichtsanstalten in Klöstern, in denen Mönche und Nonnen den Unterricht erteilten, hatten bei ihrer Entstehung im 4. und 5. Jahrh. zumeist nur die Bildung von Klostergeistlichen zum Zweck, wurden aber später erweitert. Sie lehrten als Vorstufen der Theologie die sieben freien Künste oder das Trivium (Grammatik, Rhetorik und Dialektik) und das Quadrivium (Musik, Arithmetik, Geometrie und Astronomie). Die Begründung der K. im Abendland ist auf Benedikt von Nursia, den Gründer von Monte Cassino (529), und seinen überlebenden Zeitgenossen Cassiodorus Senator zurückzuführen. Wesentlichen Aufschwung nahmen sie innerhalb des fränkischen Reiches unter Karl d. Gr. und Ludwig dem Frommen namentlich durch Benedikt von Aniane. Seit dieser Zeit teilte[157] man sie in exteriores, die sich auch solchen öffneten, die Laien bleiben wollten, und interiores, für künftige Mönche und Geistliche. Sie waren in Deutschland neben den ähnlich eingerichteten Dom- oder Kathedralschulen der Bischofstädte lange die einzigen gelehrten Bildungsanstalten. Berühmte K. blühten in Fulda, Korvei, Hirsau, Reichenau, Hersfeld und St. Gallen. In einigen Ländern, die sich der Reformation anschlossen, wurden die Einkünfte mehrerer Klöster und Domstifter zur Stiftung von Gelehrtenschulen verwendet, die noch jetzt die Namen K., Domschulen, Fürstenschulen (s. d.) führen. In der katholischen Kirche haben die Jesuitenkollegien die alten Lehranstalten der Benediktiner sowie die neuern der Barnabiten und Piaristen in den Hintergrund gedrängt. Die Nonnenklöster des Mittelalters hatten ebenfalls oft ihre Schulen, die wohl auch weibliche Zöglinge aus vornehmen Kreisen aufnahmen, ohne sie für das Klosterleben zu verpflichten. Seit dem 16. Jahrh. entstand eine Reihe weiblicher Orden, die sich geradezu Unterricht und Erziehung junger Mädchen zur Hauptaufgabe machten; so die Ursulinerinnen, die armen Schulschwestern u. a. Ihre K. werden in katholischen Ländern besonders von den höhern Gesellschaftskreisen benutzt und üben einen wesentlichen Einfluß auf deren kirchliche Gesinnung. S. Priesterseminare. Vgl. Specht, Geschichte des Unterrichtswesens in Deutschland bis zur Mitte des 13. Jahrh. (Stuttg. 1885); Paulsen, Geschichte des gelehrten Unterrichts auf den deutschen Schulen (2. Aufl., Leipz. 1896–97, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 157-158.
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