Münster [3]

[263] Münster, ehemaliges Hochstift, das bedeutendste des westfälischen Kreises, umfaßte 9900 qkm (180 QM.) mit 350,000 Einw. und 12 landtagsfähigen Städten. Es zerfiel in das Oberstift im S. und das Unterstift im N., welche die Grafschaft Lingen trennte. Im Wappen führte es einen goldenen Querbalken im roten Felde. Der jedesmalige Bischof war im westfälischen Kreis erster kreisausschreibender Fürst und Direktor. Das Bistum M. wurde um 791 von Karl d. Gr. gestiftet und dem Erzbischof von Köln unterstellt; der erste Bischof war der heil. Liudger. Kaiser Friedrich I. verlieh dem Domkapitel das Wahlrecht, und Otto IV. erhob das Bistum zum Reichsfürstentum. Der Bischof Franz, Graf von Waldeck (1532–53), hatte mit den Wiedertäufern (s. d.) zu kämpfen, die sich der Stadt bemächtigten, und wurde ihrer mit Hilfe von Reichstruppen 1535 Herr, worauf die katholische Reaktion einsetzte. Der kriegerische Bischof Christoph Bernhard von Galen (1650–78) unterwarf die Stadt M. und verlegte seinen Hofhalt von Koesfeld dorthin. Seit 1719 war der Erzbischof von Köln zugleich Bischof von M., doch ward dieses durch besondere Statthalter regiert. Im Reichsdeputationshauptschluß von 1803 wurde das Hochstift säkularisiert. Der größte Teil, 5500 qkm (110 QM.) mit 260,000 Einw., kam an Preußen und wurde zum Fürstentum M. erhoben. Im Frieden von Tilsit 1307 an Frankreich abgetreten, wurde es dem Großherzogtum Berg einverleibt, das im Wiener Kongreß (1815) an Preußen zurückkam. 1821 wurde das Bist um wiederhergestellt. Vgl. »Geschichtsquellen des Bistums M.« (Münst. 1851–99, Bd. 1–6; Bd. 1 enthält: »Die Münsterschen Chroniken des Mittelalters«, hrsg. von Ficker); das Wiedertäuferwerk von Kerssenbroch (s. d.); Hüsing, Der Kampf um die katholische Religion im Bistum M. 1535–1585 (das. 1883); Tücking, Geschichte des Stifts M. unter Christ. Bernh. von Galen (das. 1865); Brückmann, Altes und Neues aus dem Münsterlande (Paderb. 1863); Ludorff, Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, 6. Teil: Münsterland, von Weskamp (das. 1897); Bahlmann, Münsterländische Märchen, Sagen, Lieder und Gebräuche (Münst. 1898); L. E. Schücking, Die Fürstentümer M. und Osnabrück unter französischer Herrschaft (das. 1904), und Literatur über die Stadt M. (s. unten).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 263.
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