Maurer [3]

[463] Maurer, 1) Georg Ludwig, Ritter von, deutscher Rechtshistoriker und Staatsmann, geb. 2. Nov. 1790 in Erpolzheim bei Dürkheim in der Pfalz, gest. 9. Mai 1872, war zuerst im praktischen Justizdienst tätig, wurde aber 1826 infolge seiner gekrönten Preisschrift »Geschichte des altgermanischen Gerichtsverfahrens« (Heidelb. 1824) Mitglied der Akademie und Professor des deutschen und französischen Rechts an der Universität in München und 1831 unter gleichzeitiger Erhebung in den Adelstand lebenslänglicher Reichsrat. 1832 vom König zum Mitglied der Regentschaft in Griechenland ernannt, gab er diesem Land ein Strafgesetzbuch, eine Gerichts- und Notariatsordnung[463] sowie Gesetzbücher für Straf- und Zivilverfahren, bewirkte die Trennung der griechischen Kirche vom Patriarchat zu Konstantinopel und bemühte sich für die Hebung der allgemeinen Volksbildung. 1834 in seine alte Stellung nach München zurückgerufen, schrieb er: »Das griechische Volk in öffentlicher, kirchlicher und privatrechtlicher Beziehung vor und nach dem Freiheitskampf bis zum 31. Juli 1834« (Heidelb. 1835–36, 3 Bde.). Nach dem Sturz des Ministeriums Abel 1847 war M. kurze Zeit Minister des Äußern und der Justiz. Sein Hauptwerk ist eine zwölfbändige historische Darstellung der deutschen Gemeindeverfassung, die er in mehreren sich aneinander schließenden Werken niedergelegt hat: »Einleitung zur Geschichte der Mark-, Hof-, Dorf- und Stadtverfassung« (Münch. 1854; 2. Aufl., Wien 1896); »Geschichte der Markenverfassung in Deutschland« (Erlang. 1856); »Geschichte der Fronhöfe, der Bauernhöfe und der Hofverfassung in Deutschland« (das. 1862–63, 4 Bde.); »Geschichte der Dorfverfassung in Deutschland« (das. 1865–66, 2 Bde.); »Geschichte der Städteverfassung in Deutschland« (das. 1869–71, 4 Bde.). Außerdem ist zu erwähnen die Ausgabe des »Stadt- u. Landrechtsbuchs Ruprechts von Freysing« (Stuttg. 1839). Vgl. Heigel, Denkwürdigkeiten des bayrischen Staatsrats G. L. v. M. (Münch. 1903).

2) Konrad von, Sohn des vorigen, einer der ersten Kenner des skandinavischen Altertums, geb. 29. April 1823 zu Frankenthal in der Rheinpfalz, gest. 16. Sept. 1902 in München, machte seine Studien in München, Leipzig und Berlin und wirkte seit 1847 als außerordentlicher, seit 1855 als ordentlicher Professor des nordischen Rechtes in München. 1893 trat er in den Ruhestand. Von seinen Werken sind hervorzuheben: »Die Bekehrung des norwegischen Stammes zum Christentum« (Münch. 1855–56, 2 Bde.); seine Ausgabe der »Gull-Thóris Saga« (Leipz. 1858); »Isländische Volkssagen der Gegenwart« (das. 1860); »Graagaas« (in Ersch u. Grubers Enzyklopädie, 1864); »Island von seiner ersten Entdeckung bis zum Untergang des Freistaats« (Münch. 1874); »Zur politischen Geschichte Islands« (Leipz. 1880); »Nogle bemærkninger til Norges kirkehistorie« (Christ. 1893). Außerdem lieferte er zahlreiche Aufsätze für die Abhandlungen der königlich bayrischen Akademie, unter denen als besonders wertvoll zu nennen sind: »Über die Ausdrücke: altnordische, altnorwegische und isländische Sprache« (1867), »Quellenzeugnisse über das erste Landrecht und über die Ordnung der Bezirksverfassung des isländischen Freistaats« (1869), »Über die Wasserweihe des germanischen Heidentums« (1880). 1876 hielt M. an der Universität Christiania auf besondere Einladung einen Kursus von Vorlesungen über altnorwegische Rechtsgeschichte, die u. d. T.: »Udsigt over de nordgermaniske Retskilders Historie« (Christ. 1878) erschienen sind. Vgl. den Nekrolog von W. Golther in der »Zeitschrift für deutsche Philologie«, Bd. 35 (Halle 1903).

3) Joseph, österreich. Geschichtsforscher und Dichter, geb. 16. Jan. 1853 in Aspern, gest. 19. Nov. 1894 in Deutsch-Altenburg, studierte Theologie, war Kooperator in verschiedenen Orten Niederösterreichs, zuletzt seit 1890 in Deutsch-Altenburg. Er schrieb: »Geschichte der landesfürstlichen Stadt Hainburg« (D.-Altenburg 1894), »Geschichte des Marktes Aspern a. d. Zaya« (Wien 1887), »Das Amphitheater von Carnuntum« (das. 1893) u. a. Vgl. Truxa, Der österreichische Geschichtsforscher, Schriftsteller und Dichter Pfarrer Joseph M. (Wien 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 463-464.
Lizenz:
Faksimiles:
463 | 464
Kategorien: