Orkneys

[124] Orkneys (spr. órknis, Orkaden, Orkadische Inseln), brit. Inselgruppe, zwischen der Nordsee und dem Atlantischen Ozean, an der nördlichen Spitze von Schottland (s. Karte »Schottland«), durch die 10 km breite Pentlandstraße (Pentland Firth) vom Festland geschieden. Die Inseln, 67 an der Zahl, haben zusammen einen Flächenraum von 1004 qkm (18,2 QM.) oder ohne Gewässer 973 qkm, doch sind nur 29 davon bewohnt (1891 zusammen von 30,453 Seelen); die übrigen, Holme genannt, werden zu Weideplätzen, zur Jagd und Fischerei benutzt. Hierzu kommen noch die bei hohem Wasser überfluteten Skerries oder Schären, nackte Felsen, auf denen aus den Meerpflanzen Soda bereitet wird. Die größte Höhe hat die südwestliche Insel Hoy (474 m). Die Meerengen, welche die Inseln voneinander trennen, sind durch reißende Strömungen gefährlich; namentlich sind zwei Strudel bei der kleinen Insel Swona den Schiffern furchtbar. Flüsse, Bäche und Seen sind zahlreich. Das Klima ist verhältnismäßig mild, was es namentlich dem Golfstrom verdankt, der die Westküsten bespült und an dieselben manchmal aus Westindien stammende Hölzer und andre Pflanzenteile anschwemmt. Der Februar, der kälteste Monat, hat eine Temperatur von 3,4°, Juli von 12,9°, und nur selten kommt es vor, daß die mittlere Temperatur eines Monats unter den Gefrierpunkt fällt. Es fallen jährlich etwa 93 cm Regen. Ein großer Teil der Oberfläche besteht aus Morästen und Torfmooren. 1902 waren nur 37,5 Proz. des Areals Ackerland, 7,3 Proz. Weiden. An Vieh zählte man 1902: 6826 Pferde, 30,230 Rinder, 37,223 Schafe und 2593 Schweine. Auch die Hühnerzucht ist wichtig. Die Inseln sind reich an See- und Landvögeln; die Eier derselben dienen den Einwohnern zur Speise, und ihre Federn bilden einen wichtigen Handelsartikel. Sehr reichen Ertrag gibt die Fischerei (namentlich auf Heringe, neuerdings auch auf Hummern und Austern), die (1903) 401 Boote und 1247 Menschen beschäftigt. Auch das Brennen des Seetangs zu Kelp beschäftigt während des Sommers viele Menschen. Von Industrie kann kaum die Rede sein. Die Inseln besitzen (1903) 34 Seeschiffe von 2025 Ton. Gehalt, doch ist der direkte Verkehr mit dem Ausland nur unbedeutend, nur Heringe werden von Stromneß unmittelbar nach Hamburg ausgeführt. Die Einwohner sind teilweise normannischer Abkunft, sprechen aber seit Mitte des 18. Jahrh. nur Englisch. Überreste aus grauem Altertum sind zahlreich. Die wichtigern der bewohnten Inseln sind: Pomona oder Mainland (neuerdings auch Orkney genannt, 16,498 Einw.), South Ronalshay (2315), Westray (2108), Sanday (1929), Hoy (1320), Stronsay (1275), Shapinshay (903) und Rousay (774 Einw.). Die O. bilden mit den Shetlandinseln eine einzige Grafschaft. Hauptstadt ist Kirkwall auf Pomona. – Die Inseln (im Altertum Orcades genannt) waren zuerst von Pikten bewohnt und wurden im 6. Jahrh. von irischen Missionaren für das Christentum gewonnen. Seit dem Ende des 8. Jahrh. litten sie unter normannischen Einfällen, und zu Ende des 9. Jahrh. eroberte der norwegische König Harald Harfagar die O. und die Hebriden und verlieh sie an das Geschlecht des Jarl Rognwald von Möre. Aus diesem entsprossen die alten Grafen von Orkney, die nach ihrem Aussterben von den Grafen von Angus, dann von dem Hause Strathearn beerbt wurden. 1379 kamen die Inseln durch Heirat an das Haus Sinclair. Die Oberlehnsherrschaft behaupteten indes die Könige von Norwegen, bis 1468 Christian I. von Dänemark, Schweden und Norwegen sie an seinen Schwiegersohn, den König Jakob III. von Schottland, verpfändete; da die Pfandsumme nie bezahlt wurde, verblieben die Inseln dem König von Schottland, und 1470 verzichtete auch der Graf Wilhelm Sinclair auf seine Rechte gegen Besitzungen in Schottland. Den Titel Graf von O. verlieh Karl I. 1626 einer Seitenlinie des Hauses Hamilton, von der er durch Erbschaft an die Familie O'Bryen und 1820 an die Familie Fitzmaurice überging, die ihn gegenwärtig führt. Früher waren die O. weit stärker bevölkert und konnten namentlich im 12. Jahrh. 7000 Streiter nach fremden Küsten schicken. Vgl. J. Wallace, Description of the isles of Orkney (1693 u. ö.; Neudruck, Lond. 1884); Dennison, Orcadian sketch-book (Kirkwall 1880); Tudor, O. and Shetlands, geology, flora etc. (Lond. 1883); Fea, Present state of the Orkney-Islands (das. 1885); Baddeley, Orkney and Shetland (Führer, das. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 124.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: