Prokesch-Osten

[374] Prokesch-Osten, Anton, Graf von, österreich. Diplomat, geb. 10. Dez. 1795 in Graz, gest. 26. Okt. 1876 in Wien, machte als Offizier die Feldzüge gegen Frankreich 1813–15 mit und ward 1818 Adjutant des Feldmarschalls Fürsten Schwarzenberg, dessen Denkwürdigkeiten er herausgab (Wien 1822, neue Ausg. 1861). In den 20er Jahren mehrfach zu Missionen in den Orient verwendet, gelang es ihm 1829, mit dem Pascha von Akka die Übereinkunft zugunsten der Christen in Palästina abzuschließen. 1830 unter[374] dem Namen »Ritter von Osten« geadelt, ging er 1831 als Chef des Generalstabs mit dem österreichischen Heer nach Bologna, 1833 zur Vermittelung des Friedens zwischen dem Sultan und dem Vizekönig von Ägypten nach Kairo, 1834 als Gesandter nach Athen, wo er bis 1849 blieb; 1849–52 war er Gesandter in Berlin, 1853 und 1854 Bundespräsidialgesandter in Frankfurt. Am 20. Dez. 1855 wurde er zum Internunzius in Konstantinopel, 1867 zum Botschafter daselbst ernannt. Nach Beusts Sturz trat er zurück und wurde, nachdem er 1863 Feldzeugmeister geworden, bei seinem Abschied 3. Nov. 1871 in den Grafenstand erhoben. Von seinen zahlreichen Werken heben wir hervor: »Über den Feldzug 1814« (Wien 1823); »Erinnerungen aus Ägypten und Kleinasien« (das. 1829–31, 3 Bde.); »Das Land zwischen den Katarakten des Nil« (das. 1831); »Reise ins Heilige Land« (das. 1831); »Denkwürdigkeiten und Erinnerungen aus dem Orient« (hrsg. von Münch, Stuttg. 1836–1837, 3 Bde.); »Geschichte des Abfalls der Griechen vom türkischen Reich im J. 1821« (das. 1867, 6 Bde.); »Mehemed Ali, Vizekönig von Ägypten; aus meinem Tagebuch 1826–1841« (das. 1877); »Kleine Schriften« (das. 1842–44, 7 Bde.) u. a. Er war Mitglied der Berliner und Wiener Akademie der Wissenschaften und besaß eine vortreffliche Münzsammlung, die 1875 das Berliner Museum ankaufte. Aus seinem Nachlaß erschienen: »Mein Verhältnis zum Herzog von Reichstadt. Zwei Sendungen nach Italien« (Stuttg. 1878) und der »Briefwechsel mit Herrn v. Gentz und Fürst Metternich« (Wien 1881, 2 Bde.). – Sein Sohn, Graf Anton P., geb. 19. Febr. 1837, seit 1861 vermählt mit der frühern Schauspielerin Friederike Goßmann (s. d.), veröffentlichte: »Aus dem Nachlasse Friedr. v. Gentz. Briefe und Denkschriften« (Wien 1867, 2 Bde.), »Nilfahrt bis zu den zweiten Katarakten. Führer durch Ägypten und Nubien« (Leipz. 1874) und gab außer dem Nachlaß seines Vaters noch heraus: »Zur Geschichte der orientalischen Frage. Briefe aus dem Nachlaß Friedrichs v. Gentz 1823–1829« (Wien 1877); »Dépêches inédites du chevalier de Gentz aux hospodars de Valachie« (Par. 1876, 3 Bde.) und »Aus den Briefen des Grafen Prokesch von Osten, 1849–1855« (Wien 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 374-375.
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