Prokesch-Osten

[619] Prokesch-Osten, Anton Freiherr von P., geb. 10. Dec. 1795 zu Grätz in Steyermark, studirte unter der Leitung seines Stiefvaters, des Professor Schneller in Freiburg, Philosophie u. Jurisprudenz; 1813 trat er in eins bei der Rheinarmee stehenden österreichischen Infanterieregimenter, wurde Offizier u. Flügeladjutant des Feldmarschalls Schwarzenberg, nahm an den Feldzügen gegen Frankreich Theil, kam später in Garnison nach Mainz, wo er Ordonnanzoffizier des Erzherzogs Karl von Österreich (damals Gouverneur von Mainz) wurde, u. 1816 mit seinem Regiment nach Linz; er wurde 1817 Professor der Mathematik an der Cadettenschule in Olmütz, 1822 Oberlieutenant im Generalstab, 1823 Hauptmann, machte im Auftrage seiner Regierung von 1824– 27 Reisen in der Türkei, Kleinasien u. Griechenland, wurde dann Chef des Generalstabs des Admirals Dandolo, wo er bes. zur Vertilgung der Seeräuberei im Mittelmeere durch die österreichische Marine beitrug u. 1828 die Auswechselung der griechischen u. arabischen Gefangenen auf Morea leitete; 1829 schloß er zu Gunsten der kleinasiatischen Christen einen Vergleich mit dem Pascha von St. Jean d'Acre, wurde 1830 Major in der österreichischen Marine, als Ritter von Osten in den österreichischen erbländischen Adelstand erhoben u. trat in Wien in Verbindung mit dem Herzog von Reichstadt. 1831 begleitete er das österreichische Heer nach Bologna u. wurde 1832 der Legation in Rom attachirt; 1833 ging er als Internuntius nach Alexandria, um die Differenzen zwischen Mehmed Ali u. der Pforte beizulegen. 1834 wurde er zum Oberstlieutenant in der Marine u. bevollmächtigten Minister Österreichs beim König von Griechenland ernannt u. später Oberst. Von 1838–40 war er in Deutschland, kehrte dann auf seinen Gesandtschaftsposten nach Athen zurück, wurde 1843 Generalmajor, im Februar 1849 von Athen abberufen, zum Feldmarschalllieutenant ernannt u. ging im März d. I. als österreichischer Gesandter nach Berlin; 1850 wurde er Geheimer Rath u. nahm an den Conferenzen in Dresden 1850 u. 51 Theil. Im October 1852 von Berlin abberufen, wurde er Anfang 1853 Bundespräsident in Frankfurt u. im Nov. 1853 österreichischer Gesandter in Constantinopel. 1854 ging er in diplomatischer Sendung nach Paris, wurde 1855 in den Freiherrnstand erhoben u. 20. Dec. 1855 Internuntius u. Bevollmächtigter Minister bei der Pforte, was er noch jetzt (1861) ist. Er ist seit 1832 vermählt mit Irene geb. Kiesewetter von Wiesenbrunn. Er schr.: Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Fürsten Schwarzenberg, Wien 1822; Über den Feldzug von 1814, ebd. 1823; Erinnerungen aus Ägypten u. Kleinasien, ebd. 1829–31, 3 Bde.; Das Land zwischen den Katarakten des Nils, ebd. 1832; Reise ins Heilige Land, ebd. 1831; Denkwürdigkeiten aus dem Orient, Stuttg. 1836 f. (herausgeg. von C. von Münch aus Schnellers Nachlaß); Der Abfall der Griechen vom Türkischen Reiche, Wien 1852; Inedita meiner Sammlung altgriechischer autonomer Münzen, ebd. 1854 ff. Ein Freund P-s sammelte dessen kleinere Schriften, Stuttg. 1842–47, 7 Bde. Außerdem hat P. Schnellers Briefwechsel herausgegeben.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 619.
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