Alexĭus

[301] Alexĭus (Alexios, eigentlich Alexis, d.i. der Helfende). I. Fürsten: A) Kaiser: a) von Byzanz: 1) A. I. Komnenus, mit dem Beinamen Bambakŏrax (von seiner stammelnden u. heiseren Stimme) Sohn des Johannes Komnenus, geb. 1048 zu Constantinopel; focht unter Michael Dukas glücklich gegen die Türken, wußte, als dieser der Krone entsagte, die Gunst des neuen Kaisers Nikephoros III. zu gewinnen, bestieg nach dessen Sturz 1081 den Thron u. regierte bis 1118, s. Byzantinisches Reich. 2) A. II. Komnenus, geb. 1167, Sohn des Kaisers Manuel, folgte seinem Vater 1180, unter Vormundschaft seiner Mutter Maria, einer Tochter Raimunds, Grafen von Poitiers u. Fürsten von Antiochien, u. ward 1183 ermordet, s. ebd. 3) Der falsche A., gab sich nach Ermordung A. II. für diesen aus, machte einen Aufstand unter Isaak Komnenus, sammelte am Hofe des Sultans von Ikonium, Az Eddin, ein Heer von 8000 Mann, größtentheils muhammedanische Horden, u. fiel plündernd u. brennend in das Byzantinische Reich ein, ward aber von einem christlichen Priester erschlagen. 4) A. III. Angelus, Bruder des Kaisers Isaak Angelus, empörte sich 1195 gegen diesen u. setzte sich selbst auf den Thron, entfloh 1203, wurde von dem Folgenden in Constantinopel belagert, führte den Kaisertitel in Thracien fort, ward aber 1206 von seinem Schwiegersohn, Theodor Laskaris, gefangen genommen u. entthront, s. ebd. 5) A. IV. Angelus, Neffe des Vorigen, Sohn des Kaisers Isaak Angelus, wurde mit seinem Vater von dem Vorigen in Hast gehalten, entfloh aber auf einem italienischen Schiffe zum Papst Innocenz III.; von seinem Schwager, dem Kaiser Philipp von Schwaben, den lateinischen Kreuzfahrern empfohlen, zog er 1203 mit diesen vor Constantinopel u. ward nach dessen Einnahme mit seinem geblendeten Vater zum Kaiser ernannt, aber 1204 ermordet. 6) A. V., Dukas Murzuphlus (d.i. mit zusammengewachsenen, dicken Augenbrauen), stand in Gunst bei Isaak u. A. IV., ließ 1204 Letzteren ermorden u. bestieg selbst den Thron, ward aber von den Lateinern in Constantinopel belagert, floh mit der gefangenen Eudokia, der Gemahlin A. III., u. ihrer Tochter Eudokia, welche er nachher heirathete, nach Thracien, wollte hier gegen die Lateiner mit seinem Schwiegervater sich verbinden, ward aber von diesem gefangen u. geblendet, gerieth später in die Hände der Kreuzfahrer u. ward zu Constantinopel als Kaisermörder von der Theodosianischen Säule herabgestürzt. b) Von Rußland: 7) A. Michaelowitsch, Sohn des Czaren Michael Fedorowitsch u. der Eudoxia, geb. 1629, folgte seinem Vater 1646 u. st. 1676, s. Rußland (Gesch.). Von seiner 1. Gemahlin, Maria Miloslawska, wurde er Vater der Czaren Fedor III. u. Iwan; von seiner 2., Natalie Narischkin, Vater Peters des Gr. c) Von Trapezunt: 8) A. I. Komnenus, Enkel des Byzantinischen Kaisers Andronikus Komnenus, setzte sich, während Constantinopel seit 1204 im Besitz der Franken war, mit seinem Bruder David Komnenus in Pontus u. Paphiagonien fest, führte erst den Titel eines Herzogs, dann den eines Kaisers von Trapezunt, st. 1222; [301] Trapezunt (Gesch.). 9) A. II., Sohn u. Nachfolger Johanns II., 1297–1330. 10) A. III., Sohn des Basilios, 1349–90. 11) A. IV., Sohn u. Nachfolger Emanuels III., 1412–1446. 12) A. V., Sohn u. Nachfolger Kalojohanns, 1458, erst 4 Jahr alt, durch David ersetzt, s. Trapezunt (Gesch.). B) Andere Fürsten: a) Herzog von Anhalt-Bernburg: 13) A. Friedrich Christian, geb. 1767, Sohn des Fürsten Friedrich Albert von Anhalt-Bernburg, trat nach des Vaters Tode die Regierung an, st. 1834; s. Anhalt (Gesch.). b) Herzog von Paphlagonien: 14) so v.w. A. 8). II. Prinz von Rußland: 15) A. Petrowitsch, geb. 1690 zu Moskau, Sohn Peters des Gr. u. der Eudoxia Lapuschin, ward 16 Jahr alt an Charlotte von Braunschweig-Wolfenbüttel vermählt. Ganz das Gegentheil seines Vaters, haßte er europäische Cultur u. zeigte eine besondere Vorliebe für alles Alte. Diese u. eine Verkettung von Umständen machte ihn seinem Vater so verhaßt, daß er ihn von der Thronfolge auszuschließen gedachte. Während Peters Abwesenheit entfloh er 1717 nach Wien u. Italien, kehrte jedoch freiwillig zurück, mußte sich in Moskau zum Gefangenen erklären, wurde 1718 enterbt, des Thrones verlustig erklärt u. als Urheber einer Verschwörung gegen den Kaiser vor ein Gericht gestellt u. zum Tode verurtheilt. Zwar begnadigte ihn sein Vater u. söhnte sich mit ihm aus, aber vor Alteration starb A. den 7. Juli 1718. Es geht auch die Sage, daß er von Katharina vergiftet od. durch den russischen General Weid im Gefängniß enthauptet worden sei. Vgl. Graf von Bassewitz, Geschjehle des Gottorpischen Hauses, Frkf. u. Lpz. 1774. Über seine Gemahlin, die 1715 st., u. deren Verhältniß zu ihm, u. die Sagen über ihr Fortleben als Mad. d'Auban, s. Charlotte; sie war von ihm Mutter des nachmaligen Kaisers Peter II. A. ist das Sujet der gleichnamigen tragischen Trilogie von Immermann. III. Staatsmännern. Feldherren. 16) A. Moseles, ein Armenier, in der Mitte des 9. Jahrh., als Cäsar im Byzantinischen Reich focht er mit Glück gegen die Saracenen in Italien, ging aber nach dem Tode seiner Gemahlin Maria, der Tochter des Kaisers Theophilus, ins Kloster, wo er st. 17) A. Komnenus, Günstling der Kaiserin Maria, u. während deren Vormundschaft über Kaiser A. II. Protosebastus; herrschsüchtig u. geizig, verdrängte er alle kaiserliche Verwandte von hohen Ämtern, ward aber beim Aufruhr des Andronicus I. abgesetzt u. geblendet. 18) A. Strategopylus, Feldherr des Kaisers Michael Paläologus, eroberte 1261 von den Lateinern Constantinopel wieder u. ward deshalb Cäsar. 19) A. Philanthropenus, Feldherr des Kaisers Andronicus II., focht glücklich gegen die Türken; erregte 1296 einen Aufruhr u. ließ sich zum Kaiser ausrufen, ward aber von seinen eigenen Leuten verrathen, dem Libadarius, einem anderen Feldherrn des Andronicus, ausgeliefert u. geblendet. IV. Heiliger: 20) St. A., so v.w. Alexianus. V. Gelehrter: 21) A. Aristenus, Jurist um die Mitte des 12. Jahrh.; schrieb Scholien zu einer (ihm selbst zugeschriebenen) Σύνοψις κανόνων, herausg. von Beveregius in dem Synodikon, Oxf. 1672.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 301-302.
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