Esche [1]

[884] Esche (Fraxinus Tournf.), Pflanzengattung aus der Familie der Oleaceae-Fraxineae (s.u. Fraxineae u. Fraxinus); Arten: a) Gemeine E. (Fraxinus excelsior), schnellwüchsiger Baum von 80–100 Fuß Höhe u. 2 Fuß Dicke in 80 Jahren; wird 200 Jahre alt, im 100._– 120. Jahre haubar; Blattknospen: groß, vierkantig, schwarz; Blüthen: schlaffe Trauben od. Rispen ohne Kelch u. Krone od. beide sind viertheilig; die Frucht ist eine einsamige, längliche, zusammengedrückte, an der Spitze geflügelte Flügelfrucht, die im October reist; Blätter: ungleichpaarig gefiedert, aus 7–13 lanzettförmigen, zugespitzten, gesägten Blättchen bestehend, Holz: hart, dauerhaft, sehr zäh, weiß, gelblich u. flammig, wird mit der Zeit von selbst braun u. wird bes. von Wagnern, auch Tischlern u. Drechslern verarbeitet; es dient selten zum Verbrennen, gibt aber mehr Hitze als Buchenholz (3621/2 : 360); Kohlen 1646: 1600; der Kubikfuß wiegt frisch 593/4Pfd., halb trocken 50 Pfd., dann 421/2 Pfd.; als Bauholz im Trocknen, wie im Wasser ist es gut; die Asche liefert viel Pottasche, das Laub dient zu Viehfutter; die Rinde (Cortex fraxini) ist bitter, schleimig u. zusammenziehend, dient zum Färben u. Gerben, ist auch gegen Wechselfieber, Wassersucht, Gelbsucht u. m. a. Krankheiten, überhaupt als ein Surrogat der Chinarinde empfohlen; der Samen (Sem. fraxini, s. Lingua avis), eine 11/4 Zoll lange, bräunliche, zungenförmige Flügelfrucht, die einen 3/4 Zoll langen Samen einschließt, im October reist, aber erst nach dem Laub im November u. December abfällt, war officinell u. wird unreif mit Salz u. Essig in England gegessen; er geht schon im folgenden Jahre auf, liegt aber oft auch 2–3 Jahre in der Erde; am Stocke schlägt die E. bis zum 30. bis 40. Jahre noch sicherer aus. Varietäten: Trauer-E (Fraxinus pendula), mit steif abwärts gebogenen Ästen; Krause E. (F. crispa), mit schwärzlichgrünen, krausen Blättern; in Gartenanlagen cultivirt; in ganz Europa bis zum 60. u. 62. Grad; Standort: ein frischer, feuchter, mit vieler Dammerde vermischter Boden in niedrigen Gegenden. Im nordischen Alterthum war die E. ein heiliger Baum, nicht nur wird bei der Schöpfung der Menschen der Mann Askr aus der E. gebildet (s. Nordische Mythologie), sondern auch der Schickfalsbaum [884] Yggdrasill ist eine E., s. ebd.; b) Blumen-E. (Manna-E., F. ornus), Baum 20–30 Fuß hoch, hat im Ganzen das Ansehen der vorigen Art, aber grünlich-gelbe, wohlriechende Blumen, mit viertheiligem Kelch u. viertheiliger weißer Blumenkrone; ein schöner, daher bei uns in Deutschland als Zierbaum angepflanzt; sein Vaterland ist Italien, überhaupt Südeuropa, in Deutschland nur Krain; von ihr gewinnt man durch Einschnitte in die Rinde das Manna; c) Rundblätterige E. (F. rotundifolia), im Orient u. Italien; von ihr wird ebenfalls Manna erhalten; d) Langgespitzte E. (F. acuminata), in Carolina u. Virginien; e) Carolinische E. (F. caroliniana). in Carolina; beide dauern auch in Deutschland gut aus, werden hoch u. stark u. haben ein festes, zähes, schweres, weißes Holz; f) Wallnußblätterige E. (F. juglandifolia), hoher Baum in Nordamerika; die Wurzelrinde wird daselbst als Diureticum, gegen Rheumatismus u. Syphilis gebraucht u. ist, neben der Wurzel von Aralia spinosa, Sassaparille u. Sassafras, Bestandtheil des sogenannten Indischen Decocts. g) Balsamesche, so v.w. Balsampappel (Populus balsamifera), s.u. Pappel.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 884-885.
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