Leuchtenberg [2]

[313] Leuchtenberg, 1) Eugen Rose de Beauharnais, Herzog v. L. Fürst von Eichstädt, Sohn des Generals Vicomte Alexandre de Beauharnais (s.d. 6) u. der Josephine Tascher de la Pagerie, nachmaligen Kaiserin der Franzosen, geb. den 3. Sept 1781, begleitete 1793 seinen Vater zur Rheinarmee u. nach dessen Tode den General Hoche in die Vendée, weil seine Mutter damals sich in der Gefangenschaft der Schreckensregierung befand. Nach deren Freilassung 1796 durch Barras begann seine geistige Ausbildung, welche durch die Heirath seiner Mutter mit Bonaparte bald eine militärische Richtung nahm. Er hegleitete diesen 1796 nach Italien u. 1798 nach Ägypten u. stieg zum Oberst, Brigade- u. Divisionsgeneral. Napoleon ernannte ihn 1805 zum französischen Prinzen u. Vicekönig von Italien. Er befehligte die französisch-italienische Armee, wurde nach Beenbigung des Österreichischen Krieges von 1805 zum Prinzen von Venedig ernannt, den 14. Jan. 1806 mit der Prinzessin Auguste Amalie von Baiern vermählt u. 1807 vom Kaiser als Sohn u. Erbe des Königreichs Italien adoptirt. Im Österreichischen Kriege 1809 drang er mit 70,000 Mann nach Österreich u. Ungarn vor, gewann die Schlacht von Raab u. trug viel zum Sieg bei Wagram bei. Nach der Scheidung Napoleons von der Kaiserin ernannte ihn dieser 1810 zum Nachfolger des Großherzogs von Frankfurt. Im Zuge nach Rußland, wo er eine eigene Armee von 70,000 Mann (das 5. Corps unter Junot, das 6. unter Gouvion St. Cyr) befehligte, u. noch mehr beim Rückzuge, wo er nach der Abreise Napoleons u. des Königs von Neapel den Oberbefehl hatte, so wie in der Schlacht von Lützen, entwickelte er große Feldherrntalente u. erhielt nach dem Waffenstillstande die Führung der Armee von Italien. Die Schwäche derselben u. die Treulosigkeit des Königs von Neapel nöthigte ihn jedoch zur Defensive, welche er klug führte, doch zog er sich 1814 von der Etsch hinter den Mincio. Nach Napoleon Sturz übergab er zu Folge einer mit dem österreichischen General Bellegarde abgeschlossenen Convention, die Lombardei an Österreich, ging nach Paris u. von da, nachdem die Hoffnungen, Genua als eigenes Großherzogthum zu erhalten, sich nicht erfüllten, u. er den ihm von Ludwig XVIII. angebotenen Marschallsstab ausgeschlagen hatte, nach München Der König von Baiern ernannte ihn 1817 zum Herzog von L., mit dem Prädicat königliche Hoheit, belehnte ihn mit dem Fürstenthum Eichstädt u. verordnete, daß, im Fall des Aussterbens der baierischen Linie, seine Nachkommen in Baiern succediren sollten. Er st. den 21. Febr. 1824 in München. Ihm ist 1830 ein Denkmal in der Michaelskirche zu München errichtet, ebenso später in Paris. Vgl. Baudoncourt, Hist. du Prince Eugène, Par. 1827, 3 Bde.; Schneidawind, Herzog von L., Stockholm 1857; Eugène, Denkwürdigkeiten u. politische u. militärische Correspondenz, herausgeg. von Du Casse, aus dem Franz. von L. Fort, Halle 1858 ff. 2) Auguste Amalie, Gemahlin des Vor., s. Auguste 5). 3) August Charles Eugen Napoleon, Herzog von L., ältester Bruder des Vor, geb. den 9. Dec. 1810 in Mailand, studirte 1826 in München u. trat dann in baierische Kriegsdienste. 1830 würde er, ohne Frankreichs Gegenrede, den belgischen Thron erhalten haben, vermählte sich dann den 25. Jan. 1835 mit Donna Maria da Gloria, Königin von Portugal, u. erhielt den Titel Prinz[313] von Portugal, starb aber schon den 28. März desselben Jahres zu Lissabon an der Halsbräune. Ihm wurde 1837 ein Denkmal zu Eichstädt gesetzt. 4) Maximilian Joseph Eugen August Napoleon, Herzog von L., Bruder des Vorigen, geb. den 2. Oct. 1817 in München, succedirte seinem Bruder 1835 unter Vormundschaft seiner Mutter in L. u. vermählte sich den 14. Juli 1839 mit der Großfürstin Marie Nikolajewna von Rußland, wurde Generalmajor, Regimentschef, erhielt 1840 das Prädicat kaiserliche Hoheit, wurde später Generaladjutant des Kaisers Nikolaus u. st. 1. Nov. 1852 in Petersburg. 5) Fürst Nikolaus, Prinz Romanowski, ältester Sohn des Vorigen, geb. 4. Aug. 1843, folgte seinem Vater 1852 unter mütterlicher Vormundschaft. Seine Geschwister sind: die Prinzessinnen Marie, geb. 16. Oct. 1841, u. Eugenie, geb. 1. April 1845; die Prinzen: Eugen, geb. 8. Febr. 1847, Sergei, geb. 20. Dec. 1849, u. Georg, geb. 29. Febr. 1852. Von seinen Tanten leben noch: Josephine (s.d. 2), verwittwete Königin von Schweden, u. Amalie (s.d. 1), verwittwete Kaiserin von Brasilien.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 313-314.
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