Ossuña [2]

[405] Ossuña (spr. Ossunja). Die Herren von Tellez y Giron, Grafen von Urneña nahmen 1562 mit 1) Pedro Tellez y Giron den Titel Herzöge von O. an; Pedro war 1579 Botschafter in Lissabon u. wurde 1581 Vicekönig von Neapel, wo er einen Aufruhr 1585 unterdrückte, s. Neapel (Gesch.). Er wurde bald abgerufen. 2) Pedro Tellezy Giron, Herzog von O., Enkel des Vor., geb. 1579 zu Valladolid; er begleitete als zweijähriges Kind seinen Großvater nach Neapel, kehrte zehnjährig nach Spanien zurück u. studirte in Salamanca; wegen seiner Sarkasmen in Ungnade bei Philipp II. gefallen u. aus Madrid verwiesen, lebte er in Saragossa, Frankreich u. Portugal. Nach des Königs Tode kehrte er in sein Vaterland zurück, heirathete die Tochter des Herzogs von Alcala u. nannte sich Herzog von O. Aber O-s Feinde am Hofe wußten auch den König Philipp III. gegen ihn einzunehmen u. seine wiederholte Verbannung aus Spanien zu bewirken; O. ging nun nach Flandern u. führte auf eigne Hand mit 4000 M. Krieg, hob die Belagerung von Groenlo auf u. verschwand so plötzlich, als er gekommen war, reiste nach Paris, wo sich Heinrich IV. an seinen Witzen ergötzte, u. nach London, wo sich Jacob I. gern mit ihm lateinisch unterhielt; er kehrte 1607 auf Verwendung seines Protectors, des Herzogs von Lerma, nach Spanien zurück u. wurde Geheimer Rath u. Kammerherr des Königs. Sein Werk war 1609 die Anerkennung der Republik Holland, u. in zwei Denkschriften widerrieth er 1610 die Vertreibung der Morisken. 1611 wurde er Vicekönig von Sicilien u. stellte die Ordnung dort her (s.u. Sicilien, Gesch.). 1615 zurückgerufen, wurde er 1616 Vicekönig von Neapel, hier vermochte er sich aber nicht die allgemeine Liebe zu erwerben, wie in Sicilien, sondern regte durch seine Bemühungen, dem Volke die Steuerlast zu erleichtern, den Adel u. die Geistlichkeit gegen sich auf. Im Kriege mit Venedig, dessen Ansprüchen auf die ausschließliche Herrschaft über das Adriatische Meer er mit aller Energie entgegentrat, schadete er diesem durch kühne Seezüge, die unter O-s eigener Flagge (die Spaniens sollte neutral bleiben) von Ribera geführt wurden, u. durch diese Züge wurde der Frieden von 1617 bewirkt, O. aber setzte für seine Person unter allerlei Vorwänden den Krieg fort. Sein Widerstand gegen die von Philipp III. beabsichtigte Einführung der Inquisition in Neapel machte ihn der Geistlichkeit verhaßt u. deshalb seine Stellung bald sehr schwierig; in Madrid conspirirte u. in Neapel empörte man sich gegen ihn, er erhöhte die Abgaben um eine Million Ducaten, aber man fürchtete ihn in Spanien so, daß man nicht den Muth hatte, ihn abzuberufen, bis endlich 1620 Cardinal Borgia zu seinem Nachfolger bestimmt wurde. O., welchem man Schuld gab, er habe sich zum souveränen König von Neapel machen wollen, rechtfertigte sich vollständig; 1621, sogleich nach Philipps III. Tode, wurde er verhaftet u. eine Untersuchung eingeleitet, welche indeß Olivarez niederschlug. O. st. 1624 in Almeyda u. wurde nach seinem Tode feierlich für des Königs treuesten Diener erklärt. 3) Juan Tellez y Giron, Herzog von O., Sohn des Vor., st. 1656 als Vicekönig in Palermo. 1792 wurden die jährlichen Einkünfte des Herzogs von O. zu 300,000 Ducaten angeschlagen. Napoleon hatte alle Besitzungen des Hauses als Domaine privé eingezogen, doch erhielten die Herzöge von O. nach der Restauration alles zurück. Der älteste Sohn führt bei des Vaters Lebzeiten den Titel eines Marquez von Teñafiel.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 405.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika