Paez

[556] Paez (spr. Pa-es), 1) Franz, geb. 1564 in Olmedo in Spanien, wurde 1583 Jesuit u. ging 1588 als Missionär nach Hindostan, gerieth dort in Gefangenschaft u. arbeitete sieben Jahre als Galeerensklave, bis ihn 1596 der Orden wieder loskaufte; 1603 ging er von Goa aus nach Afrika u. wurde 1604 an den Hof des abyssinischen Königs Za-Dengel berufen, welchen er bekehrte; er gründete ein Jesuitencollegium zu Gorgora in Dembea, predigte das Evangelium im Lande umher u. st. 1622. 2) Kaspar, Neffe des Vor., geb. 1582 zu Ecija in Andalusien, gleichfalls Jesuit, ging nach Habesch, wurde aber vom König Facilides, welcher den Katholicismus verfolgte, am 25. April 1635 hingerichtet. 3) Don José Antonio P., geb. 1780 in Arragua bei Neu Barcelona in der südamerikanischen Republik Venezuela; indianischer Abkunft. Als 1811 der Aufstand in Venezuela gegen die Spanier begann, sammelte er eine Bande Llañeros, mit denen er 1812 unter Bolivar Varinas den Spaniern entriß, u. wurde mit seinen Lanzenreitern bald der Schrecken der Spanier; er entschied 1817 den Kampf von Banco-Largo, nahm 1819 San Fernando, schlug 1821 bei Carabobo 7000 Spanier u. ward von Bolivar zum Generalcapitän ernannt. Diese Schlacht sicherte die Existenz des Freistaates Columbien. Während der 3 Jahre, welche Bolivar in Peru zubrachte, war P. oberster Militärgouverneur Columbiens u. später Senator; er gerieth aber in Händel mit der Regierung in Bogota, welche ihn sogar 1826 suspendirte, wogegen die Truppen ihn am 29. April d.J. zum Präsidenten der Republik Venezuela ausriefen, doch gelang es Bolivar, welcher im Decbr. 1826 zurückkehrte, P. zur Resignation zu bewegen u. Venezuelas völlige Trennung von Columbien zu hindern. P. schien jetzt allen seinen ehrgeizigen Plänen entsagt zu haben, er bekämpfte 1828 sogar die Verschwörung Sandanilas u. Padellas, als aber Columbien mit Peru in Krieg gerieth, warf er plötzlich die Maske ab, ließ sich am 12. Nov. 1829 zum Präsidenten von Venezuela erklären u. hielt im December seinen Einzug in Caracas. Er führte die innere Verwaltung kräftig, Finanzen u. Industrie, Landbau u. Viehzucht hoben sich u. der Frieden mit den Nachbarstaaten wurde hergestellt. 1835 dankte P. ab u. lebte dann still auf seinen Gütern. 1838–42 war er wieder Präsident von Venezuela; bei dem Ausbruch des Krieges zwischen der farbigen u. europäischen Bevölkerung 1846 wurde er mit dictatorischer Gewalt bekleidet u. ließ nach der Beendigung des Krieges Monagas zum Präsidenten wählen. Als er sich aber dessen Versuchen, die Verfassung zu ändern, widersetzte, mußte er 1848 fliehen, ging erst nach Maracaibo u. dann nach Curaçao; von hier kehrte er im Juli 1849 nach Venezuela zurück, um Monagas zu stürzen, fand aber hier keine hinlängliche Unterstützung u. mußte sich am 14. Aug. dem General Sylva ergeben. Er wurde nach Caracas gebracht u. erst im Juli 1850 unter der Bedingung frei gegeben, das Land zu verlassen, u. ging nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Dort blieb er auch, als ihn 1854 eine Partei in Venezuela, welche gegen die bestehende Regierung eine Empörung zu machen versuchte, an die Spitze des Staates rief u. schickte seinen Freunden blos Waffen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 556.
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