Wagen (Verb.)

Wagen (Verb.).


1. Das Wagen in hohen Ehren steht, wenn's geräth; kommt aber nichts heraus, so lacht man den Wagehals aus.


2. De der wâgt, de der winnt. (Ostfries.) – Bueren, 125; Eichwald, 2014; Frommann, III, 430, 290; Hauskalender, I.


3. De nêt wagt, de nêt winnt, de nêt schitt, de nêt stinkt.Kern, 1490.

»De nig waget, winnet nig.« (Dähnert, 535b.)


4. Die nicht wagen; die müssen ja einen Weg finden.

In dem Sinne des Lateinischen: Wenn der Bär gefunden, dann suche die Spuren, die Fussspur. Und bei Henisch (172): »Weil der Bär vorhanden, suchst du seine Fussspur«, d.i. du suchst, wie du dich aus der Gefahr machst. Bei Tunnicius (381): De nicht en dôren, de moten jo einen wech vinden. (Inventis ursis timidi vestigia quaerunt.)


5. Ek wog et dobei, wie den (der) Bûr de Enden (Enten), versuppen se, dann versuppen se. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 205.

6. Es mus eynmal gewaget sein.Tappius, 129b u. 174a; Eyering, II, 569; Lehmann, II, 138, 87.

Lat.: Et post malam segetem serendum est. (Sutor, 263.) – Satius est subire semel, quam cavere semper. (Tappius, 129a.)


7. Es muss gewagt sein, denck nur frisch vber Meer vnd nimmer her.Henisch, 1590, 50.


8. Es muss gewagt sein, was man nicht vmbgehen kan.Lehmann, 858, 9.

Lat.: Tentantes ad Trojam pervenerunt Graeci. (Philippi, II, 217.)


[1734] 9. Es wagt keiner einen Heller an einen Topf, er klopft erst an, ob er klingt.Simrock, 10412.


10. Frisch auf wagen, ist halb geschlagen.Henisch, 1245, 29.

Böhm.: Odvaha platí. – Odvážlivost med pije, anebo pouta tře. (Čelakovsky, 117.)

Krain.: Serčnost vela. (Čelakovsky, 117.)


11. Frisch gewagt, ist halb geschwommen.Eiselein, 234; Simrock, 2800; Hermes, II, 396.

»Wer frisch hinwagt, verleurt.« (Froschm., LVb.)


12. Frisch gewagt, ist halb gewonnen.Hollenberg, II, 74; Schottel, 1119b; Beyer, II, 40; Gaal, 1652; Eiselein, 234; Broma, I, 12; Bücking, 34; Simrock, 2798; Müller, 11, 4; Rabener, Satiren, IV; Venedey, 73; für Henneberg: Frommann, II, 411, 12; für Schlesien: Frommann, III, 414, 528; für Waldeck: Curtze, 342, 358.

Feste Entschlossenheit fördert manch schwieriges Unternehmen, das bei Zaghaftigkeit unfehlbar mislingen würde. Darum hat in Revolutionen und im Kriege der angreifende Theil immer bedeutende Vortheile. Das Neue Blatt (Leipzig 1875, S. 111) hat das Sprichwort in folgender apologischer Form: »Frisch gewagt, ist halb gewonnen, sagte jener Bankdirector, als er nach einem einnehmenden Griff in fremde Taschen nach Amerika verduftete.«

Dän.: Frisk voved er halv vundet. (Prov. dan., 200.)

Frz.: Il faut faire le sant du fossé. – La fortune couronne l'audace.

It.: Il mondo è di chi se lo piglia.

Lat.: Audaciam moderatur fortuna. (Victores facit et victos audacia praeceps: Hanc fortuna sua temperat una manu.) (Glandorp, 53, 43.) – Audendum est, fortes adjuvat ipse Deus. (Tibull.) (Binder II, 280; Philippi, I, 49.) – Audentes fortuna juvat. (Virgil.) (Philippi, I, 49; Binder II, 280; Fischer, 23, 111; Kruse, 59.) – Audentes Deus ipse juvat. (Ovid.) (Binder I, 106, II, 268; Philippi, I, 49; Seybold, 45.) – Dimidium facti qui coepit habet. (Horaz.) (Binder I, 336; II, 795; Eiselein, 234; Kruse, 204; Philippi, I, 120; Seybold, 128.) – Fortes fortuna ad juvat. (Terenz.) – Fortibus est fortuna viris data. (Binder II, 1183.) – Nisi pugnes, non vinces, nisi viceris, non triumphabis. (Chaos, 582.) – Principium dimidum totius. – Sumptum faciat qui quaerit lucrum. (Chaos, 573.) – Utendum est animis, dum sperant. – Victor feroces impetus primus habet. (Philippi, II, 107 u. 248.)

Ung.: Ki ham arébb mer, ham arebb nyer.


13. Frisch gewagt, ist halb gewonnen; gut gehechelt, halb gesponnen. (Obernigk.)


14. Frisch gewagt, ist halb gewonnen, sagte der Kapuziner auf dem Kiltgang, und sprang in den Bach hinein.Klosterspiegel, 16, 8.


15. Frisch gewagt, ist halb gewonnen, sprach der Pater zu der Nonnen.


16. Frisch gewagt ist selten verloren.Petri, II, 317.


17. Frisch gewagt, närrisch gewonnen.Petri, II, 491.


18. Früsch g'wogt, ist halb g'wunne; dur d' Stöge n'abg'heit1 ist au ertrunne. (Luzern.) – Sutermeister, 34.

1) In Solothurn: ab drolet (hinabgefallen). (Schild, 69, 148.)


19. Gewagt geht vor gesagt.


20. Gewagt ist halb gewonnen, sagte Hans, und verspielte in der Schenke all sein Geld.


21. Ich hab's gewagt, das ist mein Reim.Ulrich von Hutten; Eiselein, 234.


22. Ich hätte es gern gewagt, sagte die Magd, als ihr Schatz ging.


23. Ich wag's, drei Schneider zum Arschwisch. Fischart, Gesch.


24. Ich wags frölich, Gott fügs glücklich.Gruter, III, 52; Lehmann, II, 281, 8.


25. Ich wags, Gott vermags.Gruter, III, 52; Lehmann, II, 281, 9; Petri, II, 398; Henisch, 1712, 14; Sailer, 117; Körte, 6392; Körte2, 8029.

Motto der Stromberg. (Radowitz, 82.)


26. Ich wags, Gott walts.Lehmann, 859, 16.


27. Ich wags, ob ich halt Schaden nähm'.


28. Klein gewagt, gross gewagt.Henisch, 1590, 42; Petri, II, 424.


29. Loaffit drop woagen, as de Biur de Pillen (Enten), versiupt se, dan versiupt se. (Hagen.) – Frommann, III, 259, 101.

Loaffit = loat fi et, d.i. lassen wir es.


[1735] 30. Närrisch gewagt, närrisch gewonnen.Körte, 6393.


31. Unbedachtsam Wagen bringt für Nutzen Klagen.Parömiakon, 2123.


32. Wä nödd wôgd, dä nödd wönnd; we nödd suchchd, dä nödd fönnd. (Trier.) – Laven, 194, 121.


33. Wag', was du nicht umgehen kannst.Körte, 6391.


34. Wag was, so wirstu was.Petri, II, 584.


35. Wâge gewinnt, wâge verspêlt.Schambach, II, 121.


36. Wagen geht (mitunter) über Sagen.


37. Wagen gewinnt, söä' de Padd, doa sprung se met sammst de Buxen in 't Woater. Schlingmann, 1116.


38. Wagen gewint, wagen verleurt.Agricola I, 466; Tappius, 174a; Franck, II, 44a u. 144b; Gruter, I, 71; Egenolff, 206a u. 299b; Eyering, I, 660; Petri, II, 584; Henisch, 1602, 27; Lehmann, 858, 4; Hauer, Kiij; Latendorf II, 29; Schottel, 1122a; Chaos, 573; Hollenberg, II, 13; Eiselein, 625; Müller, 11, 5; Bücking, 83; Pistor., IX, 93; Mauvillon, II, 10; Hassl., 22; Sailer, 210; Simrock, 11103; Körte, 6387; Gaal, 1633; Braun, II, 4864.

Jüdisch-deutsch in Warschau: Wenn män stellt nit ein, nehmt män nit aus. Einstellen = wagen, riskiren. Kartenregel, die auch allgemein in dem Sinne gebraucht wird, um zu sagen: Wer nicht wagt, gewinnt nicht. »Ich habe schon öffters gehört: Wagen gewinnt, wagen verliert.« (Keller, 164b.)

Mhd.: Wer wâget, der gewinnet vil. (Weiber List.) (Zingerle, 162.)

Frz.: Qui trop s'aventure, perd cheval et mule.

It.: Zara a chi tocca. – Zara all' avanzo. ( Biber.)

Lat.: Audentes fortuna juvat, timidosque repellit. – Non semper temeritas est felix. (Livius.) (Binder II, 2235.) – Omnia temeraria periculosa. (Philippi, II, 71.) – Qui non periclitatur non ditescit. (Henisch, 1602, 28.)

Schwed.: Wåga winna, wåga tappa. (Grubb, 867; Marin, 27.)


39. Wagen hat Glück.Sailer, 212; Simrock, 1107; Petri, II, 584; Henisch, 1664, 38; Facet.

Mhd.: Der genante der genas, die wîle er unverzaget was. (Heinzelin.) – Der ie genante der genas. (Boner.) (Zingerle, 162.)

Frz.: Qui ne hasarde rien, n'a rien.


40. Wagen hilfft nicht, wo Gott nicht drüber den Segen spricht.Petri, II, 584.


41. Wagen ist besser als wägen.Simrock, 11108a.


42. Wagen ist nicht ohne Gefahr.

Frz.: Hasard n'est sans danger. (Kritzinger, 370a.)


43. Wagen macht gewinnen, verzagen zerrinnen.Opel, 212.

Fahneninschrift aus dem Jahre 1631.


44. Wagen thuts offt besser als Wiegen.Lehmann, 858, 1.


45. Wags, es glückt so bald, als fehlet.Lehmann, 801, 30.


46. Wag's, so glückt's.Grubb, 867.


47. Wag's und lass Gott walten.Simrock, 11109a.

Lat.: Jacta est alea. (Sueton.) (Binder II, 1579.)


48. Wags vmb nutz, gahts, was schadts.Franck, II, 97b; Gruter, III, 93; Lehmann, II, 859, 2; Henisch, 1370, 67; Petri, II, 584.


49. Wâgst dû dîn Läwen, so wâg ik mîn fîf Daler, sa de Schipper, as de ol Mut, de he köft har, mit Gewalt öwer Bôrt wul. (Jever.) – Frommann, III, 38, 6.

Mut, Mutte = Schwein, Mutterschwein. (Dähnert, 317a.)


50. Wagst du nichts, so gewinnst du nichts, verleurst auch nichts.Henisch, 1602, 25.


51. Wagt sie es einmal, so wagt sie es wol mehr. Franck, II, 70a; Lehmann, II, 825, 9.

»Wagt sie es einmal, wie man sagt, gewisslich sie es öfter wagt.« (Chaos, 145.)


52. Wär nich wâget, dä nicht winnt.Schambach, II, 120.


53. Wea nix wôgt, dea g'wingd nix. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 391, 37.


54. Wei nit woaget, dei nit winnet; nümes (niemand) haspelt, dei nit spinnet. (Westf.)


55. Wer es einmal wagt, der wagt es mehrmals.


56. Wer es wagen darff, der hat das glück zum geferten.Henisch, 1665, 63; Petri, II, 769.


[1736] 57. Wer nicht wagen kann, derselb' nie gewann.


58. Wer nicht wagt, der nicht nagt.Gaal, 1654; Simrock, 11105.


59. Wer nicht wagt, der nicht winnt, wer nicht hurt, kriegt kein Kind. (Westf.)


60. Wer nicht wagt, der nicht winnt; wer nicht sucht, der nichts find't.Schmitz, I, 185, 40.

61. Wer nicht wagt, gewinnt nicht.Eiselein, 625; Ramann, II, Pred., III, 3; Mayer, I, 188; Simrock, 11103a; für Waldeck: Curtze, 343, 362.

Bei Tunnicius (131): De nicht en waget, de en wint ôk nicht. (Lucra quid exoptat sumptum fecisse recusans?)

Böhm.: Bez odvahy není oblahy. – Kdo chce vyhrati housera, musí vážiti kačera. (Čelakovsky, 117.)

Engl.: All venture, all lose. (Masson, 365.) – Nothing venture, nothing have. (Gaal, 1654; Kritzinger, 326b.)

Frz.: Qui ne risque rien n'a rien. – Qui ne s'aventure n'a ni cheval ni mule. – Qui s'arrête aux vallées ne sera jamais aux montagnes. (Masson, 365.)

It.: Chi non risica, non rosica. – Chi non s'arrischia, non acquista. – Chi non s'avventura, non ha ventura. (Gaal, 654; Masson, 365.) – Per mancanza d'ardire, non si sa pervenire.

Krain.: Kdor ne vaga, je brez blaga. (Čelakovsky, 117.)

Kroat.: Koj nevaga, je prez blaga. (Čelakovsky, 117.)

Lat.: Nausi lucratur ansus cui non famulatur. (Reuterdahl, 577.)

Poln.: Kto chce wygrać gąsiora, trzeba ważyć kaczora. (Čelakovsky, 117.) – Kto nieważy, niesiędzie wysoko. (Masson, 365.)

Schwed.: Den intet wågar, han intet winner. (Wensell, 15.) – Den något wågar, han något winner. – Den något wil wåga, han får något äga. (Törning, 42; Grubb, 99.) – Hwa ey waghar han ey vindher. (Reuterdahl, 577.) – Ingen winner utan äga. (Grubb, 156 u. 387.)


62. Wer nicht wagt, kann nicht gewinnen, sagte Jörg, und spielte um einen Tand.

Holl.: Die winnen wil, moet wagen, zei Koen, en hij vocht met Saartje om een' zoen. (Harrebomée, II, 235a.)


63. Wer nicht wagt, kommt nicht nach Wehlau. Simrock, 11106.

Die alte wehlauer Brücke, die im Jahre 1807 von den Russen abgebrannt wurde, war 420 kleine Schritte lang, wovon die Landesherrschaft 350 Schritte nebst der darüber vorhandenen Zugbrücke, und 70 Schritte oder 140 Fuss die Stadt unterhielt. Sie war sehr schmal, mit Knüppelholz Belag, und hatte nur nach der Stadtseite zu auf etwa 100 Fuss Länge ein Seitengeländer. Die Ueberschreitung dieser Brücke war daher, besonders bei den Frühjahrsüberschwemmungen des Pregels, über dessen unter Wasser gesetzte Wiesen sie führte, namentlich in den Tagen des grossen wehlauer Sommermarkts, sehr gefährlich. Die ängstlichen Reisenden oder Marktbesucher liessen darum ihr Fuhrwerk jenseits der Brücke stehen oder hielten daselbst im Vorwerk Wettlau, wo sich deshalb auch ein Marktplatz gebildet hatte, ihren Markt ab, ohne die Stadt zu besuchen. Die Dreistern sagten aber: Wer nicht wagt, kommt nicht nach Wehlau und wagten den Uebergang, der manchem schlecht bekommen sein soll. (Neues Preuss. Provinzialbl., I, 399; Frischbier2, 3955.) Es ist kaum nöthig zu bemerken, dass die jetzige wehlauer Brücke diesen gefährlichen Charakter nicht besitzt.


64. Wer nicht wagt, kommt nicht nach Zanow. (S. Nachkommen 10.) – Schmidt, Jubelschrift, 38.


65. Wer nichts wagt, hat nichts zu hoffen.

Frz.: Qui ne hasarde, ne gagne rien. – Qui ne se risque, ne sera riche.


66. Wer nichts will wagen, hat nichts zu nagen.

In der Gegend von Roverode (Welschtirol): Chi no risega, no rosega. (Hörmann, 28.)

67. Wer wagt, der gewinnt.Eiselein, 625; Frischbier2, 3957.

Bei Tunnicius (1038): De wat waget, de wint wat. (Audaces fortune juvat, Deus atque secundat.)

Lat.: Quod petis, id tenta, nam litus carpere remis tutius est multo, quam velum tendere in altum. (Chaos, 804.) – Ter tentare licet, si non aperitur, abitur. (Chaos, 804.)


68. Wer zu viel wagt, kommt nach Tapiau. Frischbier2, 3965.

Nämlich in die dortige im Jahre 1794 entstandene Straf- und Besserungsanstalt.


69. Wer zu viel wagt, verliert Alles.

It.: Fallisce chi giuoca un buondato.


70. Wer zu viel wagt, Wagen und Ross erwagt. Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 424.

Lat.: Qui nimis est audax, saepe infeliciter audet. (Gaal, 1653.)


71. Wer's nicht will wagen, bekommt (gewinnt) weder Pferd noch Wagen.Körte, 6388; Simrock, 11106; Braun, I, 4865.


[1737] Böhm.: Kdo si srdce nedá, vysoko nevysedá. (Čelakovsky, 117.)

Engl.: A hook is well lost to get a salmon.

Frz.: Qui ne se met à l'aventure, ne trouve cheval ni monture.

Poln.: Kto niewažy niesiędzie wysoko. (Čelakovsky, 117.)


72. Wers wagt, dem ist sorgen der erst gewin. Henisch, 931, 5; Petri, II, 769.


73. Wers wagt vnd dapffer hinein setzt, wird offt mit grossem gwün ergetzt.

Lat.: Qui plus exponit, plus lucri saepe reponit. (Loci comm., 108.)


*74. De het dat ôk waget.

»Sagt man von einem, der eben gestorben ist.« (Dähnert, 535b.)


*75. Es muss einmal gewagt sein.


*76. Es wagen und die Sache Gott befehlen.


*77. Er wagt's, als wenn die Köpfe auf den Bäumen wüchsen.

Lat.: Si non morderis, cane quid latrante vereris. (Sutor, 47.)


*78. Er wagt's, als wenn er das Leben gestohlen hätte.Sutor, 47.

Lat.: Commovere sacra. – Movebo talum a Sacra linea. (Philippi, I, 87 u. 258.)

*79. He wagt hum d'ran as de Bröksnîder de Felnk.Kern, 27.

Ein Felnk hatte das Unglück vom Wagen zu stürzen, wobei er sich unerheblich am Bauche verletzte; und da er auf der Reise war, musste er bei einem Bauer des Dorfes Herberge nehmen. An dem Orte befand sich nur ein Quacksalber, der blos Salben und an chirurgischen Instrumenten nichts als ein Taschenmesser führte. Der Felnk liess ihn rufen, worauf derselbe dem Kranken erklärte, er müsse sich operiren lassen oder sterben. Der Felnk entschloss sich für den ersten Fall. Als am nächsten Tage der Heilkünstler erschien, nahm ihn der Bauer beiseite und fragte heimlich: »Köen Jü de Mann helpen? Ick wull denn doch en nich gêrn ên Dode in Hûs hebben.« Der Operateur erwiderte: »Ick wag hum d'ran, 't is ja man 'n Felnk.« Glücklicherweise war nichts zu operiren; und ein leichter Schnitt, der weder schadete noch nützte, heilte bald wieder zu. Das Sprichwort aber blieb für ähnliche Fälle. (Ostfries, Jahrbuch, I, 49.) – Jener Feling hat sich wahrscheinlich nur eingebildet, einen Bruch zu haben, und sich darauf von dem Bruchschneider operiren lassen. Ueber Feling (s. Lust 65.)

*80. Hê wogt alles, wie en Fleg op êne Pott. (Aachen.)


*81. Ich wag's, wie der Bauer mit der Ente.

Der sie ins Wasser liess auf die Gefahr hin, sie könne ertrinken. (S. 29.)


*82. Ich will's wagen, wie Helmholz mit der Gans; ersäuft sie, so ersäuft sie.


[Zusätze und Ergänzungen]

83. Wer zu viel wagt, dem gelingt wenig.

It.: Chi troppo avventura, rare volte ha ventura. (Cahier, 2818.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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