Montecuculi

[182] Montecucŭli (Raimund v.), deutscher Reichsfürst und Herzog von Melfi, einer der ausgezeichnetsten Feldherren seiner Zeit, geb. 1608 zu Modena, war so sehr für das kriegerische Leben eingenommen, daß er zweimal seinen Ältern entlief, um sich bei den nächsten Truppen anwerben zu lassen. Sie ließen ihm hierauf gewähren und nach dem Willen seines Oheims, des kaiserl. Generalfeldzeugmeisters Grafen Ernst von M., begann er 1627 die militairische Laufbahn als gemeiner Musketier, erlernte auch später den Dienst der Reiterei bei einem Kroatenregimente. Bis zu Ende des dreißigjährigen Krieges nahm er nun in allen Gegenden Deutschlands an vielen wichtigen Ereignissen Theil, ward mehrmals verwundet, befand sich auch 21/2 Jahre lang in schwed. Gefangenschaft und wohnte 1648 als General der Cavalerie den in Prag angeknüpften Verhandlungen über die Stellungen der beiderseitigen Truppen bis zum Abschlusse des Friedens bei. Auch später benutzte ihn der kaiserl. Hof zu diplomatischen Sendungen, 1657 aber ward er mit einem Corps dem Könige Kasimir von Polen gegen Karl X. von Schweden und den Fürsten Rakoczy von Siebenbürgen zu Hülfe geschickt, focht später auch in Dänemark mit Glück gegen Schweden und ward nach 1660 hergestellten Frieden zum Feldmarschall, kaiserl. Geheimrathe und Gouverneur von Raab ernannt. In dem bald nachher ausbrechenden Türkenkriege verstand er es, mit geringen Mitteln die Absichten des überlegenen Feindes fast gänzlich zu vereiteln und führte nach endlich erhaltener Verstärkung durch den Sieg bei St.-Gotthard am 10. Aug. 1664 den Frieden herbei. M. wurde jetzt Präsident des kaiserl. Hofkriegsraths, übernahm 1672 das Commando einer den Holländern wider Frankreich zu Hülfe ziehenden Armee von 18,000 M., konnte jedoch erst im folgenden Jahre mit größern Streitkräften die Verbindung mit Holland herstellen und durch Einnahme von Bonn sichern, worauf er das Commando niederlegte. Im Jahre 1675 abermals an die Spitze des Heers gestellt, standen sich, da auf franz. Seite Turenne und Condé befehligten, die größten Feldherren der damaligen Zeit gegenüber. Als es endlich nach langem gegenseitigen Beobachten und Manoeuvriren zur Schlacht kommen sollte, ward Turenne durch eine Kanonenkugel getödtet, der seine Stelle einnehmende Condé aber wußte die Plane M.'s bald wieder zu beschränken und am Ende bezogen beide Theile im Nov. aus Mangel an Proviant Winterquartiere. Wegen Alter und Kränklichkeit trat M. nun vom Kriegsschauplatze ab, rechnete es sich aber stets zu besonderm Ruhme an, in seinem letzten Feldzuge nicht besiegt worden zu sein, und widmete sich ausschließlich den Staatsgeschäften, den Wissenschaften und Umgange mit Gelehrten. Kaiser Leopold I. erhob ihn 1579 in den Reichsfürstenstand und der König von Neapel verlieh ihm das Herzogthum Melfi, allein schon 1681 starb er zu Linz an einer Verwundung durch einen herabstürzenden Balken, die er an des Kaisers Seite beim Einreiten in das Schloß daselbst erhielt, und ward in der Jesuitenkirche zu Wien beigesetzt. Auch durch ausgezeichnete kriegswissenschaftliche Schriften hat sich M. einen Namen gemacht.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 182.
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