David [3]

[547] David (hebr., »Geliebter«), der zweite König von Israel, eine Idealgestalt der jüdischen Geschichte, war Sohn Isais aus Bethlehem im Stamme Juda. Seine Regierung währte 40 Jahre u. beginnt frühestens 1055, spätestens 1033. Heldenmütig und gewandt, griff er schon als Jüngling, der im ländlichen Berufe Kühnheit und Kraft erprobt hatte, in das Geschick seines Volkes ein. Er erschlug den philistäischen Riesen Goliath (s.d.), erwarb dadurch die Freundschaft Jonathans und eine Befehlshaberstelle im Heere Sanls, der ihn nach weitern Siegen über die Philister mit seiner Tochter Michal vermählte und ihn später zu seinem Waffenträger ernannte. Nachdem die Schwermut Sauls, die das Saitenspiel Davids vergeblich zu lindern gesucht hatte, Argwohn gegen D. zeitigte, mied dieser den Hof, suchte in einem mehrjährigen Wanderleben den Verfolgungen des Königs zu entgehen und in erfolgreichen Streifzügen, die ihn zu Samuel nach Rama, ja selbst zu den feindlichen Philistern führten, sein Dasein zu fristen. Unbedingtes Gottvertrauen, Untsicht und Energie brachten ihm Rettung und trieben ihn zu kühnen Unternehmungen. Als Lehnsherr des Philisterkönigs Achis erhielt er die Stadt Ziklag, entging der Gefahr, in einem Kriege gegen sein Vaterland den Philistern Heeresfolge zu leisten, und rächte einen Raubzug der Amalekiter gegen Ziklag. Nach Sauls und seiner Söhne Tod in der Schlacht bei Gilboa, den D. in einer Elegie beklagte, verließ er das Exil, ward König über den Stamm Juda, residierte 71/2 Jahre in Hebron und vereinigte nach der Ermordung Isbosets alle Stämme Israels unter seinem Zepter, wobei er Jerusalem, das frühere Jebus, mit der Burg Zion, zu seiner Residenz erhob. Er führte während der ersten 13 Jahre seiner Regierung glückliche Kriege gegen die Philistäer, Moabiter, Edomiter, Syrer, Ammoniter u. a., so daß sein Gebiet von der Nordspitze des Roten Meeres und den Grenzen Ägyptens bis nach Damaskus reichte. Nun organisierte er sein Reich durch zweckmäßige, dauernde Einrichtungen. Er erbaute mit Hilfe tyrischer Künstler einen Palast auf dem Hügel Zion (Davidstadt), befestigte die Stadt und vergrößerte sie durch Ansiedelungen aus den Nachbarstämmen. Dann brachte er die Bundeslade nach Jerusalem und erhob es zum Mittelpunkte des nationalen Kultus, dessen Pflege er einem neuorganisierten Priesterstand übertrug. Aus den Tributen der unterworfenen Völkerschaften und den Einkünften der königlichen Güter bildete er einen ansehnlichen Schatz und errichtete eine meist aus Fremden bestehende Leibwache (s. Krethi und Plethi) für seinen persönlichen Schutz. Die waffenfähige Mannschaft des Volkes ließ er mustern und das Aufgebot in zwölf Abteilungen von je 24,000 Mann teilen. Fürsten und Richter der Stämme wurden von ihm ernannt. Den Glanz seiner Regierung verdunkelten schwere, oft selbstverschuldete Geschicke, wie Hungersnot, Pest, Empörung seiner Söhne Adonia und Absalom (s.d.), die Buße für seinen Ehebruch mit Bathseba, der Frau des Hethiters Uria, den er im Kriege hatte töten lassen, u. a. Während der Empörung Adonias proklamierte er Salomo, den befähigten Sohn der Bathseba, zum Nachfolger. Seine Ruhestätte ist in den von ihm angelegten Königsgräbern auf Zion (s. Plan »Jerusalem«). D. ist trotz seiner Schwächen und Fehler von Mit- und Nachwelt als der »Mann nach dem Herzen Gottes« gefeiert worden. Er ist tapfer, selbstlos und würdevoll im Krieg, er übt, wenn auch in einzelnen Fällen befangen in den grausamen Sitten seiner Zeit, Recht und Gerechtigkeit auf dem Thron, er ist der treueste Freund, zeigt Großmut und Versöhnlichkeit und ist demutsvoll und gottergeben. Wahre Frömmigkeit verewigt er in hervorragenden Dichtungen (s. Psalmen) und wird so der Begründer des höhern Festgesanges wieder poetischen Darstellung religiösen Empfindens. Sein Lebensbild ward für Juden und Christen das Prototyp des Messias.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 547.
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