Heidegger

[59] Heidegger, 1) Johann Heinrich, reform. Theolog, geb. 1633 zu Bärentschweil im Kanton Zürich, gest. 18. Jan. 1698, wurde Professor des Hebräischen in Heidelberg, 1659 Professor der Theologie am Gymnasium in Steinfurt, 1665 Professor der Moral zu Zürich und 1667 der Theologie. Während H. einer Konsensusunion der reformierten Kirche mit der lutherischen 1686 das Wort redete, richtete er seine scharfe Polemik gegen die katholische Kirche. Hierher gehören: »De fide decretorum concilii Tridentini quaestiones« und »Anatome concilii Tridentini«. Er beteiligte sich auch an der Abfassung des »Consensus helveticus« (s. Consensus).

2) Karl Wilhelm, Freiherr von Heideck, genannt Heidegger, Maler, auch als Philhellene bekannt, geb. 6. Dez. 1788 in Saaralben (Lothringen), gest. 21. Febr. 1861 in München, kam 1799 nach Zweibrücken und 1801 nach München, wo er die Militärakademie besuchte, zugleich aber Kunststudien machte. 1805 trat er in die bayrische Armee, wohnte den Feldzügen von 1805, 1806 und 1809 gegen Österreich, Preußen und Tirol bei und ging 1810 als Freiwilliger nach Spanien. Den Befreiungskrieg 1813 machte er als Hauptmann mit. 1814 begleitete er als Major den bayrischen Kronprinzen nach England und war dann 1816 Mitglied der Grenzberichtigungskommission in Salzburg. 1826 ging er als Oberstleutnant im Generalstab nach Griechenland und kommandierte im März 1827 das Geschwader, das die Magazine auf Oropos zu zerstören bestimmt war, so glücklich, daß ihm die Nationalversammlung zu Damala den Naturalisationsbrief verlieh. Vom Präsidenten Kapo d'Istrias wurde er 1828 zum Kommandanten von Nauplia und bald darauf zum Militärgouverneur von Argos ernannt, nahm aber 1829 aus Gesundheitsrücksichten seine Entlassung. Er kehrte nach München zurück und trat hier mit dem Rang eines Obersten wieder in die Armee ein. Doch gehörten seine Mußestunden nach wie vor der Malerei; selbst in Fresko[59] versuchte er sich mit Erfolg. Das Viergespann am Wagen des Helios in der Glyptothek ist von seiner Hand. Die Erhebung des Prinzen Otto von Bayern auf den griechischen Thron führte ihn abermals nach Griechenland. Er wurde nun zum Generalmajor und Mitglied der Regentschaft des griechischen Staates während der Minderjährigkeit des Königs Otto ernannt, in welcher Stellung er sich große Verdienste um die Organisation des Staates, namentlich des Militärwesens, erworben hat. Nach dem Eintritt der Volljährigkeit des Königs kehrte er wieder in seine frühere Stellung zurück. 1844 zum Freiherrn erhoben und dann zum Generalleutnant befördert, war er 1850 auch als Referent im Kriegsministerium tätig. Die meisten seiner Gemälde, die Motive aus Griechenland, Italien und Spanien behandeln, befinden sich in den Sammlungen der bayrischen Königsfamilie und in der Neuen Pinakothek zu München (das Löwentor von Mykenä, Ausgang zur Akropolis, Hof eines Hauses in Athen u. a.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 59-60.
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