Köthen

[540] Köthen (Cöthen), Kreisstadt im Herzogtum Anhalt, bis 1853 Hauptstadt des Herzogtums Anhalt-K. und Residenz der 1847 ausgestorbenen gleichnamigen Linie, in fruchtbarer Gegend an der Ziethe, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Halle-Wittenberge, Aschersleben-K., Dessau-K. u. a., 80 m ü. M., besteht aus der Alt- und Neustadt und vier Vorstädten, hat 2 evangelische und eine kath. Kirche (darunter die evangelische Jakobskirche [Kathedrale] im gotischen Stil mit alten Glasmalereien, schöner Orgel und der Fürstengruft), eine Synagoge und das ehemalige Residenzschloß mit Garten, einer Bibliothek von 20,000 Bänden, Gemälde- und Münzsammlung und dem Naumannschen ornithologischen Kabinett, ein Kriegerdenkmal, Denkmäler für den Ornithologen Naumann, für Sebastian Bach und die Homöopathen Hahnemann und Lutze und (1900) 22,091 Einw., davon 804 Katholiken und 287 Juden. K. hat große Eisengießereien, Maschinen-, Kessel- u. Metallwarenfabrikation, bedeutende Zucker-, Schokoladen-, Konserven-, Sauerkohl-, Stärke-, Gesundheitskaffee-, Mostrich-, Tonwaren-, Knochenmehl-, Leim-, Leder-, Gewehr-, Zigarren-, Wagen- und Lackfabriken, Spiritusbrennerei, Molkerei, ein Emaillierwerk, Glasmanufaktur, Schneidemühlen, Gartenbau (besonders Spargel- und Erdbeerzucht), Braunkohlengruben, Ziegelbrennerei etc.

Wappen von Köthen.
Wappen von Köthen.

Der Handel, unterstützt durch eine Reichsbanknebenstelle, ist besonders bedeutend in Wolle und Getreide. K. hat ein Gymnasium, Realschule, Schullehrerseminar, Technikum, Rettungsanstalt, 2 Fräuleinstifter, ein herzogliches Landgestüt, eine Landesbaumschule und ist Sitz eines Amtsgerichts und eines Bergreviers. – K. bestand schon im 10. Jahrh. als slawische Niederlassung Kothene; daselbst schlug 1115 Otto der Reiche von Ballenstedt die Wenden. Im 12. Jahrh. muß es Stadtrecht und als Getreidemarkt eine nicht geringe Bedeutung erlangt haben. Die Stadt wurde 1547 dem Fürsten Wolfgang, als einem Gliede des Schmalkaldischen Bundes, vom Kaiser genommen und nebst Wolfgangs sonstigen Besitzungen an den General Ladron verschenkt, jedoch bald zurückgekauft. Das 1547 zum Teil abgebrannte Schloß wurde 1597–1606 neu gebaut, 1620 erfolgte die Verbindung der Neustadt mit der Altstadt. Unter Fürst Ludwig, der eine Zeitlang Vorsteher der Fruchtbringenden Gesellschaft war, war K. ein Sitz deutscher Dichtkunst. Vgl. Hartung, Geschichte der Stadt K. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts (Köthen 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 540.
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