Quarz

[497] Quarz (Quartz), Mineral, Kieselsäureanhydrid SiO2, kristallisiert hexagonal trapezoedrisch-tetartoedrisch und weist zahlreiche Formen (über 160 beschrieben) auf. Die Kristalle kommen ein- und aufgewachsen vor, zum Teil zu Gruppen und Drusen vereinigt, in allen Größen zwischen mikroskopisch klein und meterlang, nicht selten auffallend verzerrt. Ferner findet sich der Q. in stängeligen (zum Teil in freie Kristallspitzen auslaufenden) und faserigen Aggregaten, häufiger derb sowie in körnigen bis dichten (oder kryptokristallinischen) Massen. Dabei ist er vollkommen durchsichtig bis kaum kantendurchscheinend,[497] farblos und wasserhell, weiß oder mannigfach gefärbt. besitzt Glasglanz, auf den Bruchflächen häufig Fettglanz, Härte 7, spez. Gew. 2,5–2,8 (rein 2,65), Zirkularpolarisation (rechts und links drehend). Er ist unlöslich in allen Säuren, ausgenommen Flußsäure; auch heiße Kalilauge greift ihn wenig an; vor dem Lötrohr ist er unschmelzbar; im Porzellanofen schmilzt er zu einer weißen Masse, die sich wie Tridymit verhält. Häufig enthält der Q. Einschlüsse, zumal mikroskopisch kleine, von Wassertröpfchen, Kochsalzlösung, flüssiger Kohlensäure, Glaskörnchen etc. Er ist das häufigste Mineral, tritt für sich gesteinsbildend (als Quarzit und Sandstein) in allen Formationen auf, erscheint als Gemengteil von Eruptiv- und Sedimentärgesteinen, auf Mineral- und Erzgängen sowie in Mandelräumen; außerdem lose als Sand und Geröll. Der Q. hat sich sowohl aus dem Schmelzfluß als aus wässeriger Lösung und als Sublimationsprodukt gebildet. Er ist auch künstlich auf verschiedene Weise dargestellt worden. Man unterscheidet: 1) Bergkristall (s. Tafel »Mineralien und Gesteine«, Fig. 1), wasserhell, rauchgrau bis nelkenbraun (Rauchtopas) und schwarz (Morion), weingelb (Citrin), zuweilen irisierend infolge seiner Risse (Regenbogenquarz oder Iris), findet sich auf Klüften und in Höhlungen kristallinischer Schiefer und Granite, in den sogen. Kristalltellern der Alpen (besonders am St. Gotthard und in Tirol), bei Bourg d'Oisans, bei Järischau und Hirschberg in Schlesien, Schemnitz in Ungarn, Madagaskar (Kristalle bis 8 m Umfang), Kalifornien, Japan etc., ferner in oft ringsum ausgebildeten wasserhellen Kristallen im Marmor von Carrara, im Jurakalk der Grafschaft Schaumburg (Schaumburger Diamanten), im Marmaroser Komitat (Marmaroser Diamanten), im Sandstein von Herkimer Co. in New York, in Arizona und Arkansas (Arizona-Diamanten, Arkansas-Diamanten) sowie als Geschiebe im Rhein (Rheinkiesel) u. a. O. Man benutzt den Bergkristall und seine Varietäten als Schmuckstein, zu Luxusgefäßen, Lüstern, Gewichten, Linsen für Brillen und optische Apparate etc. 2) Amethyst (s. d. und Tafel »Edelsteine«, Fig. 4). 3) Gemeiner Q., kristallisiert und derb, als Gemengteil zahlreicher Eruptivgesteine und kristallinischer Schiefer sowie als Quarzit, Sand und Sandstein, ferner zellig, zerhackt, auch in körnigen und dichten Massen, findet sich namentlich grau und weiß (hierher Fettquarz, Milchquarz), rauchgrau (Rauchquarz), rosenrot (Rosenquarz von Zwiesel, böhmischer Rubin), durch Eisenoxyd blutrot und undurchsichtig (roter Eisenkiesel, Hyazinthen von Compostela, hier eingewachsen in Gips), durch Eisenoxyd ockergelb und undurchsichtig (gelber Eisenkiesel aus den Eisensteingruben von Iserlohn), von Strahlstein durchwachsen und lauchgrün (Prasem von Breitenbrunn), durch eingeschlossene Krokydolithfasern indigblau (Saphirquarz, Lasurquarz oder Siderit von Golling in Salzburg), durch zahlreiche Sprünge, auf denen Eisenoxyd ausgeschieden ist, gelb und rot schillernd (Avanturin), faserig und eigentümlich schillernd, entweder gelbbraun als pseudomorphe Bildung nach verändertem Krokydolith (Tigerauge) oder grünlich nach Asbest oder Amianth (Katzenauge, besonders schön von Hof, Treseburg, Ceylon und Ostindien). 4) Kryptokristallinischer Q., meist mit splitterigem bis muscheligem Bruch: a) Hornstein, derb und in Pseudomorphosen nach Kalkspat, Flußspat etc., als Versteinerungsmittel, zumal als versteinertes Holz (Holzstein, Starstein, s. Tafel »Wüstenbildungen II«, Fig. 2), grau, gelb, grün, rot oder braun, gefleckt, gestreift oder gewolkt, schimmernd oder matt, kantendurchscheinend; sehr verbreitet; b) Kieselschiefer (s. d.); c) Jaspis (s. d.); d) Feuerstein (s. d.); e) Chalcedon (s. d.); 5) Achat (s. d.). Auch viele Varietäten des gemeinen und dichten Quarzes, so besonders Tigerauge, Katzenauge, Jaspis, Hornstein, Chalcedon und Achat, dienen als Schmucksteine, zu Ornamenten, allerlei Luxusgegenständen, Spielwaren etc., der gemeine Q. zur Glas-, Porzellan- und Steingutfabrikation, als Zuschlag bei Hüttenprozessen etc.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 497-498.
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