Unterfranken

[935] Unterfranken, ein Regierungsbezirk des Königreichs Bayern, grenzt im NW. an die preußische Provinz Hessen-Nassau, im N. an Sachsen-Weimar-Eisenach, im NO. an Sachsen-Meiningen, im O. an Ober- und Mittelfranken, im S. an Württemberg und Baden, im W. an das Großherzogtum Hessen, besteht aus dem ehemaligen Bistum Würzburg, dem[935] kurmainzischen Fürstentum Aschaffenburg, der vormals freien Reichsstadt Schweinfurt und aus Teilen des Bistums Fulda, des Fürstentums Ansbach, der Grafschaft Schwarzenberg etc. und umfaßt 8402 qkm (152,60 QM.) mit (1905) 682,532 Einw. (darunter 546,962 Katholiken, 122,028 Evangelische und 12,835 Juden),81 auf 1 qkm, und besteht aus den vier unmittelbaren Städten Aschaffenburg, Kitzingen, Schweinfurt und Würzburg und 22 Bezirksämtern. Hauptstadt ist Würzburg. Gebirge sind: im N. die Rhön mit dem Kreuzberg, im W. der Spessart, im O. der Steigerwald und die Haßberge. Hauptfluß ist der Main, der den Regierungsbezirk, zwei große Bogen nach S. abgerechnet, von O. nach W. in einem fruchtbaren Tal durchzieht. Ihm fließen hier die Fränkische Saale und Sinn auf der rechten Seite zu. Der Boden liefert Holz in großer Menge, treffliche Weine, Getreide, Flachs, Hanf, Obst etc. Von Mineralien werden Alabaster, Gips, Ton und Eisen gewonnen. Unter den Mineralquellen sind besonders die von Kissingen berühmt. Haupterwerbszweige sind: Land- und Forstwirtschaft, Wein- und Obstbau, Viehzucht etc., auch die Industrie ist bedeutend und besteht vorzugweise in Baumwollspinnerei, Lein-, Baumwoll- und Wollweberei, Fabrikation von Tapeten, Papier, Holz- und Eisenwaren, Maschinen, Glas, Bierbrauerei etc.

Tabelle

Der Handel, der durch eine Handels- und Gewerbekammer in Würzburg und 8 Bezirksgremien unterstützt wird, ist besonders namhaft in Holz, Landesprodukten und Wein. Als Hauptverkehrslinie durchzieht den Regierungsbezirk die Eisenbahnlinie Bamberg-Aschaffenburg. Die Schiffahrt auf dem Main ist in stetem Aufschwung begriffen. Über die 6 Reichstagswahlkreise s. die Karte »Reichstagswahlen«. Vgl. »Die unterfränkische Landwirtschaft 1868–1893«, Festschrift (Würzb 1894); Gerlach, Unterfranken. Eine Streife auf Volkskunst etc. (Bilderwerk mit Text vom Schwindrazheim, Wien 1907); Aurich, Statistisches Amtshandbuch für den Regierungsbezirk U. (Würzb. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 935-936.
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