Wolseley

[742] Wolseley (spr. ŭólls'lĭ), Garnet Joseph, Viscount W. of Cairo, brit. Feldherr, geb. 4. Juni 1833 zu Golden Bridgehouse in der Grafschaft Dublin, aus einer alten Soldatenfamilie, trat 1850 als Fähnrich in ein Infanterieregiment, diente im Kriege gegen Birma, ward schwer verwundet und zum Leutnant ernannt. Den Krimkrieg machte er als Ingenieur mit; in den Laufgräben von Sebastopol wurde er zum zweitenmal schwer verwundet und im Dezember 1854 zum Hauptmann befördert. 1857 nach Indien kommandiert, zeichnete er sich in den Kämpfen um Lakhnau aus und erhielt beim Schluß des Krieges an seinem 26. Geburtstage das Patent eines Oberstleutnants. 1860 nahm er am chinesischen Kriege und an der Erstürmung Pekings teil; 1861–70 diente er mit kurzer Unterbrechung in Kanada, wo er zum Obersten aufrückte und an dem Kampfe gegen die aufständischen Eingebornen des Red River-Gebietes teilnahm. 1873 erhielt er das Kommando im Aschantikriege, zerstörte 5. Febr. 1874 Kumassi, die Hauptstadt der Aschanti, und zwang sie zur Unterwerfung; zur Belohnung erhielt er die Beförderung zum Generalmajor und eine Dotation von 25,000 Pfd. Sterl. 1875 wurde er Gouverneur von Natal, dann Befehlshaber der sogen. Auxiliary Forces in England, 1876 Mitglied des Rates von Indien und 1878 Gouverneur von Cypern. Im Mai 1879 ward er als Generalleutnant zum Zivil- und Militärgouverneur von Natal und Transvaal ernannt und mit der Beendigung des Zulukrieges an Stelle Lord Chelmsfords beauftragt. Die Gefangennahme Cetewayos im August und des Häuptlings Sekokuni im Dezember und die Reorganisation des verteilten Zululandes unter englischer Oberhoheit wurde durch ihn durchgeführt. Im März 1880 kehrte er, zum Generalquartiermeister der Armee ernannt, nach England zurück; im April 1882 übernahm er das Amt des Generaladjutanten im Kriegsministerium. Im Juli d. J. wurde er zum Kommandeur der nach Ägypten gesandten[742] Expedition ernannt, siegte 13. Sept. bei Tell el Kebir und erhielt zur Belohnung die Peerswürde mit dem Titel Lord W. of Cairo sowie eine Leibrente. Dagegen gelangen ihm 1885 der Entsatz von Chartum und die Rettung von Gordon nicht. Dennoch ward er zum Viscount erhoben. 1890 erhielt er das Kommando über die Truppen in Irland, 1894 wurde er zum Feldmarschall und im November 1895 zum Oberbefehlshaber des gesamten britischen Heeres ernannt, welches Amt er bis 1900 bekleidete. Er schrieb außer einer Anzahl militärischer Aufsätze: »The soldier's pocket-book for field service« (Lond. 1856, 5. Aufl. 1886), »Narrative of the war with China in 1860« (1861), »The system of field manoeuvres« (1872), »Life of the duke of Marlborough« (1894, 2 Bde.), »Decline and fall of Napoleon« (1895), »The story of a soldiers life« (Autobiographie, 1903, 2 Bde.) und den Roman »Marley Castle« (1877, 2 Bde.). Vgl. Low, Life of Lord W. (2. Aufl., Lond. 1885); Ellis, Viscount W. (das. 1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 742-743.
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