Abführende Mittel

[32] Abführende Mittel, Arzneimittel, welche vermehrte Stuhlentleerungen bewirken; sie dienen theils überhaupt dazu, den trägen od. stockenden Stuhlgang zu fördern, im Magen u. Darmkanal[32] angesammelte Flüssigkeiten, Würmer, unverdauliche, schädliche Substanzen zu entfernen; theils durch ihren Reiz die Thätigkeit des Unterleibes zu wecken, die Aufsaugung in ihm u. a. Theilen zu vermehren, die Reizbarkeit herabzustimmen, ableitend auf viele andre mit dem Unterleibe in Beziehung stehende Theile, als Kopf, Haut etc. zu wirken. Sie werden gewöhnlich auf den Magen, selten auf die Haut angewendet; mehr örtlich wirken Stuhlzäpfchen u. Klystiere. Man unterscheidet: a) milde a. M. (Laxirmittel, Laxantia, Lenitiva), welche eine mäßige Reizung, mehr bloß kothige Stuhlgänge bewirken, od. nur schlüpfrig machen, oft zugleich kühlen (Antiphlogistica), wie die fetten Öle, Mandel-, Lein-, Mohn-, Ricinusöl, Manna, Honig, Weinsteinsäure, süßsäuerliche Früchte, bes. Pflaumen, Tamarinden, Cassienmark, frische Kräutersäfte, Salz- u. Mineralwässer; b) stärkere A. (Purgirmittel, Purgantia), welche in der Regel keine bedenklichen Erscheinungen u. keine zu große Erschöpfung veranlassen, als Sennesblätter, Rhabarber, Schwefel, Kalomel, Jalappenwurzel, Aloe; c) heftig wirkende od. drastische A. (Drastica). welche leicht übermäßige Reizung erzeugen u. heftig eingreifen, wie: Jalappenharz, Scammonium, Gummi Gutti, Coloquinthen, Elaterium, Crotonöl, Helleborus. Die Heilung vorzüglich durch a. M. nennt man Abführende Methode. Auch bei Thieren kommen dgl. a. M. auf dieselbe Weise in Anwendung. Pferden gibt man gewöhnlich Ölkuchen, Quecken, in leichtern Fällen Salzgaben, in hartnäckigern Klystiere von Leinsamen, Habergrütze etc.; Rindvieh einen Aufguß der innern Rinde des Faulbaums, Schafen u. Ziegen Glaubersalz etc.; Federvieh etwas Baumöl.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 32-33.
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