Augustīnus

[26] Augustīnus, 1) St. Aurelius A., Sohn des Patricius, geb. 354 zu Tagastein Numidien; von seiner Mutter, Sta. Monica, fromm erzogen, studirte er zuerst zu Madaura; um 369 von dort nach Tagaste zurückgekehrt, führte er ein ausschweifendes Leben, ging 371 zur Fortsetzung seiner Studien nach Carthago, war von 374–384 Manichäer, bis ihn zu Mailand, wo er Lehrer wurde, Ambrosius für den katholischen Glauben gewann, von dem er sich auch 387 mit seinem unehelichen Sohne Adeodatus taufen ließ. 388 kehrte er nach Numidien zurück, verkaufte seine Habe u. schenkte das gelöste Geld den Armen, ward 391 Presbyter u. 395 Bischof zu Hippo Regius. Er stiftete eine Art Kloster, wo er mit geistig verwandten Männern zusammen lebte. Diesen gab er in seinen Briefen Verhaltungsregeln, u. hieraus sind die sogenannten Regeln St. Augustins abgeleitet, welche die Augustiner-Eremitenn. die Regulirten Chorherren (s. Canonici regulares) beobachten. A. st. 28. Aug. 430 bei der Belagerung von Hippo durch die Vandalen. Zur Erinnerung seiner Bekehrung feiert die Katholische Kirche am 3. Mai ein besonderes Fest; sein Tag ist der 28. Aug. Seine Gebeine wurden nach Sardinien, von da vom Longobardenkönig Luitprand nach Pavia u. 1842 wieder nach Algier gebracht, um unter einem, bei dem alten Hippo (dem jetzigen Bona) errichteten Denkmale beigesetzt zu werden. Er kämpfte bis zum Tode heftig durch Wort u. Schrift gegen die Donatisten, Pelagianer, Manichäer u. alle vom orthodoxen Glauben Abweichende. Er stellte ein System der Religionslehre auf, in welchem Christenthum u. Platonismus vereinigt ist. Gegen die Pelagianer lehrte er, daß durch Adams Sünde die Sünde über alle Menschen verbreitet sei (Erbsünde) u. er braucht zuerst das Wort Peccatum originale; dem Menschen fehle seitdem aller freie Wille u. alle Kraft zum Guten, die er nur von Gottes Gnade erhalte. Er lehrte ferner die Prädestination. Die Tugenden der Heiden nannte er glänzende Laster. Er ward durch sein Ansehen mehrere Jahrhunderte lang die Stütze der christlichen Dogmatik des Abendlandes. Unter seinen Schriften, die u.a. 1679–1700, 11 Bde., Fol., n. Ausg, ebd. 1835–39, Antwerpen (Amsterd.) 1700–1703, 12 Bde., Fol., zu Vened. 1729–35 herauskamen, zeichnen sich vorzüglich aus: De civitate Dei, libri XXII (herausgeg. Berl. 1823, von Strange, Köln 1852, 2 Bde., deutsch von Silbert, 1825, 2 Bde.), Retractationes (Selbstrecension seiner Schriften); Confessiones (Bekenntnisse, in denen er alle Sünden seines früheren Lebens darlegt), herausg. von Neander 1823; Bruder 1837; F. v. Raumer 1856; deutsch von Rapp 1838, 3. A. 1856; Soliloquia u. m. Lebensbeschreibung von Possidius, herausg. von Joh. Salinas, Rom 1751 u.ö.; von Cloth 1840, 2 Bde.; Bindemann 1844; Poujoulet, Par. 1844, 3 Bde, (deutsch von Hurter, Schaffh. 1846 f., 2 Bde.). 2) St. A., Apostel der Engländer, Römischer Abt, 596 von Gregor I. nebst 39 Benedictinern nach England gesendet, legte er den Grund zur Bekehrung der Angelsachsen; er wußte durch wunderbare Heilungen sich Eingang zu verschaffen, taufte Charibert, König von Kent, u. sein Volk (zu Weihnachten 10,000 auf einmal), wurde 598 Erzbischof zu Canterbury u. st. 610 (607); Tag 26. Mai. Er schr.: Epistolae ad Gregorium Papam, in Gregors d. Gr. Werken u. Bedas Hist. eccles. gentis Anglorum befindlich. 3) A. von Ancona, Augustiner, wohnte dem Generalconcil von Lyon (1274) bei, wurde 1300 General des Augustinerordens u. st. 1318 zu Neapel; schr. einen Commentar über Ezechiel u. mehrere asketische Schriften. 4) A. Olomucensis (eigentlich Käsenbrod), geb. zu Olmütz 1470, studirte zu Padua die Rechte, wurde Propst zu Olmütz u. Geheimschreiber bei Wladislaw von Ungarn u. Böhmen u. st. 1513. Schr. Dialogus in defensionem poëtices, Ven. 1439; Epistolae contra perfidiam Valdensium u. m. a.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 26.
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