Seydelmann

[925] Seydelmann, 1) Franz, geb. 1748 in Dresden, bildete sich unter Weber u. dann unter Naumann musikalisch aus, ging 1764 nach Italien, wurde 1772 kurfürstlicher Kirchen- u. Kammercomponist in Dresden, 1787 Kapellmeister u. st. daselbst 1806; er componirte mehre Messen, kleine Opern, Sonaten etc. 2) Crescentius Jakob, Bruder des Vor., geb. 1750 in Dresden, Maler, copirte bes. ausgezeichnete Werke in Originalgröße in Sepia; er kam 1781 von Rom nach Dresden zurück, wurde Professor an der Akademie, copirte seit 1805 für Kaiser Alexander in Sepia die bedeutendsten Bilder der Dresdner Gallerie u. st. 1829 in Dresden. 3) Apollonia S. geb. de Forgue, geb. in Venedig 1768 u. Schülerin der Schwester von Mengs, Mad. Maron; kam jung nach Dresden u. heirathete um 1787 den Vor., ging mit ihm 1791 nach Italien u. st. 1840; sie arbeitete ebenfalls in Sepia, berühmt ist bes. ihre Zeichnung nach der Sixtinischen Madonna in Dresden, nach welcher Müller seinen Kupferstich ausgeführt. 4) Karl, geb. 24. April 1795 zu Glatz in Schlesien, zeigte frühzeitig mimisches Talent u. widmete sich, obwohl zum Studium der Jurisprudenz bestimmt, der Bühne, war 1813 Militär, trat später in Grafenort auf dem Privattheater des Grafen von Herberstein auf, betrat dann die Bühne zu Breslau, 1819 Grätz, 1820 Wien, Presburg u. Olmütz u. begründete in Prag seinen Ruf, wo er 1820 festes Engagement erhielt. Sein Ruf verbreitete sich durch ganz Deutschland u. mehre Theater, bes. Hamburg, suchten S. zu fesseln, er engagirte sich aber in Kassel, dann, dies eigenmächtig verlassend, in Darmstadt, wo er Mitglied der Regie, u. 1829 lebenslänglich in Stuttgart, wo er auch Regisseur u. Vorsteher der dramaturgischen Lehranstalt wurde; 1831 gastirte er in Wien u. 1835 u. 1837 in Berlin, wo er 1838 festes Engagement annahm, sich zu einem der größten Schauspieler erhob u. 17. März 1843 starb. Er war gleich groß im Hochtragischen, wie im Hochkomischen. Hauptrollen: Ludwig XI., Shylock, Mephistopheles, Mohr (in Schillers Fiesco), Franz (in den Räubern), Cromwell, Ossip, Wellenberger (in Ifflands Advocaten), Abbé de l'Epée etc. Vgl. Rötscher, S-s Leben u. Wirken, Berl. 1845.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 925.
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