Perú

1361. Peru.
1361. Peru.
Flaggen.
Flaggen.

[382] Perú, südamerik. Republik [Karte: Südamerika I], 1.137.000 (1.769.804) qkm, (1896) 4.559.550 E.; durchzogen von den Kordilleren in mehrern Ketten (bis 6721 m hoch [s. Beilage: Berge]), welche ausgedehnte Hochebenen (Paramos oder Punas, im Durchschnitt 4000 m hoch) einschließen. Die Küste ist zumeist Sand- und Kieswüste; zwischen den Küsten- und den Binnenkordilleren liegt die fruchtbare Sierra (Gebrigstäler), im O. der Binnenkordilleren Urwälder (Montaña); Bewässerung an der Küste unbedeutend, reichhaltig im O. (Amazonenstrom mit dem Huallaga und Ucayali), viele Seen (Lagunas). An der Küste stellenweise üppige Weiden; in der Sierraregion Anbau europ. Gemüse –, Frucht- und Getreidearten, sowie von Orangenbäumen und Chirimoya; in den Östl. Kordilleren Waldregion (bis 2600 m); Klima im allgemeinen gesund, auf den Hochflächen die Sorah- oder Punakrankheit; sehr reichhaltige Tierwelt, bes. Affen- und Vogelarten. Bevölkerung überwiegend Indianer, über 50 Proz., bes. auf der Sierra und den Hochlanden, welche in die Quechua und Aymara zerfallen; im übrigen Mischlinge (Mestizen, Cholos, Costeños, über 20 Proz.), Weiße (19.000), Chinesen (50.000). Erwerbszweige: Anbau von Mais, Weizen, Bohnen, Quinoa, Kartoffeln, Tabak, Zuckerrohr, Koka; Schaf –, Lama- und Alpakazucht; Industrie unbedeutend; Silberbergbau; Salz- und Petroleumlager; Handel [s. Beilage: Südamerika] früher durch den Mangel an Verkehrswegen behindert; jetzt (1904) Eisenbahnen 1907 km [s. auch Beilage: Eisenbahnen]; Telegraphenlinien (1903) 5327 km. Handelsmarine (1902) 5 Dampfer und 55 Segelschiffe (von 50 und mehr Registertons).

Verfassung und Verwaltung. An der Spitze ein Präsident (Volkswahl auf 4 Jahre); Senat (48 Mitglieder), Deputiertenkammer (108 Mitglieder, auf 6 Jahre gewählt). Einteilung in 19 Departamentos; Hauptstadt Lima. Budget 1905: ca. 23,5 Mill. Sol (Silber). Bildungswesen mangelhaft; Universität in Lima; kirchliche Einteilung in das Erzbistum Lima und 7 Bistümer. Heer. Jeder Peruaner soll 3 Jahre in der Infanterie, 4 Jahre in der Kavallerie des stehenden Heers, 7 Jahre in der 1., 5 Jahre in der 2. Reserve und 15 Jahre in der Nationalgarde dienen. Friedensstärke 4000 Mann. Stellvertretung gestattet. Die nicht Ausgelosten gehören der Nationalgarde an. Im Frieden bestehen 5 Bataillone Infanterie (Mausergewehr M 91, Kaliber 7,65 mm), 7 Eskadrons Kavallerie (Mauserkarabiner), 1 Feldartillerieregiment (36 Kruppsche Geschütze), 1 Militärschule. Kriegsflotte: 2 Kreuzer, 2 Dampfer, 1 Schulschiff, 6 kleinere Raddampfer; im Bau 2 Kreuzer [382] von 3500 t. Wappen: ein geteilter Schild, oben Lama und Chinarindenbaum, unten ein Füllhorn [Abb. 1361]; Flagge auf Tafel: Flaggen. Hauptmünze der Sol = 2 M.

Entdeckungsgeschichte s. Beilage: Entdeckungsreisen.

Geschichte [s. auch Beilage: Kolonien]. Früher Hauptteil des Reichs der Inkas, wurde P. 1531-34 durch Pizarro für Spanien erobert, erklärte sich 28. Juli 1821 für unabhängig und machte durch den Sieg auf der Hochebene von Junin 6. Aug. 1824 und die Gefangennahme des span. Heers bei Ayacucho 9. Dez. der Herrschaft der Spanier ein Ende. Seitdem hinderten ununterbrochene Parteikämpfe die Entwicklung des Landes. In dem 1866 mit Chile, Ecuador und Bolivia an Spanien erklärten Kriege beschoß letzteres ohne Erfolg Callao. Durch den 1879-83 mit Bolivia gegen Chile geführten Krieg ward P. in seinen Finanzen völlig zerrüttet und verlor das Dep. Tarapacá. Ein danach ausgebrochener vernichtender Bürgerkrieg zwischen dem von den Chilenen 1883 eingesetzten Präsidenten Iglesias und General Cáceres endigte 2. Dez. 1885 nach heftigem dreitägigem Straßenkampfe in Lima mit der Ergebung des erstern, worauf General Cáceres 30. Mai 1886 zum Präsidenten erwählt wurde. Ihm folgte 1890 Bermudez, nach dessen Tode (1894) wieder Cáceres, der aber 1895 durch den General Pierola besiegt wurde. Unter diesem schloß P. 1898 mit Chile einen Vertrag, durch den ihm die 1884 abgetretenen Gebietsteile wieder zurückgegeben werden sollten. In der Präsidentschaft folgten 1899 Romaña, 1903 Candamo und nach dessen Tode (1904) Pardo.

Vgl. Tschudi (2 Bde., 1845-46, und 5 Bde., 1866-69), Soldan (franz., 1863), Carrey (franz., 1875), Squier (deutsch 1883), Middendorf (3 Bde., 1893-95), Haënke (span., 1901), Geschichte von Prescott (deutsch, 2 Bde., 1848), Markham (engl., 1892).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 382-383.
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