Hartig [2]

[839] Hartig, 1) Georg Ludwig, Forstmann, geb. 2. Sept. 1764 in Gladenbach bei Biedenkopf, gest. 2. Febr. 1837 in Berlin, erlernte das Forst- und Jagdwesen in Harzburg, studierte in Gießen 1781–1783, ward 1786 Forstmeister des Fürsten Solms-Braunfels zu Hungen (Wetterau) und errichtete hier eine Privatforstschule. 1797 berief ihn der Fürst von Nassau-Oranien als Landforstmeister nach Dillenburg, wo die Forstschule eine erweiterte Gestalt erhielt. 1806 ging er als Oberforstrat nach Stuttgart und 1811 als Oberlandforstmeister nach Berlin. Unausgesetzt wissenschaftlich tätig, verbreitete er durch seine trefflichen Lehrbücher tüchtige praktische Bildung unter den Forstmännern; dabei hielt er selbst in Berlin vielbesuchte Vorträge über Forstwissenschaft. H. schrieb: »Anweisung zur Holzzucht für Förster« (Marb. 1791, 7. Aufl. 1817); »Physikalische Versuche über das Verhältnis der Brennbarkeit der meisten deutschen Waldbaumhölzer« (das. 1794, 3. Aufl. 1807); »Anweisung zur Taxation und Beschreibung der Forste« (Gießen 1795, 4. Aufl. 1819); »Grundsätze der Forstdirektion« (Hadamar 1803, 2. Aufl. 1813); »Lehrbuch für Förster« (Stuttg. 1808; 11. Aufl., hrsg. von Theod. u. Rob. H. 1877, 3 Bde.; 1871 umgearbeitet von Borggreve, 2. Aufl., Berl. 1875; mehrfach übersetzt); »Versuch über die Dauer der Hölzer« (Stuttg. 1822); »Erfahrungen über die Dauer der Hölzer« (Berl. 1836); »Forstliches und forstnaturwissenschaftliches Konversationslexikon« (das. 1834, mit seinem Sohn Theodor H.; 2. Aufl., Stuttg. 1836); »Lehrbuch für Jäger« (das. 1810; seit der 6. Aufl. hrsg. von Theodor H., 11. Aufl. von Robert H., 1884; eine andere, nach der 5. Auflage bearbeitete Ausgabe erschien Neudamm 1903); »Lexikon für [839] Jäger und Jagdfreunde« (Berl. 1836, 2. Aufl. 1859 bis 1861). Auch gab er das »Journal für das Forst-, Jagd- und Fischereiwesen« (1806–08) und das »Forst- und Jagdarchiv von und für Preußen« (1816 bis 1822) heraus. Bei Darmstadt, Gladenbach und Hohenheim wurden ihm Denkmäler errichtet.

2) Theodor, Forstmann und Naturforscher, Sohn des vorigen, geb. 21. Febr. 1805 in Dillenburg, gest. 26. März 1880 in Braunschweig, studierte 1824–27 in Berlin, war 1831–33 Dozent der Forstwissenschaft an der Universität Berlin, wurde 1835 außerordentlicher Professor daselbst, 1838 Forstrat und Professor der Forstwissenschaft am Carolinum in Braunschweig und trat 1878 nach Aufhebung der Forstschule daselbst in den Ruhestand. Er schrieb außer dem mit seinem Vater bearbeiteten »Forstlichen und forstnaturwissenschaftlichen Konversationslexikon«: »Die Aderflügler Deutschlands« (Berl. 1837, 2. Aufl. 1860); »Vollständige Naturgeschichte der forstlichen Kulturpflanzen Deutschlands« (das. 1840–51, neue Ausg. 1886); »Vergleichende Untersuchungen über den Ertrag der Rotbuche« (das. 1847, 2. Aufl. 1851); »Über das Verhältnis des Brennwertes der Holz- und Torfarten« (Braunschw. 1855); »Kontroversen der Forstwirtschaft« (das. 1853); »System und Anleitung zum Studium der Forstwirtschaftslehre« (Leipz. 1858) und »Anatomie und Physiologie der Holzpflanzen« (Berl. 1878). Auch gab er die spätern Auflagen von seines Vaters »Lehrbuch für Jäger«, »Lehrbuch für Förster« und die »Jahresberichte über die Fortschritte der Forstwissenschaft und der forstlichen Naturkunde« (1836–37) heraus.

3) Karl Ernst, Technolog, geb. 20. Jan. 1836 in Stein bei Rochlitz, gest. 23. April 1900 in Dresden, besuchte die technischen Lehranstalten in Chemnitz und Dresden, arbeitete in der Fabrik von Rich. Hartmann und widmete sich nach Vollendung seiner Universitätsstudien dem Lehrfach der mechanischen Technologie. Er wurde Assistent von Hülße in Dresden, 1863 Lehrer und 1865 Professor der mechanischen Technologie am Polytechnikum in Dresden. Er lieferte Untersuchungen über Arbeitsmaschinen und »Untersuchungen über die Heizkraft der Steinkohlen Sachsens« (Leipz. 1860), redigierte seit 1875 den »Zivilingenieur«, wurde 1877 Mitglied des kaiserlichen Patentamtes und schrieb: »Studien in der Praxis des kaiserlichen Patentamtes« (das. 1890).

4) Robert, forstwirtschaftl. Schriftsteller, Sohn von H. 2), geb. 30. Mai 1839 in Braunschweig, gest. 9. Okt. 1901 in München, studierte in Braunschweig am Collegium Carolinum und in Berlin, trat 1864 als Forstmann in braunschweigischen Staatsdienst, wurde 1867 an die Forstakademie nach Eberswalde berufen, dort 1871 zum Professor ernannt und ging 1878 als Professor der Forstbotanik nach München. H. hat die Anregung zu dem wissenschaftlichen Ausbau der Pathologie der forstlichen Kulturgewächse gegeben und diese Disziplin wesentlich gefördert. Er schrieb: »Vergleichende Untersuchungen über den Wachstumsgang und Ertrag der Rotbuche und Eiche im Spessart, die Kiefer in Pommern, die Weißtanne im Schwarzwald« (Stuttg. 1865); »Die Rentabilität der Fichtennutzholz- und Buchenbrennholzwirtschaft im Harz und Wesergebirge« (das. 1868); »Wichtige Krankheiten der Waldbäume« (Berl. 1874); »Die durch Pilze erzeugten Krankheiten« (2. Aufl., Bresl. 1875); »Die Zersetzungserscheinungen des Holzes der Nadelholzbäume und der Eiche« (Berl. 1878); »Lehrbuch der Baumkrankheiten« (das. 1882,2. Aufl. 1889; 3. Aufl. als »Lehrbuch der Pflanzenkrankheiten«, 1900); »Die anatomischen Unterscheidungsmerkmale der wichtigern in Deutschland wachsenden Hölzer« (Münch. 1879, 4. Aufl. 1898); »Der Wurzelpilz des Weinstockes« (Berl. 1883); »Die Zerstörungen des Bauholzes«, Bd. 1: »Der echte Hausschwamm« (das. 1885; 2. Aufl. von Tubeuf, das. 1902); »Das Holz der deutschen Nadelbäume« (das. 1885); »Das Holz der Rotbuche« (mit Rudolf Weber, das. 1888); »Lehrbuch der Anatomie und Physiologie der Pflanzen« (das. 1891); »Holzuntersuchungen. Altes und Neues« (das. 1901). Auch gab er »Untersuchungen aus dem forstbotanischen Institut zu München« (Berl. 1880–1883, 3 Tle.) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 839-840.
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