Klopp, Onno

[150] Klopp, Onno, Geschichtschreiber, geb. 9. Okt. 1822 zu Leer in Ostfriesland, gest. 9. Aug. 1903 in Penzing bei Wien, ward 1845 Lehrer in Osnabrück, später in Hannover, wo er dem König Georg V. bekannt und in dessen Umgebung gezogen, 1861 mit der Herausgabe von Leibniz' Werken (s. unten) beauftragt wurde und 1865 das Referat über die Landesarchive in Hannover erhielt. Schon in seiner im Auftrag der ostfriesischen Stände verfaßten »Geschichte Ostfrieslands« (Hannov. 1854–58, 3 Bde.) verriet K. seinen Haß gegen Preußen, dem er die Schuld an allem Unglück in der deutschen Geschichte zuschob, und ging mehr und mehr ins großdeutsche, ultramontane und partikularistische Lager. Seine Bücher: »Der König Friedrich II. von Preußen und die deutsche Nation« (Schaffhaus. 1860, 2. Aufl. 1867), »Tilly im Dreißigjährigen Kriege« (Stuttg. 1861, 2 Bde.; Neubearbeitung s. am Schluß), eine Ehrenrettung dieses Feldherrn, die, an sich berechtigt und auch wohlgelungen, nur in der Verunglimpfung der Gegner über ihr Ziel hinausschoß, sowie seine Aufsätze in den Görresschen »Historisch-politischen Blättern« über »die kleindeutschen Geschichtsbaumeister« gaben davon Zeugnis. Auch auf den König Georg wirkte er in preußenfeindlichem Sinn ein. 1866 weilte K. im königlichen Hauptquartier, ward mit einer Sendung an den Bundestag und den Prinzen Karl von Bayern betraut, begleitete den König nach Hietzing und schrieb mehrere Broschüren zur Verteidigung seines Königs und zur Verunglimpfung Preußens (»Der Erbfeind Deutschlands«, »Der Berliner Hochverratsprozeß wider den Staatsminister Graf Platen«, »Die Hannoveraner vor Eisenach«, »Das preußische Verfahren in der Vermögenssache des Königs von Hannover« u. a.). 1874 trat er zum Katholizismus über und lebte in Wien. Nach dem Tode des Königs Georg V. schrieb er dessen Biographie (Hannov. 1878). Da ihm die Vollendung der Ausgabe von Leibniz' Werken (bis 1884: 11 Bde.) durch das Verbot, das Archiv in Hannover zu benutzen, unmöglich gemacht war, verfaßte er ein weitschichtig angelegtes Werk: »Der Fall des Hauses Stuart« (Wien 1875–87, 14 Bde.), worin er dies Ereignis im Zusammenhang der europäischen Geschichte als gerecht und den Wünschen und Interessen der katholischen Kirche entsprechend darstellt. Ferner schrieb er: »Das Jahr 1683 und der folgende große Türkenkrieg« (Graz 1882) und gab noch heraus: »Corrispondenza epistolare tra Leopoldo I., imperatore, ed il P. Marco d'Aviano, capuccino« (das. 1888), »Tilly, Gustav Adolf und die Zerstörung von Magdeburg« (Berl. 1895), »Philipp Melanchthon 1497–1560« (das. 1897) sowie eine neue Ausgabe seines Werkes über Tilly u. d. T. »Der Dreißigjährige Krieg bis zum Tode Gustav Adolfs 1632« (Paderb. 1891–96, 3 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 150.
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