Kunstvereine

[820] Kunstvereine, Gesellschaften, gegründet zu dem Zweck, das Interesse an der Kunst zu fördern, den sie meist durch öffentliche, teils periodische, teils permanente Ausstellungen der neugeschaffenen Kunstwerke und durch Vorträge zu erreichen suchen. Die Mitglieder verpflichten sich zur Zahlung eines jährlichen Beitrags, wofür teils Werke der Ausstellung zur Verlosung unter die Mitglieder angekauft werden, teils als Nietenblatt ein Kupferstich oder ein illustriertes Werk hergestellt wird, die an die sämtlichen Mitglieder zur Verteilung kommen. In Deutschland ist der in München 1823 gegründete Verein der älteste; ihm folgten bald mehrere, wie der Berliner »Verein der Kunstfreunde im preußischen Staat« (1825), der Düsseldorfer »Verein für die Rheinlande und Westfalen« (1829) u. a. Gegenwärtig zählt man in Deutschland ca. 80 K., wovon viele zu Verbänden zusammengetreten sind, die gemeinsam Wanderausstellungen veranstalten, so: die »Westlich der Elbe verbundenen K.«, die die Städte Hannover, Magdeburg, Halle, Gotha und Kassel umfassen, die »Östlichen K.« (Königsberg i. Pr., Stettin, Elbing, Posen und Görlitz); der »Pfälzische Kunstverein« mit dem Sitz in Speyer (Turnus mit den größern Städten der Pfalz); der »Westfälische Kunstverein« (Münster, Dortmund, Bielefeld, Minden). Diesen schließt sich eine beträchtliche Zahl von Einzelvereinen in Deutschland und Österreich an, die teilweise auch in kleinern Orten Filialvereine errichtet haben. Die bedeutendern davon sind die zu Altenburg i. S., Barmen, Bremen, Kassel, Danzig, Düsseldorf, Berlin (Preußischer Kunstverein, Verein der Kunstfreunde für die amtlichen Publikationen der National galerie, Deutscher Kunstverein), Gera, Köln, Leipzig, Dresden, Frankfurt a. M., Hamburg, Oldenburg, Stuttgart, Graz, Innsbruck, Linz, Wien, Prag (Kunstverein für Böhmen), Pest und Krakau. In der Schweiz existiert zwischen den Städten Zürich, Basel, Schaffhausen, Glarus, Konstanz, St. Gallen, Winterthur einerseits, als östlichem Zyklus, anderseits zwischen den Städten Bern, Lausanne, Genf, Freiburg, Aarau, Luzern, als westlichem Zyklus, ein »Allgemeiner schweizerischer Kunstverein«. Auch die Hauptorte am Bodensee veranstalten Kunstausstellungen im Turnus. Außerdem besitzen auch andre Länder ihre K.: Frankreich in Paris, Lyon, Besançon, Toulouse, Marseille, Rouen, Caen, Nantes, Bordeaux, Montpellier, St.-Etienne, Orléans, Angers etc.; Holland in Amsterdam, Rotterdam, Groningen, im Haag; Belgien in Brüssel, Antwerpen, Lüttich etc.; Großbritannien in London, Manchester, Dublin, Edinburg; Dänemark in Kopenhagen; Rußland (Kunstverein in Riga); desgleichen Schweden, Norwegen, Nordamerika etc. Die K. haben sich große Verdienste um die Kunst erworben, indem sie nicht nur den Verkauf von Kunstwerken vermittelten und dadurch die Kunstproduktion wie die Liebe zur Kunst selbst beförderten, sondern auch viel für die Herstellung und Restauration öffentlicher Kunstdenkmäler taten. Außer diesen Kunstvereinen gibt es noch besondere Vereine für geistliche Kunst (Berlin, Dresden, München, Nürnberg und Stuttgart) und für historische Kunst, so den »Albrecht Dürer-Verein« in Nürnberg, die »Verbindung für historische Kunst« u. a. m., sowie die »Gesellschaft für vervielfältigende Kunst« in Wien. Um die Bildung und Entwickelung der deutschen K. haben sich besonders verdient gemacht Lucanus in Halberstadt und Schulrat Looff in Gotha. Vgl. »Kunsthandbuch für Deutschland« (6. Aufl., Berl. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 820.
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