Larochejacquelein

[200] Larochejacquelein (spr. -rosch'schakläng), alte franz. Familie der Vendée, berühmt durch ihre Anhänglichkeit an das Königtum, hieß mit ihrem eigentlichen Namen Duverger. Gui Duverger vermählte sich 1505 mit Renée, der Erbtochter von L., und nahm von dem ihm zugefallenen Besitztum den Namen an. Merkwürdig sind von den Gliedern des Geschlechts:

1) Henry Duverger, Graf von, geb. 30. Aug. 1772 auf dem Schloß Durbellière bei Châtillon-sur-Sèvre, gest. 4. März 1794, trat 1791 als Offizier in die konstitutionelle Garde Ludwigs XVI., stellte sich nach den Ereignissen vom 10. Aug. 1792 in der Vendée an die Spitze der Royalisten und befehligte in zahlreichen Treffen. Nach der Niederlage bei Luçon (12. Aug.) rettete er das Heer durch Deckung des Rückzugs und rächte die Seinen bei Chantonay. Nach der Niederlage von Chollet 9. Okt. und dem Tode Lescures von den Vendéern zum Generalissimus ernannt, siegte er bei Condé und Château-Gouthier, bemächtigte sich der Stadt Laval und siegte bei Antrain. Er nahm La Flèche und Le Mans, unterlag jedoch hier in der Schlacht 21. Dez. 1793. Er fiel bei Nouaillé in der Gegend von Chollet. Er hatte sich bei seinen Anhängern den Namen »Held der Vendée« erworben. Berühmt ist seine Anrede an die Vendéer bei Übernahme des Kommandos: »Wenn ich zurückweiche, tötet mich; wenn ich vordringe, folgt mir; wenn ich falle, rächt mich!« Vgl. »Henri de L. et la guerre de la Vendée, d'après des documents inédits« (Niort 1890).

2) Louis Duverger, Marquis de, Bruder des vorigen, geb. 29. Nov. 1777 in St.-Aubin, gest. 4. Juni 1815 in Orléans, wanderte beim Ausbruch der Revolution mit seinem Vater aus, focht zuerst am Rhein im Heere Condés und trat dann in britische Dienste. 1801 kehrte er nach Frankreich zurück; doch versuchte Napoleon I. vergebens, ihn für sich zu gewinnen. 1814 führte er den Herzog von Angoulême in Bordeaux ein, wofür ihn Ludwig XVIII. zum Maréchal de Camp ernannte. Während der Hundert Tage machte L., von den Engländern unterstützt, 16. Mai 1815 einen Landungsversuch an der Küste von St.-Gilles, fiel aber unweit St.-Gilles. – Seine [200] Witwe Marie Louise Victoire, geborne de Donnissau, ebenfalls berühmt als royalistische Heldin, geb. 25. Okt. 1772 in Versailles, gest. 15. Febr. 1857, hatte sich 1789 mit dem Marquis de Lescure, ihrem Vetter, vermählt. Als dieser nach der Katastrophe vom 10. Aug. in der Vendée die Fahne der Insurrektion erhob, nahm sie mit ihm an allen Kriegszügen teil. Als ihr Gemahl 1793 bei Chollet gefallen war, flüchtete sie nach Spanien, kehrte aber infolge der Amnestie von 1795 nach Frankreich zurück. 1801 vermählte sie sich mit dem Marquis de L. Ihre oft ausgelegten »Memoires« (Bord. 1815, neue Ausg. 1889) liefern einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der Kämpfe in der Vendée. Vgl. Nettement, Vie de Mme. la marquise de L. (3. Aufl., Par. 1876).

3) Henri Auguste Georges Duverger, Marquis de, Sohn des vorigen, geb. 28. Sept. 1805, gest. 7. Jan. 1867, ward schon 1815 zum Pair von Frankreich erhoben, trat 1821 in die Armee und machte 1823 den Feldzug in Spanien mit. 1828 trat er in russische Dienste und focht unter Diebitsch am Balkan. Nach der Revolution von 1830 verzichtete er auf seine Pairswürde und widmete sich auf seinen Gütern im westlichen Frankreich industriellen Unternehmungen. 1842 trat er in die Kammer, wo er die Prinzipien der monarchischen Legitimität mit denen der Volkssouveränität in Einklang zu bringen suchte. 1848 ward er in die Konstituierende Versammlung und in die Legislative gewählt und gründete den Verein Association générale de patronage et de mutualité au profit des classes ouvrières. Bei den Legitimistenkongressen 1843 in London, 1849 in Ems und 1850 in Wiesbaden war er gegenwärtig; er warf sich aber bald der neuen Napoleonischen Regierung in die Arme und wurde 31. Dez. 1852 zum Senator ernannt. Die Abtrünnigkeit wurde ihm von den Legitimisten nie verziehen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 200-201.
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