Mensdorff-Pouilly

[616] Mensdorff-Pouilly (spr. -pulji), Alexander, Graf, österreich. Staatsmann, geb. 4. Aug. 1813 in Koburg, gest. 14. Febr. 1871. Er stammte aus einem lothringischen, 1818 in den österreichischen Grafenstand erhobenen Geschlecht, das ursprünglich nach einer Besitzung an der Saône Pouilly hieß, während der Revolution auswanderte und den Namen M. annahm, und war der Sohn des Generals Grafen Emanuel (1777–1852), der 1813 ein Streifkorps führte (vgl. sein »Tagebuch« vom 21. Aug. bis 10. Dez. 1813 in den »Mitteilungen des k. und k. Kriegsarchivs«, Wien 1904), und der Herzogin Sophie von Sachsen-Koburg (gest. 1835). M. trat 1829 in die Armee, focht 1848–49 in Italien und Ungarn, war 1851 österreichischer Kommissar in Schleswig-Holstein und 1852–53 Gesandter in Petersburg. 1858 Feldmarschalleutnant geworden, zeichnete er sich als Generalgouverneur von Galizien während des polnischen Aufstandes 1863 durch Energie und Humanität in gleichem Maß aus. 1864 an Graf Rechbergs Stelle zum Minister des Auswärtigen berufen, machte er alle Wandlungen der österreichischen Politik bis zur Sistierung der Verfassung durch Belcredi und dem Krieg mit Preußen 1866 mit, obwohl er offen gegen einen Doppelkrieg und für eine vorgängige Versöhnung mit Italien, selbst um den Preis Venetiens, eingetreten war. Im November 1866 legte er sein Amt nieder und wurde 1870 zum kommandierenden General in Agram, dann in Prag ernannt. Als Gemahl der Gräfin Alexandrine von Dietrichstein (geb. 29. Febr. 1824), der Erbin des Fürsten Joseph von Dietrichstein (s. d. 6), erhielt M. nach dessen Tode durch kaiserliches Diplom vom 20. März 1869 den Titel eines Fürsten Dietrichstein zu Nikolsburg. Sein Erbe war sein Sohn Fürst Hugo Dietrichstein zu Nikolsburg, geb. 19. Dez. 1858, gegenwärtig Oberst im österreichischen Generalstab und bis Oktober 1905 erster Flügeladjutant Kaiser Franz Josephs I.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 616.
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