Meyer von Knonau

[751] Meyer von Knonau, 1) Ludwig, schweizer. Geschichtschreiber, geb. 12. Sept. 1769 in Zürich, gest. 21. Sept. 1841, widmete sich in Halle philosophischen, geschichtlichen und juristischen Studien, bereiste mehrere Länder Europas, ward 1797 eidgenössischer Gesandtschaftssekretär auf dem Kongreß zu Rastatt, 1800 Kantonsrichter, 1803 Mitglied des Obergerichts und 1805 des Kleinen Rates und bei Errichtung des Züricher politischen Instituts Professor des Rechts. Seit 1830 wiederholt Tagsatzungsgesandter seines Kantons, wurde er 1831 in den Regierungsrat desselben gewählt, zog sich aber nach dem Aufstand 6. Sept. 1839 von allen öffentlichen Geschäften zurück. Sein Hauptwerk ist das »Handbuch der Geschichte der schweizerischen Eidgenossenschaft« (Zürich 1826-zw, 2 Bde.). Seine interessanten »Lebenserinnerungen« gab sein Enkel Gerold M. v. K. heraus (Frauens. 1883).[751]

2) Gerold Ludwig, Sohn des vorigen, geb. 2. März 1804, gest. 1. Nov. 1858, gab in seinem 19. Jahr einen »Abriß der Erdbeschreibung und Staatskunde der Schweiz« (Zürich 1824) heraus, setzte hierauf seine Studien in Berlin unter Ritter fort, erhielt 1837 die Leitung des zürcherischen Staatsarchivs und 1852 die Oberredaktion der vom Bund herausgegebenen »Amtlichen Sammlung der ältern eidgenössischen Abschiede« bis 1798. Seine wichtigsten Schriften sind die Bearbeitungen der Kantone Zürich (St. Gallen 1834; 2. Aufl. 1844–46, 2 Bde.) und Schwyz (das. 1835) in dem von ihm herausgegebenen Sammelwerk »Historisch-statistisches Gemälde der Schweiz«, die »Erdkunde der schweizerischen Eidgenossenschaft« (erweiterte Bearbeitung des genannten Abrisses, Zürich 1838 bis 1839, 2 Bde.) und die Fortsetzung des von Vögelin begonnenen »Historisch-geographischen Atlas der Schweiz« (Heft 1–5, das. 1846–55). Außerdem schrieb er »Die Heldinnen des Schweizerlandes« (Zürich 1832) und setzte Hallers »Bibliothek der Schweizergeschichte« fort.

3) Gerold, schweizer. Geschichtsforscher, Sohn des vorigen, geb. 5. Aug. 1843 in Zürich, studierte in Zürich, Bonn, Berlin und Göttingen Geschichte, promovierte daselbst mit der Schrift »Über Nithards vier Bücher Geschichten« (Leipz. 1866), habilitierte sich 1867 als Dozent an der Universität Zürich, wurde 1870 außerordentlicher, 1872 ordentlicher Professor der allgemeinen Geschichte daselbst. 1882–88 war er Mitglied des Erziehungsrates des Kantons Zürich. Seit 1871 Präsident der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, steht er seit 1894 auch an der Spitze der Allgemeinen Geschichtsforschenden Gesellschaft der Schweiz und ist seit dem gleichen Jahre Mitglied der Historischen Kommission in München. Er veröffentlichte außer zahlreichen Beiträgen in deutschen und schweizerischen Fachzeitschriften, im »Jahrbuch des schweizerischen Alpenklubs«, in der »Allgemeinen deutschen Biographie« und andern Sammelwerken: »Jahrbuch für die Literatur der Schweizer Geschichte« (1868–69, 2 Bde.), »Die schweizerischen historischen Volkslieder des 15. Jahrhunderts« (Zürich 1870), »Die Sage von der Befreiung der Waldstädte« (Basel 1873), »Aus mittlern und neuern Jahrhunderten« (Zürich 1876), »Burg Mammertshosen« (das. 1871), »Alemannische Denkmäler in der Schweiz« (das. 1873–76,2 Hefte), »Lebensbild des heiligen Notker« (das. 1877); »Die kritischen Tage des Gebirgskampfes 1799« (das. 1887), »Die zürcherischen Neujahrsblätter des 19. Jahrhunderts« (das. 1888), »Georg von Wyß« (das. 1895–96), »P. Ildefras von Arx« (St. Gallen 1874), »Die Ekkeharte von St. Gallen« (Basel 1877), »Aus einer zürcherischen Familienchronik« (Frauenfeld 1884), »Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V.« (Leipz. 1891–1904, 5 Bde.). Er gab die St. Gallenschen Geschichtsquellen (St. Gallen 1870–81, 5 Bde.) sowie das »Cartular von Rheinau« in den »Quellen zur Schweizergeschichte«, Bd. 3, mit ausführlichem kritischen Kommentar heraus, und übersetzte für »Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit« Ekkehart IV., Casus Sancti Galli (Leipz. 1878). Auch vollendete er den von seinem Vater fortgesetzten Vögelinschen »Historischen Atlas« (Lief. 6 u. 7, Zürich 1867–69) und redigiert das von der Geschichtsforschenden Gesellschaft der Schweiz herausgegebene »Jahrbuch für schweizerische Geschichte« (das. 1876 ff.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 751-752.
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