Philippovich

[786] Philippovich (spr. -witsch), 1) Joseph, Freiherr von Philippsberg, österreich. Feldzeugmeister, geb. 18. April 1818 zu Gospić in der Militärgrenze, gest. 6. Aug. 1889 in Prag, Sohn eines Grenzstabsoffiziers von bosnischer Abstammung, trat 1836 in die kaiserliche Armee, focht 1848–49 unter Jellachich mit Auszeichnung, 1859 als Generalmajor und Brigadekommandeur im 6. Armeekorps in Italien, wurde 1860 in den Freiherrenstand erhoben, war 1866 Adlatus des Kommandierenden des 2. Armeekorps, Grafen Thun, in der Nordarmee, wurde dann zum Feldmarschalleutnant und 1874 zum Feldzeugmeister befördert. Im Juli 1878 mit dem Oberbefehl über die zur Besetzung Bosniens bestimmten Truppen (13. Armeekorps) betraut, vollendete er, nachdem Sarajewo nach heftigem Kampf 19. Aug. besetzt worden, im September die Okkupation. 1882 erhielt er den Oberbefehl über das 8. Armeekorps in Prag.

2) Franz, Freiherr von P.-Philippsberg, Bruder des vorigen, geb. 12. Okt. 1820 in Gospić, gest. 8. Juni 1903, trat 1836 als Kadett in die Armee, wurde Ende 1839 Leutnant, 1848 Oberleutnant, machte 1848 den Feldzug in Italien und Südtirol, 1849 als Hauptmann den in Ungarn mit. 1856 der Generaladjutantur des Kaisers zugeteilt, nahm er als Oberst 1859 an dem Feldzug in Italien im kaiserlichen Hauptquartier teil, wurde, 1860 in den Freiherrenstand erhoben, 1862 Generalmajor und Festungskommandant von Ragusa, 1865 Feldmarschalleutnant, Statthalter und kommandierender General in Dalmatien, 1869 Militärkommandant in Kaschau, 1871 Feldzeugmeister und kommandierender General in Brünn. 1877 wurde er in gleicher Eigenschaft und als Chef der[786] Grenzverwaltungsbehörde nach Agram versetzt, um die Auflösung der ehemaligen Militärgrenze und deren Vereinigung mit Kroatien durchzuführen. Er trat 1. Sept. 1881 in den Ruhestand.

3) Eugen, von P.-Philippsberg, Volkswirt, geb. 15. März 1858 in Wien als Sohn des Feldmarschalleutnants Nikolaus von P.-Ph., eines Onkels der vorigen, habilitierte sich 1884 daselbst, wurde 1885 außerordentlicher, 1888 ordentlicher Professor der Nationalökonomie an der Universität Freiburg und ging 1893 in gleicher Eigenschaft an die Universität Wien. Er schrieb: »Die Bank von England im Dienste der Finanzverwaltung des Staates« (Wien 1885); »Über Aufgabe und Methode der politischen Ökonomie« (Freib. 1886); »Gesetze über die direkten Steuern des Großherzogtums Baden« (das. 1888); »Der badische Staatshaushalt in den Jahren 1868–1889« (das. 1889); »Wirtschaftlicher Fortschritt und Kulturentwickelung« (das. 1892); »Auswanderung und Auswanderungspolitik in Deutschland« (Bd. 52 der Schriften des Vereins für Sozialpolitik, Leipz. 1892); »Grundriß der politischen Ökonomie«, Bd. 1: »Allgemeine Volkswirtschaftslehre« (Freib. 1893, 6. Aufl. 1906), Bd. 2: »Volkswirtschaftspolitik« (das. 1899, 3. Aufl. 1905); »Wiener Wohnungsverhältnisse« (Berl. 1895). Mit Bernatzik gibt er die »Wiener staatswissenschaftlichen Studien« (Freib. i. Br. und Tübing. 1898 ff.), mit Böhm-Bawerk u.a. die »Zeitschrift für Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Verwaltung« (Wien u. Leipz.) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 786-787.
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