Schönthan

[6] Schönthan, Franz von, Edler von Pernwald, Bühnendichter, geb. 20. Juni 1849 in Wien, trat in die österreichische Marine, verließ aber nach vier Jahren den Dienst und ging, seiner Neigung folgend, zur Bühne. Zugleich begann er zu schreiben, anfänglich Feuilletons, Novellen für Zeitschriften, endlich Bühnenstücke; doch gelang es ihm erst 1879, mit dem Lustspiel »Das Mädchen aus der Fremde«, seinen Namen in weitern Kreisen bekannt zu machen. S. ward infolgedessen als Theaterdichter am Wallner-Theater in Berlin angestellt, brachte zunächst (1880) seinen Schwank »Sodom und Gomorrha«, sodann die in Gemeinschaft mit G. v. Moser verfaßten Stücke: »Der Zugvogel« und »Krieg im Frieden« zur Ausführung, welche die Runde über die deutschen Bühnen machten. 1883 wurde er zum Oberregisseur am Wiener Stadttheater ernannt, doch fand seine Wirksamkeit daselbst durch den Brand des Theaters (1884) ein baldiges Ende. Er lebte seitdem teils in Berlin, teils auf seiner Besitzung in Brunn am Gebirge bei Wien, dann längere Zeit in Dresden und ließ sich schließlich in Wien nieder. Er schrieb ferner die Lustspiele, die oft possenhaften Charakter haben: »Unsre Frauen« (mit G. v. Moser, 1881), »Der Schwabenstreich« (1883), »Kleine Hände« (nach Labiche, 1883), »Roderich Heller« (1884), »Villa Blancmignon« (1885), »Cornelius Voß« (1888), »Papa« (1890), »Das goldene Buch«, Schauspiel (1891), »Zirkusleute« (1893), »Maria Theresia« (1903), »Klein Dorrit« (1905), »Drei Erlebnisse eines englischen Detektivs« (1906); mit seinem Bruder Paul (s. unten) die beiden Schwänke: »Der Raub der Sabinerinnen« (1885) und »Das Gelobte Land« (1892); im Verein mit Gustav Kadelburg (s. d.) die Lustspiele: »Goldfische« (1886), »Die berühmte Frau« (1887), »Zwei glückliche Tage« (1893), »Der Herr Senator« (1894), »Zum wohltätigen Zweck« (1895), und mit Franz Koppel-Ellfeld (s. d.): »Komtesse Guckerl« (1896), »Renaissance« (1896), »Die goldne Eva« (1896), »Helgas Hochzeit« (1897), »Frau Königin« (1900), »Florio und Flavio« (1901); mit Chiavacci das Volksstück: »Aus'n Herzen heraus« (1901); mit Graf Baudissin: »Im bunten Rock« (1902). Außerdem veröffentlichte er: »Kleine Münze. Epigramme und Sinnsprüche« (Berl. 1890) und die Erzählung »Der General« (Bresl. 1894). Mit seinem Bruder Paul v. S., geb. 19. März 1853, der als Journalist in Wien lebte und daselbst 5. Aug. 1905 starb, gab er auch »Kleine Humoresken« (Leipz. 1882–87, 4 Bde.) u. a. heraus. Selbständig veröffentlichte der letztere zahlreiche Erzählungen und Romane: »Welt- und Kleinstadtgeschichten« (Dresd. 1889), »Aus der großen und kleinen Welt« (Berl. 1891), »Ringstraßenzauber« (Wien 1894; 5. Aufl., Berl. 1899), »Schlechte Rasse« (Dresd. 1894), »Gebärden der Liebe« (Wien 1895), »Gefärbte Frauen und Andere« (Gotha 1895). »Prinzessin Turandot« (Stuttg. 1895), »Stickluft« (Dresd. 1896), »Frau Lot« (Stuttg. 1901), »Die Blauen« (Leipz. 1902), »Pariser Modell« (Dresd. 1903), »Das Fräulein« (Stuttg. 1903), sowie »Die elegante Welt, Handbuch der vornehmen Lebensart« (6. Aufl., Berl. 1895) u. a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 6.
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