Von [1]

[221] Von, 1) August von, Architekt, geb. 17. Febr. 1801 in Wassertrüdingen, gest. 12. Dez. 1870 in München, bezog 1822 die Akademie in München, bildete sich in Italien und Frankreich weiter und ward 1841 an seines Lehrers Gärtner Stelle Professor an der Akademie und 1847 Oberbaurat. Er wendete in seinen Bauten mit Vorliebe den romanischen Stil an, den er nordgermanischen und italienischen Mustern nachbildete. Er baute das Rathaus zu Annweiler in der Pfalz, die Neue Pinakothek (1846–53) und den sogen. Glaspalast in München (1854), eins der ersten Werke der Eisenarchitektur in Deutschland, nach dem Vorbilde des Kristallpalastes in Sydenham.

2) Karl von, Physiolog, Sohn des vorigen, geb. 31. Okt. 1831 zu Amberg in Bayern, gest. 31. Jan. 1908 in München, studierte seit 1848 in München und Würzburg Medizin, 1855 in Göttingen Chemie, wurde 1856 Assistent Bischoffs in München, habilitierte sich 1857 an der dortigen Universität, ward 1860 außerordentlicher und 1863 ordentlicher Professor der Physiologie und Konservator der physiologischen Sammlung. In der Cholerazeit 1854 wies er das Vorkommen großer Quantitäten von Harnstoff in den Muskeln, dem Gehirn etc. nach; weitere Arbeiten über die Ausscheidung des Harnstoffs veröffentlichte er in den »Physiologisch-chemischen Untersuchungen«, Heft 1: »Beiträge zum Kreislauf des Stickstoffs im tierischen Organismus« (Augsb. 1857). Andre Arbeiten betrafen die Eiweißzersetzung im tierischen Körper, deren wichtige Resultate er mit Bischoff in: »Die Gesetze der Ernährung des Fleischfressers« (Leipz. 1860) herausgab. Hierdurch sowie durch die »Untersuchungen über den Einfluß des Kochsalzes, des Kaffees und der Muskelbewegung auf den Stoffwechsel« (Münch. 1860) erlitten die Vorstellungen über den Ernährungsprozeß und über den Stoffverbrauch bei der Arbeit eine völlige Umwandlung. Durch seine Arbeiten über den Eiweißumsatz, die Respiration und den gesamten Stoffwechsel wurden die Bedingungen des Ansatzes und der Abgabe von Eiweiß unter verschiedenen Umständen festgestellt. Ebenso wurden die Zersetzungsprodukte der Kohlehydrate und des Fettes der Nahrung studiert. Eine Übersicht seiner Forschungsresultate gibt die Festrede: »Über die Theorien der Ernährung der tierischen Organismen« (Münch. 1868). Umfassende Untersuchungen über die Kost in öffentlichen Anstalten führten zu Normen, die für die Ernährung größerer Menschenmengen von höchster Bedeutung sind. Hierauf beziehen sich seine Schriften: »über die Kost in öffentlichen Anstalten« (Münch. 1876) und »Untersuchung der Kost in einigen öffentlichen Anstalten« (das. 1877). Mit Buhl und Pettenkofer begründete er 1865 die »Zeitschrift für Biologie«, in der die meisten seiner Arbeiten erschienen. Außerdem schrieb er: »Über die Entwickelung der Erkenntnis« (Rede, Münch. 1879) und »Physiologie des allgemeinen Stoffwechsels und der Ernährung« (in Hermanns »Handbuch der Physiologie«, Leipz. 1881).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 221.
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