Archipelăgus

[671] Archipelăgus (verkürzt Archipēl, v. gr., würde ein Erzmeer heißen, nach gewöhnlicher Annahme aus Aegaeum pelagus, dem griechischen Namen des A. 2), verderbt), 1) eine mit vielen Inseln angefüllte Meergegend, so der Mulgrave-A., Mendana. A. etc., bes. 2) der Griechische A., türkisch Ak Denghiz (Weißes Meer), das Inselmeer od. das Agäische Meer vom Hellespont bis zur Südspitze von Morea, zwischen Griechenland u. Kleinasien; 3) die Inselgruppen selbst; die vorzüglichsten derselben s. u. dem sie bezeichnenden Namen; z.B. den A. Kermandek unter Kermandek etc., den A. der Molukken unter Molukken; 4) im engsten u. gewöhnlichsten Sinne die Inseln, welche in dem A. 2), also außerhalb der Dardanellen, zwischen Thracien, Macedonien, Thessalien, Griechenland u. Kleinasien liegen, südlich um Kreta nebst seinen kleineren Nebeninseln, nördlich Thasos, die letzte dieser Inseln. Sie enthalten die Gruppen der Cykladen u. Sporaden u. theilen sich in den Astatischen A., welche der Küste Asiens näher liegen, u. in den Europäischen A., in der Nähe der Europäischen Küste. Letztere sind die zahlreicheren, erstere die größeren. Die wichtigsten sind Ägina, Amorgos, Anapye, Andros, Antiparos, Astypaläa, Chios, Delos, Euböa, Gyaros, Halonesos, Ikaros, Imbros, Jos, Karpathos, Kasos, Keos, Klaros, Knidos, Kos, Kreta, Kimolos, Kythnos od. Thermia, Kythera, Kytheriola, Lemnos, Leros, Lesbos, Melos, Mykonos, Naxos Nisyros, Paros, Patmos, [671] Rhodos, Samos, Samothrake, Seriphos, Skopelos, Siphnos, Skiathos, Skyros, Syme, Syra, Thasos, Tenedos, Tenos, Thera od. Santorin, Therasia. Die Inseln des A. waren in ältester Zeit lauter einzelne Staaten, kamen jedoch nachher theils unter Spartas, theils unter Persiens Herrschaft u. fielen später mit Griechenland an Macedonien u. endlich mit Macedonien an Rom. Bei der Theilung des röm. Reiches kamen sie zu dem orientalischen Kaiserthum. Nachdem schon 1185 von den Venetianern einige Inseln besetzt worden waren, eroberte 1207 der Venetianer Marco Sanuto, vom lateinischen Kaiser Heinrich dazu bevollmächtigt, Naxos, Paros, Antiparos, Santorin, Nio d'Anasie, Cimulo, Milo, Siphanto u. Polygrando, erklärte sich für diese Eroberungen nun souverän u. nabm den Titel Herzog vom A. an. Nach seinem Tode kam das Herzogthum A. an die Herzöge von Naxos, bis es Selim II, 1556 dem Jacob Crispo nahm u. es dem Juden Johann Michez gab, der es durch den Spanier Franc. Cornelio regieren ließ; doch nach kurzer Zeit nahm es ihm die Pforte wieder u. machte es zu einem Theile des Türkischen Reiches. Bei der Gründung des Königreichs Griechenland kam ein Theil des A. (die Cykladen, die nördlichen Sporaden u. Skyros) an dieses, der andere Theil verblieb den Türken.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 671-672.
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