Beer [2]

[480] Beer, 1) Peter, geb. 1758 zu Neubidschow in Böhmen, war jüdischer Abkunft, wurde Lehrer der israelitischen Schule zu Mattersdorf, 1785 an der zu Neubidschow u. 1811 an der Prager Hauptschule, wo er 1838 st. Er trug nebst Ahron Chorin am meisten zur Verbesserung des Cultus u. der jüdischen Schulen in Österreich bei u. schr.: Toldoth Israel, mit deutscher Übersetzung, Bonn 1796 2 Thle.; Mehrere Lehrbücher der israelitischen Religion; Ceremonialgesänge der Juden, Prag 1818; Geschichte der jüdischen Secten, Brünn 1822, 2 Bde.; Leben u. Wirken des Maimonides, Prag 1836; Selbstbiographie, ebd. 1838. 2) Georg Jos., geb. 1763 zu Wien, Augenarzt u. Professor der Augenheilkunde daselbst, begründete den Ruhm der Wiener ophthalmiatrischen Schule; er st. 1818. Nach ihm ist der Beersche Augenstein (s.d.) benannt. Er schr.: Beobachtungen über Augenkrankheiten, Wien 1791; Beobachtungen über den grauen Staar, ebd. 1791; Lehre von den Augenkrankheiten, ebd. 1792, 2 Thle., n.A. ebd. 1813–17; Ansicht der staphylomatösen Metamorphosen u. der künstlichen Pupillenbildung, ebd. 1805; Das Auge etc., ebd. 1813; Repertorium aller bis 1797 erschienenen Schriften über Augenkrankheiten, 3 Thle., ebd. 1799, u.a. 3) Jakob Meyer (od. wie er sich gewöhnlich nennt, Giacomo Meyerbeer), Sohn eines jüdischen Banquiers, geb. 1794 zu Berlin, war schon im 9. Jahr fertiger Pianofortespieler u. Componist, reiste 1815 nach Frankreich u. Italien, um sich die Kunst der Gesangscomposition anzueignen, u. erwarb in Italien durch seine Opern großen Beifall. 1825 kam er nach Deutschland zurück, machte eine Reise nach Paris u. nahm daselbst später seinen bleibenden Wohnsitz. 1842 ernannte ihn der König von Preußen zum Generalmusikdirector. Er eignete sich, nachdem er in seinen ersten Compositionen der strengen (klassischen) Richtung gefolgt war, später ganz den italienischen neueren Styl an, Anfangs ohne besonderen Erfolg, bis er mit der Oper: Robert der Teufel, seinen Ruf begründete. Er componirte die Opern: Jephtha; Die beiden Khalifen (1814); Romi lda e Costanza (1817); Semiramide riconnosciuta (1819); Emma di Resburgo (1820); Margaritta d' Anjou (1822); Esule di Granada (1823); Crociato in Egitto (1825); Robert der Teufel (1830); Die Hugenotten (1836); Das Feldlager in Schlesien (1842); Der Prophet (1849); L'Africaine (1851); L'étoile du Nord (Text von Scribe, deutsch von Rellstab); außerdem die Musik zu Michael Meyerbeers Struensee u. Cantaten. 4) Wilhelm, Bruder des Vor., geb. 1797, wurde auf dem Joachimsthaler Gymuasium erzogen, machte die Feldzüge von 1813–15 als Freiwilliger zu Pferd, dann als Offizier mit, widmete sich aber nach dem Frieden den Handelsgeschäften, übernahm später. das Geschäft seines Vaters u. erhielt den Titel Geh Commerzienrath, trieb aber daneben auf seiner kleinen Sternwarte im Thiergarten zu Berlin Astronomie; er war 1849 Mitglied der 1. Kammer u. st. 1850. Er schr. mit Mädler: Physische Beobachtungen des Mars, Berl. 1830: Mappa selenographica, ebd. 1834–6, 4 Lief.; Der Mond nach seinen kosmischen u. individuellen Verhältnissen, ebd. 1837; Die Dreikönigsverfassung in ihrer Gefahr für Preußen, 1849. 5) Michael, Bruder des Vor., geb. 1800 zu Berlin, studirte in Berlin Philosophie, widmete[480] sich aber der Poesie, war fast immer auf Reisen in Deutschland, Italien u. Frankreich u. st. 1833 in München. Er schr. die Trauerspiele: Klytämnestra (1819); Die Bräute von Aragonien (1822); Der Paria, Lpz. 1823; Struensee (1827); Schwert u. Hand (1832). Außerdem schr. er noch 1826: Genuesische Elegien; Sämmtliche Werke, herausgeg. von Schenk, Lpz. 1835; Briefwechsel, 1837. 6) A. T., Pseudonym für August v. Binzer.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 480-481.
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