Bellegarde [2]

[541] Bellegarde, französische Familie, welche ursprünglich St. Lary hieß; Roger de St. Lary, Liebling Heinrichs III. u. 1574 Marschall von Frankreich, begab sich, in Ungnade gefallen, nach Piemont, bemächtigte sich mit Savoyens Hülfe Saluzzos u. ward 1579 auf Anstiften der Katharina von Medicis vergiftet. Seine Nachkommen kehrten wieder nach Frankreich zurück, wo Pierre de B'Marquis de Montbrun, 1628 legitimirt wurde. Er ist der Stammvater der nach Deutschland übergesiedelten, der katholischen Confession folgenden u. in Schlesien u. Österreich begüterten Grafen von B. von denen 1) Graf Alexander vorkommt, welcher in österreichische Dienste trat u. 1731 als General starb. 2) Graf Claude Marie, begab sich in kursächsische Dienste u. wurde Gesandter in Paris, wo er 1755 st.; er war mit einer natürlichen Tochter des Königs August II. von Polen vermählt. 3) Johann Franz von B., Bruder des Vorigen, erst in kursächsischen Kriegsdiensten, war. dann Gesandter an mehreren Höfen u. wurde zuletzt Cabinetsminister zu Dresden, wo er 1769 starb. 4) Graf Friedrich von B., geb. 1753, starb als österreichischer Feldmarschalllieutenant 1830. 5) Graf Heinrich von B., geb. 1760 zu Chambery, trat frühzeitig in österreichische Kriegsdienste, nahm Theil an dem Feldzuge 1793–95, wurde 1796 Feldmarschalllieutenant, behauptete sich bei dem Feldzuge gegen den General Lecourbe, unterlag aber in der Schlacht bei Giuliano gegen Moreau. Seitdem war er in verschiedenen Stellungen thätig. Kurz vorher zum commandirenden General von Innerösterreich[541] u. zum General der Cavallerie ernannt, trat er 1801 in den Hofkriegsrath, dessen Präsident er 1805 nach dem Austritt des Erzherzogs Karl wurde. Im Juli d. J. wurde er Generalgouverneur der Venetianischen Staaten, 1806 Generalgouverneur von Galizien u. Feldmarschall, 1808 Oberhofmeister des Thronfolgers, 1809 Befehlshaber des 1. u. 2. Armeecorps, welches von Böhmen aus auf dem linken Donauufer agirte. In den Schlachten von Aspern u. Wagram kämpfte er als Führer des 1. Armeecorps mit, ging nach dem Abschlusse des Wiener Friedens (14. Oct. 1809) zum 2. Male als Generalgouverneur nach Galizien u. blieb dort bis zu den Kriegsereignissen 1814. Als Präsident des Hofkriegsraths nach Wien berufen, mußte er bald zur italienischen Armee abgehen, um den Vicekönig Eugen zu bekämpfen, mit welchem er, nach Napoleons Entsetzung, eine Militärconvention abschloß. Nach dem Pariser Frieden war er wieder Generalgouverneur der österreichischen Länder in Italien im Hauptquartier von Mailand; 1815 schlug er den König von Neapel bei Ferrara u. an der Brücke von Bell' Ochio, zerstreute in der Schlacht von Tolentino das neapolitanische Heer, wurde nach Schwarzenbergs Erkranken wieder Präsident des Hofkriegsraths, zog sich aber 1825 von den Kriegsgeschäften zurück u. st. 1845. 6) Graf August von B., Sohn des Vorigen, geb. 1795, ist Feldmarschalllieutenant u. Oberhofmeister der Kaiserin Mutter, vermählt seit 1821 mit Julie, geb. Freiin von Gudenus; sein ältester Sohn Heinrich ist geb. 1825.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 541-542.
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