Corpus doctrīnae

[455] Corpus doctrīnae (lat.), Sammlung kirchlicher Bekenntniß- u. Lehrschriften; bes. diejenigen, welche, vor der Abfassung der Concordienformel, in der Lutherischen Kirche zu Beilegung der zwischen der strengeren lutherischen u. der milderen melanchthonischen Partei entstandenen Streitigkeiten seit 1560 in den verschiedenen lutherischen Landeskirchen in Deutschland veranstaltet u. als Normen des Glaubens u. der Lehre publicirt wurden; die merkwürdigsten: a) C. d. christianae philippicum, auch C. d. chr. misnicum, od. C. d. saxonicum, genannt, war bestimmt, die Rechtgläubigkeit der kursächsischen Theologen, bes. der Melanchthonianer, gegen die Flacianer zu beweisen, veranlaßte aber neue Vorwürfe u. Widersprüche. Es enthält die 3 allgemeinen alten Symbole, die geänderte Augsburger Confession u. ihre Apologie, die Repetitio Conf. August., geschrieben von Melanchthon 1551 wegen des Tridentiner Concils, die Loci theolog. Melanchthons, das Examen ordinandorum; die Responsiones ad articulos bavaricos (auf die 31 baierischen Inquisitionsartikel von 1558); die Refutatio Serveti u. (die erst in der lateinischen Ausgabe dazu gekommene) Responsio de controversia Stancari; es erschien zuerst deutsch, herausgeg. von Kaspar Peucer, Lpz. 1560, die lateinische Version 1561; u. 1569 wurde allen Predigern in Kursachsen befohlen, nach diesem C. zu lehren; b) das C. d. pomeranum, 1561 auf der Synode zu Stettin genehmigt; besteht aus 2 Theilen: der 1. ist Abdruck des C. d. philippicum; der andere, 1564 dazu gekommen, enthält Schriften Luthers, so die beiden Katechismen; c) C. d. prutenicum (Repetitio doctrinae ecclesiasticae), streng lutherische Bekenntnißschrift in 9 Artikeln, auf den Befehl des Herzogs Albrecht von Preußen von Mörlin u. Chemnitz zusammengestellt u. auf der Synode zu Königsberg 1567 unterschrieben; dazugefügt sind die Augsburgische Confession, deren Apologie u. die Schmalkaldenschen Artikel; d) C. d. thuringicum, für die Kirche des Ernestinischen Sachsen, als Gegensatz zum C. d. misnicum in streng lutherischem Sinne; es enthält außer den 3 Symbolen die beiden Katechismen Luthers, die ungeänderte Augsburgsche Confession u. Apologie, die Schmalkaldenschen Artikel, das von Menius verfaßte Bekenntniß der Landstände zur Zeit des Interims 1549 übergeben u. das von Flacius verfaßte Confutationsbuch von 1558; herausgeg. Jena 1570; e) C. d. brandenburgense, streng lutherisch, auf Befehl des Markgrafen u. Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg gesammelt u. enthaltend die Augsburgische Confession (angeblich nach dem dem Kaiser Karl übergebenen Original), den Kleinen Katechismus, eine von Musculus aus Luthers Schriften zusammengetragene Erklärung der Augsburgischen Confession u. des Kleinen Katechismus u. die Kirchenagenden, herausgeg. Frkf. a. O. 1572; f) C. d. Julium, das Braunschweig-Wolfenbüttelsche, von dem Herzoge Julius, durch Mart. Chemnitz veranstaltet u. 1573 publicirt, enthält die 3 alten Symbole, dazu einen von Chemnitz verfaßten kurzen Bericht von etlichen fürnehmen Artikeln (14 an der Zahl), die beiden Katechismen, die Augsburgische Confession nebst Apologie, die Schmalkaldenschen Artikel u. das von Urbanus Rhegius verfaßte Büchlein, wie man fürsichtiglich von den fürnehmsten Artikeln christlicher Lehre reden soll; g) C. d. Wilhelminum, für das Fürstenthum Lüneburg, Ulssen 1576, welches gleichen Inhalt mit dem Concordienbuch (s.d.) hat.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 455.
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