Dolgorūki

[225] Dolgorūki, altes fürstliches Geschlecht in Rußland, das seine Vorfahren bis zu Rurik zurückführt, u. Juri, 8. Sohn des Großfürsten Wladimir Monomachus, als Stammvater angibt. Juri führte den Beinamen D., d.i. Langhand, u. die Familie davon den Namen D. fort. Sie herrschten über Tschernigow u. einen Theil der Ukraine, traten aber später in den Privatstand zurück, behielten aber am Hof der Czaren große Geltung. 1624 heirathete der Czar Michael Marie D. Um 1660 gab es am Hofe des Czaren Alexei 3 D-s, Söhne eines Fürsten Alexei; der älteste von diesen: 1) Juri (Georg) Alexeiowitsch, russischer General u. Bojar, veranlaßte durch zu große Strenge Stenko Radzins Empörung, dämpfte sie durch große Grausamkeit wieder u. lebte noch, 80 Jahre alt, als Peter der Große 1682 zur Regierung kam. Bei dem darauf ausbrechenden Aufruhr der Strelitzen wurde einer seiner Söhne, Michael, der die Verschwörung dämpfen wollte, mit ihm in Moskau ermordet. 2) Jakob Feodorowitsch, Neffe des Vorigen, geb. 1639, ging 1687 nach Versailles u. Madrid, um die Schließung eines Handelsvertrags mit Frankreich u. Spanien zu versuchen, was jedoch nicht ganz gelang; er begleitete Peter den Großen zum Türkenkrieg, wurde 1700 als General-Kriegscommissär bei Narwa gefangen u. schmachtete 10 Jahre lang in den schwedischen Kerkern; wurde dann Senator, zeichnete sich als solcher durch Festigkeit u. Freimuth gegen seinen Herrn aus u. st. 1720. Sein Leben beschrieben von Titof, Mosk. 1807. 3) Juri Feodorowitsch, Bruder des Vorigen, russischer Gesandter in Polen. 4) Alexei Jurjewitsch, Sohn des Vorigen, Untergouverneur Peters II., erhielt dadurch große Gewalt über diesen u. stürzte mit 5) Iwan Alexeiowitsch seinem ältesten Sohne, der mit Peter II. aufgewachsen u. dessen Günstling war, den Fürst Menschikow, worauf der Vater Geheimerath u. Minister, der Sohn Oberkammerherr wurde. Iwan war so mächtig, daß er seine Schwester Katharina (s. D. 6), dem Kaiser 1729 verloben konnte, allein als Peter II. 1730 st., war es ihnen unmöglich, Katharina, als Verlobte Peters II., auf den Thron zu setzen, u. als die Herzogin Anna von Kurland den Thron als Kaiserin bestiegen hatte, wurden die D-s gestürzt, aller Stellen u. Orden für verlustig erklärt u. mit ihrer ganzen Familie nach ihren Gütern an der Grenze von Asien, verwiesen; Alexei starb in der Verbannung, Iwan wurde 1735 zurückberufen, doch später, der Veruntreuung am kaiserlichen Schatz u. der Conspiration gegen die Kaiserin beschuldigt, 1739 in Nowgorod gerädert. 6) Katharina, Schwester des Vorigen, an den Kaiser Peter II. verlobt, wurde nach dessen Tod 1730 in ein Kloster gebracht, 1741 nach dem Regierungsantritt der Kaiserin Elisabeth wieder freigegeben u. 1745 an den Grafen Bruce, General u. Gouverneur von Moskau, verheirathet; sie st. 1747. 7) Sergius Jurjewitsch, Bruder von D. 4), russischer Gesandter in Holland, dann in Polen u. Sachsen, war 1721 bei dem Niestädter Frieden thätig u. auch Günstling Peters II.; er wurde 1730 ebenfalls verbannt u. wegen Theilnahme an der Verschwörung gegen die Kaiserin 1739 in Nowgorod mit seinem Neffen Iwan enthauptet. 8) Wasil Lukisch, Vetter der Vorigen, Gesandter in Frankreich, Polen, Dänemark u. Schweden, überbrachte der Herzogin Anna von Kurland den Wahlvertrag von D. 5) zur Unterzeichnung, theilte später die Ungnade der Familie u. wurde 1739 mit enthauptet. 9) Wasil Wladimirowitsch, geb. 1667, trat jung in Militärdienste, war 1715 Generalmajor, dann Generallieutenant, wurde von Peter d. Gr. zu mehreren Missionen in Holland, Frankreich, Polen, Deutschland gebraucht, wurde bei der Katastrophe des Czarewitsch Alexei compromittirt u. 1718 nach Kasan verwiesen. 1726 durch Katharina I. zurückberufen, erhielt er von derselben den Oberbefehl gegen Persien als Generalen [225] Chef u. wurde 1728 Feldmarschall u. wirklicher Geheimerath. Er u. 10) Michael Jurjewitsch, welcher Senator war, waren die einzigen von den D-s, die 1730 u. 1739 nicht zum Tode, aber zu lebenslänglicher Gefangenschaft in Schlüsselburg verurtheilt waren. 1741 wurden sie aber, nach Elisabeths Thronbesteigung, begnadigt, erhielten ihre Würden wieder u. der Feldmarschall st. erst 1755. 11) Wasil D. Krimski, General en Chef unter Katharina II., eroberte 1769 Navarin, forcirte die Linien von Perekop 1771, eroberte so die Krim u. erhielt deshalb obigen Beinamen. 12) Sergius, geb. 1768, Generallieutenant u. russischer Gesandter in Paris, st. 1829 bei Paris. 13) Michael Petrowitsch, geb. 1766, russischer Generallieutenant, blieb 1809 in Finnland gegen die Schweden. 14) Iwan Michaelowitsch, geb. 1764, st. 1823 in Petersburg, russischer Dichter, ausgezeichnet vorzüglich in der poetischen Epistel; Werke, 1806, neue Aufl., Petersb. 1849. 15) Peter, bekannt durch seine Schrift: Notice sur les principales familles de Russie, Brüss. 1833. 16) D., russischer Kriegsminister bis 1856, dann vom Juni bis November d. I. Gesandter in Paris.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 225-226.
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