Montfort [3]

[426] Montfort l'Amaury (spr. Mongfohr l'Amory), ausgestorbenes Geschlecht in Frankreich, das seinen Ursprung von 1) Amaury (Amalrich), Grafen von Hennegau, um 952, herleitet. 2) Simon, zweiter Sohn des Vor., machte die Schlacht bei Evesham mit, mußte sich auf Axholm in Lincolnshire ergeben, wurde in Dover gefangen gesetzt, floh von da nach Frankreich, trieb dort Seeräuberei u. starb ohne Erben. 3) Simon III. (Maccabäus), Graf von M., heirathete 1190 Alix von Montmorency u. nahm 1199–1200 das Kreuz. Zurückgekehrt wurde er Haupt einer Kreuzfahrt gegen die Albigenser u. siegte den 3. Sept. 1213 bei Muret gegen den König von Aragonien u. Raimond VI., Grafen von Toulouse, wobei Erster blieb, er aber des Letztern Besitzungen raubte; 1217 von Raimund VII. vertrieben, belagerte er ihn zwar 1218 in Toulouse, wurde aber bei einem Ausfall getödtet. 4) Amaury VI., Sohn des Vor.; setzte den Krieg gegen die Albigenser fort, wurde aber so in die Enge getrieben, daß er dem Könige Philipp August seine Rechte auf alle erhaltenen Staaten anbot.[426] Dieser schlug sie zwar aus, allein Ludwig VIII. nahm sie an. 1231 wurde M. Connetable; 1235 nahm er das Kreuz, ging 1239 nach Palästina, wurde 1240 bei Gaza gefangen u. nach Kairo gebracht; nach seiner Befreiung kehrte er nach Frankreich zurück u. st. unterwegs zu Otranto. 5) Simon VI. von M., Graf von Leicester, der englische Catilina, jüngerer Bruder des Vor.; verließ Frankreich in der Folge eines Streites mit der Königin Blanca, Mutter Ludwigs IX., ging nach England u. wurde dort vom König Heinrich III. zum Grafen von Leicester ernannt; er heirathete Eleonore, Wittwe des Grafen von Pembroke, u. erhielt durch diese reiche Besitzungen u. wurde Seneschall von Gascogne. 1230 in Ungnade gefallen, mußte er nach Frankreich fliehen, kehrte aber 1246 zurück, besiegte 1253 den empörten Grafen von Gaston von Bearn u. nahm denselben gefangen. Nach seiner Rückkehr nach England stellte er sich an die Spitze der aufrührerischen Barone, u. es kam 1258 zum Bürgerkrieg. M. vereinigte sich mit Blewedge, Fürst von Wales, schlug die königliche Armee, nahm den Kronprinzen Eduard gefangen u. zwang den König 1263 einen schimpflichen Vertrag zu unterzeichnen. Kaum war aber der Prinz Eduard frei, als er seine Partei wieder sammelte u. den Krieg von Neuem begann, in welchem M. 1264 Heinrich III. selbst in der Schlacht von Lewes gefangen nahm. Der König wurde zwar frei gelassen, aber Prinz Eduard mußte als Geißel für ihn zurückbleiben. Als M. die Barone gegen den König aufgebracht hatte u. von dem Papst in den Bann gethan worden war, nahm er seine Zuflucht zu dem Volke u. rief 1265 ein nach demokratischen Grundsätzen gebildetes Parlament zusammen, das den ersten Anlaß zu dem Hause der Gemeinen gab. Indessen erhoben sich Gloucester, Mortimer u.a. Große gegen M., der Prinz Eduard entkam aus seiner Hast u. verband sich mit den Baronen; eine Verstärkung, die M-s Sohn ihm von London aus zuführte, wurde bei Kenilworth niedergehauen u. M. selbst am 5. Aug. 1265 bei Evesham angegriffen, geschlagen u. getödtet. 6) Guido von M., Bruder des Vor., rettete sich, mit ihm gefangen, aus dem Gefängniß nach Frankreich u. ging dann nach Neapel, wo ihm Karl I. die Grafschaft Nola gab u. ihn zum Statthalter von Toscana machte. Er ermordete 1271 zu Viterbo den Prinzen Heinrich, Sohn des Königs Richard, u. wurde deshalb vom Papst Georg IX. zu ewigem Gefängniß verurtheilt. Papst Martin IV. aber gab ihn 1282 wieder los, vertraute ihm den Oberbefehl über einige Truppen, mit denen er die Provinz Nomandiota dem Papste unterwarf, u. er soll nach Einigen in Italien gestorben, nach Andern aber 1287 in einem Seetreffen von den Spaniern gefangen u. dem König von England ausgeliefert worden sein. 7) Johann von M., Sohn des Herzogs Arthur II. von Bretagne, 1341–45 Herzog von Bretagne, s.d. (Gesch.). 8) Johann, Sohn des Vor. u. sein Nachfolger, st. 1399, s. ebd.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 426-427.
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