Stark [3]

[696] Stark, 1) Ludwig, von mütterlicher Seite Enkel Helmbolds, geb. 1628, wurde Archidiakonus an der Nikolaikirche zu Mühlhausen u. st. daselbst 1681; er dichtete mehre geistliche Lieder, u.a.: Seele was ist schönres wohl. 2) Johann Friedrich, geb. 10. October 1680 in Hildesheim, studirte seit 1702 in Gießen Theologie, wurde 1709 Nachmittagsprediger in Genf, 1711 Informator in Frankfurt a.M., 1715 deutscher u. französischer Prediger in Sachsenhausen, 1723 Nachmittagsprediger an der Barfüßerkirche in Frankfurt, 1729 Prediger an der Hospitalkirche zum Heiligen Geist u. 1742 Hauptprediger hier u. Consistorialrath; er st. 17. Juli 1756. Von seinen vielen Schriften, worunter auch Predigten, sind die bekanntesten: Tägliches Handbuch in guten u. bösen Tagen (Gebetbuch), 1728, 20. Ausg. Frankf. a. M. 1833, außerdem öfters nachgedruckt; Frankfurtische Passionsandachten, Frankf. 1735; Morgen- u. Abendandachten auf alle Tage im Jahre, ebd. 1745 u.ö., u. Aufl. Stuttg. 1853; Kreuz- u. Trostschule, Nürnb. 1754; Sonn- u. Festandachten über die Evangelien, ebd. 1742, u. über die Episteln, 2. A. 1770. Er verfaßte auch viele geistliche Lieder, welche in seinen ascetischen Schriften u. in Neue Lieder, Nürnb. 1750, ferner in den von seinem Sohn Joh. Jak. S. herausgegebenen Sammlung: Sämmtliche noch nie gedruckte Lieder, Frankf. 1768, herausgegeben wurden. 3) Johann August, Freiherr von S., geb. 1741 in Schwerin; studirte Theologie u. Morgenländische Sprachen in Göttingen, war dann Lehrer in Petersburg, ging 1765 nach England u. Frankreich, wurde in Paris Interpret der morgenländischen Handschriften an der königlichen Bibliothek u. 1766 Conrector in Wismar; er reiste 1768 in maurerischen Angelegenheiten mit geheimer Mission nach Petersburg, wurde 1769 Professor der Morgenländischen Sprachen in Königsberg, 1770 zweiter Hofprediger daselbst, 1772 Professor der Theologie u. 1776 Oberhofprediger. Da ihm aber sein Buch Hephästion, Königsb. 1773, viele Anfeindungen zugezogen hatte, so legte er 1777 seine sämmtlichen Stellen nieder u. ging als Professor der Philosophie am akademischen Gymnasium nach Mitau u. 1781 als Oberhofprediger u. Consistorialrath nach Darmstadt.1786 beschuldigte ihn Gedike in der Berliner Monatsschrift öffentlich, daß er Kryptokatholik, Priester u. Jesuit sei, u. S. vermochte sich durch seine Schrift: Kryptokatholicismus, Proselytenmacherei, Jesuitismus etc., Lpz. 1787, Nachtrag Gieß. 1788, nicht vollständig zu rechtfertigen, blieb aber nichtsdestoweniger bei seiner Hofpredigerstelle u. wurde sogar 1811 in den Freiherrnstand erhoben u. st. 1816 in Darmstadt, wurde aber nach seinem Wunsche im nahen Jugenheim, dessen Kirchhof auf dem Kloster- od. Heiligen Berge liegt, begraben. Erst nach seinem Tode wurde ermittelt, daß er am 8. Februar 1766 in der Kirche St. Sulpice zu Paris wirklich zum Katholicismus übergetreten sei, u. in seinem Hause fand sich ein Zimmer völlig zum Messelesen vorgerichtet. Auch in maurerischer Beziehung spielte er eine bedeutende Rolle. Auf seine Ansicht über Katholicismus u. Übertritt zu demselben bezieht sich seine (anonyme) Schrift: Theoduls Gastmahl, Frankf. a. M. 1809, 7. Aufl. 1828, u. nach seinem Tode Theoduls Briefwechsel, ebd. 1828. Außerdem schrieb er: Freimüthige Betrachtungen über das Christenthum, Berl. 1780; Geschichte des Arianismus, 1783 f., 2 Bde.; Geschichte der Taufe u. Taufgesinnten, Lpz. 1789. Vgl. Bahrdt, Beleuchtung des Starkschen Apologismus, ebd. 1790. 4) Johann Christian, geb. 1753 zu Osmannstädt im Weimarischen; wurde 1777 Privatdocent u. 1779 Professor der Medicin in Jena, 1784 Director der dortigen Entbindungsanstalt, wirklicher Leibarzt u. Geheimer Hofrath u. st. 1811. Er schr.: De opii usu in graviditate, partu et puerperio, Jena 1781; De tetano, ebd. 1781; Einrichtung seines klinischen Instituts, ebd. 1782; Fortsetzung, ebd. 1784; Hebammenunterricht in Gesprächen, ebd. 1782, 1801; Von den Schwämmchen, ebd. 1784, 2. Ausg. 1812; Versuch einer wahren u. falschen Politik der Ärzte, ebd. 1784; Archiv für die Geburtshülfe, Frauenzimmer- u. Kinderkrankheiten, ebd. 1787–1804, 9 Bde.; Auszüge aus dem Tagebuche des Jenaischen klinischen Instituts, 1. Lieferung, 2. Ausgabe, ebd. 1788; Handbuch zur Kenntniß u. Heilung innerer Krankheiten des menschlichen Körpers, ebd. 1799 f., 2 Bde. 5) Johann Christ., Neffe des Vorigen, geb. 1769 in Kleinkromsdorf bei Weimar, großherzoglich weimarischer Leibarzt, Professor der Chirurgie u. Geburtshülfe seit 1811, dirigirendes Mitglied der Landesdirection als Medicinalbehörde, Director der Landesheilanstalten, des Landkrankenhauses, der Irrenanstalt, des Entbindungsinstituts u. des akademischen Klinikums, Universitäts-, Stadt- u. Amtsphysikus zu Jena u. st. 1837. Er schr.: Anleitung zum chirurgischen Verband, Berl. 1802, neue Ausg. Jena 1830; Lehrbuch der Geburtshülfe für Hebammen, Jena 1837; u. gab mit Suckow heraus: Jahresbericht über die im Jahre 1829 in dem Landkrankenhause u. der ambulatorischen Klinik zu Jena behandelten Krankheiten, Jena 1831. 6) Bernhard, geb. 1770, Capitular des Benedictinerstifts St. Emmeran in Regensburg; st. 1839 in München; er schr.: Paläographische Abhandlung über einen zum Andenkendes Kaisers Decius errichteten Meilenstein, Augsb. 1832, u. ist auch durch astronomische Forschungen bekannt. 7) Karl Wilhelm, Sohn von S. 4), geb. 1787 in Jena; war Professor an der medicinischen Facultät, Leibarzt, Amts- u. Stadtphysikus, Mitdirector der Landesheilanstalten, des akademischen Klinikums, des Landkrankenhauses,[696] der Irrenanstalt u. des Entbindungsiustituts in Jena u. st. 1845; er schr.: Pathologische Fragmente, Weim. 1824 f., 2 Bde.; Analecta medica ex veterum scriptoribus non medicis, Jena 1827 ff.; De venae azygos natura, ebd. 1835; Allgemeine Pathologie, Lpz. 1838, 2. Aufl. ebd. 1844, 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 696-697.
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