1. Afoh ist gut, aber höre (aufhören) no besser. (Luzern.) – Schweiz.
2. Anfangen, fortfahren und hinausführen gehören zusammen.
3. Anfangen ist halb, vollenden ganz.
»Der Beginn ist die Hälfte des Ganzen« gehört schon zu den Sinnsprüchen, die Pythagoras im Munde führte und seine Schüler lernen liess. (Vgl. Julius Braun, Reformbedürfnisse in den Alterthumsstudien, im Deutschen Museum, 1860, S. 579.)
4. Anfangen ist leicht, beharren ist Kunst.
Dän.: Let er at begynde, men at fare fort og fuldende, hører forstand og mod til.
Frz.: Il est aisé de commencer, mais pour continuer et pour finir il faut du jugement et du courage.
It.: Non ci è più difficil cosa ch' il cominciare.
5. Anfangen thut's.
Für: Etwas zu thun anfangen, findet man bei Plinius: Die Thür öffnen (Fores aperire), und bei Terenz: [82] Das Fenster öffnen (Fenestram aperire), doch jenes in günstigem, dies mehr im eklen Sinne. (Erasm., 9.)
6. Anfangen und ringen ist ob allen Dingen.
7. Anfangen und vollenden ist zweierlei.
Frz.: Commencer et finir sont deux.
Lat.: In limine deficere.
8. Angefangen ist noch nicht gethan.
Frz.: N'a pas fait qui commence.
9. Angefangen war's, sagte der Pfaff', aber ich machte den Kopf dran.
10. Bald angefangen, bald liegen gelassen.
11. Besser nicht anfahen, denn erliegen.
Engl.: It is better, never to begin, than never to make an end.
It.: È pazzia cominciare quando non si può finire.
Lat.: Domum cum facias, ne relinque impolitam. (Hesiod.)
12. Besser nicht anfangen, denn kein Ende erlangen (oder: als nicht beendet).
13. Bis der anfangt zu knelle' (unterrichten) is der S'man (Semester) herum. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 186.
Vom Trägen, Saumseligen, der, bevor er beginnt, die geeignete Zeit vergehen lässt.
14. Der hat's angefangen, jener hat's ausgemacht.
Lat.: Hic telam texuit, ille deduxit.
15. Es liegt nicht am wohl anfangen, sondern am wohl enden.
Engl.: Good to begin well, better to end well.
Lat.: Omnia tunc bona sunt, clausula quando bona est.
16. Fange viel an, richte wenig aus.
17. Fang's an, so ist's halb gethan.
18. Fängst du mit Vergnügen an, so ist die Sache halb gethan.
19. Fängt man eine neue Ordnung an, so spannt Betrug gleich daran, dass die Obrigkeit nicht bestrafen kann.
20. Frisch angefangen ist halb gethan.
Lat.: Dimidium, qui coepit, habet.
21. Hoch angefangen, niedrig aufgehört.
Der Franzose sagt von jemand, der schön anfängt und schlecht endigt: Er habe violett Feuer gemacht (Il a fait feu violet).
22. Klein fängt man an, gross hört man auf.
23. Man fängt oft hitzig an und pflegt dann kalt hinauszugahn.
24. Man kann bald etwas anfangen, aber wie das Ende ist, weiss man nicht.
25. Man muss nicht anfangen, was man nicht kann ausführen.
Lat.: Ultra vires nihil aggrediendum.
26. Mit Kleinem fängt man an, mit Grossem hört man auf. – Pistor., IV, 69.
27. Uebel angefangen ist selten glücklich ausgegangen.
Lat.: Raro bono peraguntur exitu, quae malo sunt inchoata principio.
28. Viel weger wär nicht fahen an, dann nach dem Anfang doch ablan. – Brandt.
29. Wär anfangt met Leigen, höärt up med Bedreigen. – Schambach, 161.
30. Was du anfängst, mach' auch aus.
It.: Faccia il cappuccio, chi ha fatta la cappa.
31. Was einer angefangen (zugeschnitten) hat, soll ein anderer (nicht) ausmachen. – Pistor., III, 1.
Lat.: Hic telam texuit, ille deduxit.
32. Was übel angefangen ist, das gehet selten wohl aus.
It.: Chi non pesa, non ben porta. – Comincia da uomo, e finisce da bestia.
Ung.: Gonosz eredetnek gonosz a vége.
33. Wenn es einmal anfängt zu gargeln, kann's nimmer aufhören. – Seybold, Lustgarten.
34. Wenn man anfängt bei de Wänd, hot es bald e End'. – Tendlau, 729, 784.
Es steht schlimm, wenn man damit beginnt, die Sachen von den Wänden herab zu verkaufen.
35. Wer anfangt mit Leegen, höärt op mit Bedreegen. (Süderdithmarschen.)
36. Wer anfängt zu kriechen, fängt auch an zu lügen.
37. Wer angefangen, ist noch nicht fertig.
Frz.: N'a pas fait qui commence.
38. Wer bald anfängt, muss bald aufhören. – Pistor., II, 29.
[83] 39. Wer einmal anfängt, hat allezeit mehr Werg am Roggen.
Lat.: Semper Ilio mala.
40. Wer etwas anfängt, braucht vier Augen.
41. Wer frisch fängt an, hat halb gethan.
Lat.: Magna pars profectus est velle perficere.
42. Wer gut angefangen hat, hat die Hälfte einer That.
43. Wer hoch anfängt, muss eine gute Stimme haben, oder bald aufhören.
44. Wer nicht anfängt, darf nicht aufhören.
Ung.: A ki soha nem kezdi, soha nem végzi.
45. Wer's links anfängt, dem geht's links.
46. Wer viel anfängt, endet wenig. – Ramann, Unterr. III, 20; Magazijn, 77.
Frz.: Qui commence plusieurs choses, en achève peu.
It.: Chi due lepri caccia, una non piglia, e l'altra lascia. – Chi molte cose comincia, poche ne finisce.
Lat.: Plurima qui aggreditur, nil apte perficit unquam.
Ung.: Ki sokban foglalatoskodik, keveset hajt végre. – Ki sokba kap, keveset végez.
47. Wer zu viel anfängt, bringt wenig zu Stande.
Lat.: Plurima qui aggreditur, nil apte perficit unquam.
48. Wie man anfängt, so hört man auf.
49. Wo anfangen und wo enden!
Ausruf bei einer überwältigenden Masse von Stoff.
Lat.: Quid primum aut ultimum? (Erasm., 71.)
50. Wo fang wi et an, wo krieg wi et op. (Holst.)
Von Verschwendern, die in den Tag hinein ihr Geld verschleudern, als ob es kein Ende nähme.
51. Wohl anfangen ist gut, wohl enden besser.
52. Wohl angefangen ist halb gethan (vollendet).
Manche Geschäfte haben eine wahre Wolfsnatur, wer sie nicht am schwachen Theile fasst, wird von ihnen zerrissen.
Engl.: Well begun is half done.
Frz.: Bien commencé est à moitié fait. – Heureux commencement est la moitié de l'oeuvre. – Il n'est que de bien commencer. – Qui bien commence, bien avance. – Un ouvrage bien commencé est plus d'à moitié fait.
Lat.: Dimidium facti qui coepit, habet. (Hor.) – Incipe, dimidium, qui bene coepit, habet. – Incipe quidquid agas, pro toto est prima operis pars. – Principium dimidium totius. (Hesiod.) (Tappius, 9b.)
53. Wohl angefangen und schlecht geendet, heisst das ganze Werk geschändet.
Lat.: Opprobrium coepti, qui male claudit, habet.
*54. Anfangen und aufhören sind bei ihm eins.
Lat.: In limine deficere.
*55. Der fängt früh an! – Tendlau, 395.
Zeigt schon früh, was man von ihm zu erwarten hat.
*56. Er fängt an ab- oder zurückzuhalten. – Sprenger II.
Von seinem ersten Vornehmen abzusehen. Aus der Schiffahrt entlehnt: Die Flotte hielt ab, blieb ausser dem Bereich des feindlichen Feuers.
*57. Er fängt an den Kamm aufzusetzen und den Gescheidten zu spielen.
Frz.: Il commence à lever la tête, et à vouloir faire l'entendu.
*58. Er fängt (seine Erzählung, Geschichte u.s.w.) bei Adam (mit Erschaffung der Welt) an.
Aristoteles hat: Bei der Linie anfangen (A linea incipere), d.h. ganz von vorn. Von den Wettläufen hergenommen. Im Circus die Linie, von der ausgegangen wurde, dann jede Grenzlinie. (Erasm., 5.)
*59. Er fängt die Frühmetten mit Husten und das Abendessen mit Saufen an.
*60. Er hat länger angefangen als gebaut.
Ueberlegt, Pläne gemacht.
*61. Er mag anfangen, seinen Weinberg zu schneiden.
*62. Es ist nichts mit ihm anzufangen.
Lat.: Influit, quod exhauritur.
*63. Was er angefangen, soll ein End' erlangen.
Lat.: Eandem tundere incudem.
zu2.
Dän.: At beginde, fare fort og fuldende hörer sammen. (Prov. dan., 61.)
Frz.: N'a pas fait qui commence. (Bohn I, 40.)
zu11.
Böhm.: Lépe jest nepočínati, než počna nedokvnati. (Čelakovský, 317.)
zu12.
Kroat.: Zaludu je zacina.
zu15.
Böhm.: Dobře poĕítí dobřé jest, ale dobře skončt'ti vĕtóí ĕest'. – Ne tomu sláva, kdo počne, ale kdo dokoná. (Čelakovský, 317.)
Frz.: Commencement n'est pas fusée. – Il n'a rien fait qui n'achève bien. – Mal commence qui bien n'achève. – N'a pas fait qui commence.
It.: Comincia da uomo e finisce da bestia. – E pazzia cominciare, quando non si può finire. (Masson, 20.)
Poln.: Nie ten co pocznie, ale co dokona, sławę otrzyma. (Masson, 20.)
zu20.
It.: Chi ben comincia, è alla metà dell' opra.
Schwed.: Wäl börjadt är halfgjordt arbete. (Marin, 28.)
zu27.
Span.: Quien mal anda en mal acaba. (Bohn I, 250.)
zu43.
Böhm.: Kdo vy soko začne, musí miti dobrý blas, aneb přestati brzo. (Čelakovský, 433.)
zu46.
Ostfries.: Bueren, 188.
zu52.
Dän.: Vel begyndt er halv giorat. (Prov. dan., 62.)
Port.: Bom principio, he ametade. (Bohn I, 270.)
Span.: Buen principio, la mitad es hecho. (Bohn I, 256.)
zu53.
Dän.: Vel begyndt og ilde endt faaer skam til takke. (Prov. dan., 62.)
64. Anfangen ist leichter als aufhören.
Dän.: Mageligerre er den förste ende at gribe an, end den sidste at faae fast. (Prov. dan., 143.)
65. Anfangen vnd ausmachen ist zweierley. – Moscherosch, 312.
66. Der fängt wohl an, der das Ende bedenckt. – Winckler, X, 90.
67. Die vil anfahen, enden wenig. – Franck, II, 180a.
68. Fahn viel an, bächt lützel. – Franck, II, 179b.
Weinhold (Schlesisches Wörterbuch) bemerkt unter »Bôcht« in Bezug auf diesen Spruch (den er aus Agricola 238b citirt): Ich deute ihn so: »Fang viel an, verdirb wenig.«
69. Hast du es wol angefangen, so wird's auch wol hinausgehn. – Eyering, III, 8.
70. Hastus wol angefangen, so richts auch wol auss.
71. Je später angefangen, je später vollendet. – Petri, II, 844.
72. Jung angefangen vnd gewohnt, ist mit der buss das beste. – Henisch, 326, 1.
73. Keiner sol mehr anfangen, denn jhm befohlen ist, und er weiss hinauss zu führen. – Petri, II, 416.
74. Man mags anfangen, wie man will, so muss man sieben Pfund Dreck zum Jahre fressen. – Kirchhofer, 253; Grimm, II, 1357.
75. Man muss mancherley anfangen, biss man den Wein in die Heute bringe. – Petri, II, 461.
76. Man muss wieder da anfangen, wo man aufgehört hat.
Dän.: At begynde der man endte, skarve der det brast, öge der det slap. (Prov. dan., 61.)
77. Närrisch angefangen, närrisch gegangen. – Petri, II, 491.
78. Was fang ich an mit dem todten Mann, sagte die Frau.
79. Was man nicht anfangen kann, kann man auch nicht enden.
80. Wat fang öck an, wat mêk öck, wat sett öck bi, wat kâk öck? – Frischbier, II, 67.
Ein Verlegenheitsseufzer.
81. Wekker vôâl anfangt, meigt weinig. – Schwerin, 12.
82. Wenn einer nichts mehr weiss anzufangen, so läuft er in Krieg oder ins Kloster. – Kirchhofer, 351.
83. Wenn's einmal anfängt, kommt's mit Haufen. (Ulm.)
84. Wer anfängt und nicht endet, verliert seine Mühe.
Frz.: Qui commence et ne parfait, sa peine perd. (Cahier, 404.)
85. Wer bald anfängt, wird bald fertig. – Hilfsbuch, II, 9.
86. Wer frö anfangt ös bôl fertig, säd de Schuster, da stund hei morgens öm êlf op on ging âwends öm sewe ligge. – Frischbier, II, 68.
[763] 87. Wer nicht anfängt, endet nicht.
Frz.: N'a pas fait qui commence. (Cahier, 406.)
88. Wer oft anfängt, kann oft ausruhen.
Böhm.: Časté počínání, časté od počivání. (Čelakovský, 131.)
89. Wer viel anfängt und nichts vollendet, ist in Gedanken reich, aber in der That arm. – Wirth, II, 12.
90. Wer wol angefangen hat, der hat halbe Arbeit schon verbracht. – Henisch, 78, 64; Petri, II, 781.
91. Wer zu hoch anfängt, bleibt im Gesange stecken. – Altmann VI, 496.
92. Wer zu viel anfengt, macht zu wenig aus. – Kirchhofer, 136.
93. Wohl angefangen ist halb gewonnen. – Winckler, XII, 38.
94. Wohl angefangen ist nicht genug, sondern wohl ausmachen. – Kirchhofer, 337.
*95. Anfang'n un tolang'n.
»Beide Hann' in beide Taschen, will dat Spillwerk doch nie flaschen.« (Ptattdütscher Husfriend, II, 25.)
*96. Dös ist gar net ang'fange. (Schwaben.)
Es reicht nirgends hin.
*97. Er fängt's an, wo er's gelassen hat. – Langbein's Werke, 29. Bd.
*98. 'S fängt an und wird. (Schles.)
Von der beginnenden Entwickelung eines erwarteten Gegenstandes gebraucht, z.B. der Besserung eines Kranken, von dem Garwerden eines Gebäcks.
*99. Se fängk bâl ân zo krome. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 229.
D.h. kommt bald in die Wochen.
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