Dombrowski

[582] Dombrowski (Joh. Heinr.), poln. General der Cavalerie, berühmt durch seine Vaterlandsliebe und sein Feldherrentalent, geb. 1755 auf seinem Familiensitze im Palatinat Krakau, begann seine militairische Laufbahn in kursächs. Diensten, wo sein Vater Oberst war. Als aber 1792 alle Polen zur Vertheidigung des Vaterlandes unter die Waffen gerufen wurden, eilte auch D. nach Warschau, focht in dem unglücklichen Feldzuge des Fürsten Poniatowski gegen die Russen und zeichnete sich während des poln. Aufstandes unter Kosciuszko so aus, daß ihn dieser zum Generallieutenant ernannte. Noch vor der Übergabe von Warschau schlug D. dem Nationalkriegsrathe vor, mit dem Könige und der Armee sich einen Weg durch Deutschland nach Frankreich zu bahnen, worauf man indessen nicht einging; D. aber lehnte für seine Person alle vortheilhaften Anträge ab, welche ihn von russ. und preuß. Seite gemacht wurden, trat in franz. Dienste und erließ nun 1796 von Mailand aus jenen Aufruf zur Bildung einer poln. Legion, dem Männer aus allen Ständen und allen Landschaften Polens gehorchten, welche dann unter seiner Anführung seit 1797 den ehrenvollsten Antheil an den Siegen der Franzosen in Italien nahmen, und durch musterhafte Mannszucht sich so auszeichneten, daß der röm. Senat D. aus Dankbarkeit die türk. Standarte überreichte, welche der poln. König Sobieski 1683 bei der Befreiung des von den Türken belagerten Wiens im Zelte des türk. Heerführers erbeutet und der Kirche zu Loretto (s.d.) geschenkt hatte. Seit 1799 war auch eine Brigade franz. Infanterie unter D.'s Befehl gestellt worden, der mehrmals verwundet und nachdem 1801 seine militairische Thätigkeit im franz. Dienste in Italien aufhörte, als Divisionsgeneral in den Dienst der damals in Oberitalien bestehenden, 1805 aber dem Königreiche Italien einverleibten cisalpinischen Republik trat, bis ihm Napoleon beim Ausbruche des Kriegs gegen Preußen 1806 wieder einen andern Wirkungskreis anwies. Kosciuszko hatte verweigert, die Polen zu einem wiederholten Aufstande anzufeuern, da unterzeichnete D., neben jenem der gefeiertste Held seines Vaterlandes, mit Wybicki im Nov. einen Aufruf an seine Landsleute, der von so großer Wirkung war, daß D. noch im nämlichen Monat an der Spitze zweier poln. Divisionen in Warschau einziehen konnte, wo er mit der höchsten Begeisterung aufgenommen wurde. Er zeichnete sich dann besonders bei Dirschau und in der Schlacht von Friedland aus und wurde in beiden Treffen verwundet, trug 1809 im Feldzuge gegen Ostreich das Meiste zu den Erfolgen bei, welche der in Polen befehligende Fürst Poniatowski erkämpfte und commandirte 1812 im Feldzuge gegen Rußland eine Division des fünften Armeecorps. Vergebens drang er aber in den Fürsten Poniatowski, Alles anzuwenden, um die russ.-poln. Provinzen zum Aufstande zu bewegen und die Bildung einer starken poln. Armee zu bewirken. Auf dem unglücklichen Rückzuge aus Rußland wirkte D. wesentlich zur Beförderung des Überganges über die Beresina, wo er auch einen Schuß in die Hand erhielt, that sich 1813 mit seinen Polen besonders bei Teltow, Großbeeren, Jüterbogk und Leipzig hervor und trat endlich nach dem zweiten pariser Frieden mit andern poln. Generalen in das Heer des von Kaiser Alexander I. neugebildeten Königreichs Polen. Obgleich mit Ehren und Würden überhäuft, nahm er doch schon 1816 mit andern Patrioten seine Entlassung und zog sich auf sein Landgut Wina-Gora im Großherzogthume Posen zurück, wo er 1818 nach kurzer Krankheit starb. Die Freistadt Krakau wünschte des patriotischen Helden sterbliche Hülle neben Sobieski und Kosciuszko im Dome beisetzen zu dürfen, was aber verhindert wurde. Seine Bibliothek und eine handschriftliche Geschichte der poln. Legionen vermachte D. der Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften in Warschau, mit deren übrigen Sammlungen sie nach der Bekämpfung des poln. Aufstandes von 1830 nach Petersburg gebracht worden ist.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 582.
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