Metalle

[122] Metalle werden gewisse, bisher für chemisch einfach oder unzerlegbar geltende Naturkörper genannt, die daher auch sämmtlich zu den Elementen (s.d.) gehören; sie sind ferner undurchsichtig, brennbar, d.h. vereinigen sich mit Sauerstoff, besitzen für Wärme und Elektricität ein starkes Leitungsvermögen, zeichnen sich durch einen eigenthümlichen und oft farbigen Glanz, den sogenannten Metallglanz, aus, und sind mit Ausnahme von zweien (Kalium und Natrium) schwerer als Wasser. Sie nehmen eine lebhafte Politur an, sind mehr oder weniger dehnbar und kommen in der Natur selten gediegen, d.h. ohne Beimischung, sondern meist in Verbindung mit andern Stoffen, namentlich mit Schwefel und Sauerstoff, oft auch mit andern Metallen vereinigt vor. Diejenigen Fossilien, d.h. jene Substanzen, die theils ganze Gebirgsmassen, theils größere und kleinere von andern umschlossene Theile der Erdoberfläche ausmachen, welche einen ansehnlichen Metallgehalt besitzen, gewöhnlich Erze (s.d.) genannt, werden durch den Bergbau (s.d.) aus der Tiefe zu Tage gefördert. Das Geschäft der Hüttenwerke ist es, aus den Erzen die Metalle im Großen in reiner Gestalt oder regulinisch (von regulus, Metallkönig oder ein reines geflossenes Metallstück), zum weitern Gebrauche darzustellen; die verschiedenen Wege aber, auf denen das erzielt werden kann, lehrt die Hüttenkunde und die Metallurgie oder metallurgische Chemie, welche von den Scheidungen und Verbindungen der Metalle handelt. (S. Hüttenwesen.) Man hat deren bis jetzt 43 entdeckt, von denen jedoch viele nur sehr selten vorkommen; noch vor ungefähr 70 Jahren waren aber nur 14 davon bekannt, nämlich: 1) Gold; 2) Silber; 3) Kupfer; 4) Zinn; 5) Blei; 6) Eisen; 7) Patin, seit der Entdeckung von Amerika; 8) Antimon oder Spießglanz; 9) Quecksilber oder Merkur; 10) Zink; 11) Wismuth; 12) Kobalt; 13) Nickel; 14) Arsenik. Dazu kamen seitdem: 15) Mangan oder Braunsteinmetall; 16) Molybdän im Wasserblei; 17) Wolfram oder Tungsteinmetall; 18) Uran im grünen Glimmer und in Pechblende; 19) Titan; 20) Tellur; 21) Chrom im Chromeisen und rothen Bleierz aus Sibirien; 22) Tantal in wenigen Mineralien; 23) Iridium; 24) Osmium; 25) Palladium und 26) Rhodium im Platin; 27) Cer; 28) Cadmium in Zinkerzen; 29) Vanadin. An diese, zusammen auch als schwere Metalle bezeichnete, weil sie alle bedeutend schwerer als Wasser sind, schließen sich die von Humphry Davy (s.d.) seit 1807 entdeckten 13 Metalle der Alkalien und Erden, welche im Gegensatze zu den vorgenannten leichte Metalle genannt werden, weil sie zum Theil leichter als Wasser sind und folgende Namen führen: 30) Kalium oder Potassium im Kali; 31) Natrium, Natronium oder Sodium im Natron; 32) Baryum, das Metall des Baryt oder der sogenannten Schwererde und des Schwerspaths; 33) Strontium in der Strontianerde; 34) Calcium im Kalk; 35) Magnesium oder Magnium in der Magnesia oder Bittererde; 36) Aluminium, das Metall der Alaun-oder Thonerde; 37) Thorium im Thorit, einem in Norwegen vorkommenden seltenen Mineral; 38) Silicium, das Metall der Kieseierde; 39) Zirconium; 40) Yttrium in einigen seltenen schwed. Fossilien; 41) Glycinium, Glycium oder Beryllium in der Beryllerde; 42) Ammonium im Ammoniak, und endlich 43) das Lithium in wenigen Mineralien und Mineralwässern.

Was oben von den allgemeinen Eigenschaften der Metalle gesagt worden, gilt von den einzelnen Metallen nur in sehr verschiedenem Grade. So werden z.B. Gold und Uran in sehr dünnen Blättchen durchscheinend, und während das Platin 21mal, das Gold 19mal, Blei 11mal, Baryum 4mal schwerer als Wasser sind, erweisen sich Natrium nur 0,9 und Kalium 0,8mal so schwer. Den Metallglanz anlangend, so ist dieser einzig von der Beschaffenheit ihrer Oberfläche abhängig, und obgleich Stahl, Gold, Silber, Platin in dichten und polirten Stücken am meisten glänzen, erscheinen sie matt und glanzlos, wenn sie in seines Pulver verwandelt werden. Ebenso erscheinen manche Metalle, wie z.B. das Titan, als unschmelzbar; Platin schmilzt erst bei 6500, Eisen bei 6062, Gold bei 1468, Silber bei 1322, Zink aber schon bei 187, Blei bei 142, Zinn bei 114° R., während Quecksilber bei gewöhnlicher Wärme beständig flüssig ist und nur in 32° R. Kälte eine feste Gestalt annimmt. Nicht minder abweichend voneinander sind die Metalle in ihrem Verhalten zum Sauerstoff, mit dem manche schon, wenn sie der gewöhnlichen Luft ausgesetzt werden, Verbindungen (s. Metallkalke) eingehen oder oxydiren, wovon das sogenannte Anlaufen und Rosten der Metalle die Folge ist; andere müssen erhitzt oder geschmolzen werden, wobei auf ihrer Oberfläche sich eine Oxydhaut bildet, oder ziehen den Sauerstoff dann am begierigsten auf, wenn er in Wasser aufgelöst ist, das zugleich von einigen bei gewöhnlicher Temperatur, von manchen erst in der Rothglühhitze zersetzt wird. Einige Metalle, nämlich Gold, Platin und Silber, oxydiren jedoch unter [122] diesen Bedingungen nicht, d.h. bilden keine Verbindung mit Sauerstoff, und diese sind es, welche im Gegensatze zu den andern edle Metalle genannt werden und nur durch Behandlung mit Salpetersäure, Chlor oder Kali oxydiren. Die verschiedenen Metalle gehen unter mannichfachen Verhältnissen Verbindungen ein, welche Metalllegirungen, auch blos Legirungen und Metall-Composition genannt werden und für die bekannte, ausnehmend umfängliche Benutzung der Metalle von der größten Wichtigkeit sind. Die Legirungen besitzen nämlich oft von denen ihrer Bestandtheile ganz abweichende Eigenschaften, besondere Farben und größere Härte, und die meisten verarbeiteten Metalle sind mehr oder minder legirt; so das Gold mit Silber, Silber mit Kupfer, um sie zum Gebrauch dauerhafter zu machen; Kupfer und Zink legirt geben Messing (s.d.); Kupfer und Zinn das Glockengut; Nickel, Kupfer und Zink das Argentan (s.d.). – In musikalischer Beziehung wird zuweilen von Sängern und Sängerinnen gesagt, es sei viel Metall in ihrer Stimme, womit dieselbe als ausgezeichnet helltönend und klangreich bezeichnet werden soll.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 122-123.
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