Münster [2]

[217] Münster, Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks und Kreises in der preuß. Provinz Westfalen, Sitz eines katholischen Bischofs und Domcapitels, einer Regierung und der höchsten Provinzialbehörden, liegt in einer Ebene an der drei Stunden davon in die Ems mündenden Aa und einem nach Maxhafen führenden Kanale, ist gut gebaut und hat 18,000 meist katholische Einw. Die Entstehung des Orts fällt in das 6. Jahrh., wo er Meiland, später Minnigröda hieß, seit Ende des 8. Jahrh. aber seinen jetzigen Namen von dem durch Karl den Großen nach Gründung eines Bisthums daselbst erbauten Kloster (monasterium) und Gotteshause erhielt. Im 12. Jahrh. hatte das Hochstift, welches zuletzt 180 ! M. mit 350,000 Einw. umfaßte und das größte des ehemaligen westfäl. Kreises war, solche Wichtigkeit erlangt, daß es vom Kaiser zum Reichsfürstenthume erhoben wurde. Der Bau des schönen, an ausgezeichneten Bildhauerarbeiten reichen Doms zu M. ward 1240 unter dem Bischofe Graf Dietrich von Isenburg begonnen und 1277 unter dem Bischof Grafen von der Mark beendigt. Viel zu leiden hatte die Stadt 1534–36 durch die von den Wiedertäufern angestifteten Verwirrungen und Unruhen, und noch sind an dem hohen Thurme der im schönsten goth. Style aufgeführten Lambertuskirche die drei eisernen Käfige zu sehen, in welchen 1536 nach Überwältigung jener Fanatiker die Leichname ihrer Anführer Johann Bockhold, Knipperdolling und Krechting dort aufgehangen wurden. Im J. 1648 wurde hier der westfäl. Friede unterzeichnet und der Saal des Rathhauses, wo dies geschah, ist noch unverändert erhalten und enthält die Bildnisse der sämmtlichen Gesandten. Seit 1719 war der Erzbischof von Köln auch Bischof von M., 1803 aber ward das Hochstift durch den Reichsdeputationshauptschluß aufgehoben und als Entschädigung für am linken Rheinufer verlorene Gebiete an mehre Fürsten vertheilt. Preußen bildete aus seinem Antheile (60 ! M., 128,000 Einw.) das Fürstenthum M., welches im tilsiter Frieden zwar verloren ging, 1815 aber wiedererworben wurde. Die früher zu M. bestandene, katholische Universität ward 1818 aufgehoben, ihr Vermögen aber theils der dafür 1824 gegründeten, katholischen Max-Friedrichs-Akademie mit einer theologischen und philosophischen Facultät, theils dem katholischen Priesterseminar und den Gymnasien zu M. und Paderborn zugewiesen; doch scheint dieser und anderer Bildungsanstalten ungeachtet das Münsterland zu den Gegenden Deutschlands zu gehören, wo Unduldsamkeit und der Aufklärung feindlicher Gewissenszwang mit am häufigsten beklagenswerthe Beförderer finden. M. treibt einen wichtigen Handel mit Leinwand, Garn, wollenen Waaren, Rheinwein, geräuchertem Fleisch u.s.w.; die ehemaligen Festungswerke sind seit 1765 geschleift und an deren Stelle rings um die Stadt Lindenalleen angelegt, sowie anstatt der ehemaligen Citadelle ein bischöfliches Schloß erbaut worden, das jetzt von den vornehmsten Beamten bewohnt wird.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 217.
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