Bendemann

[623] Bendemann, 1) Eduard, Maler, geb. 3. Dez. 1811 in Berlin als Sohn eines jüdischen Bankiers, gest. 27. Dez. 1889 in Düsseldorf, trat in das Atelier W. v. Schadows, mit dem er 1827 nach Düsseldorf ging, und den er auch 1830 nach Italien begleitete. Nachdem er mit mehreren Bildnissen und einem Gemälde: Boas und Ruth, Proben seines Talents abgelegt, trat er 1832 mit dem großen Gemälde: die trauernden Juden in Babylon, in der Berliner Kunstausstellung auf. Das Bild machte großes Aufsehen, das z. T. auf die damals in Berlin tonangebenden Kreise, z. T. auf die tiefe und schlichte Empfindung und die edle Komposition zurückzuführen ist (Museum in Köln). Sein nächstes Bild: die zwei Mädchen am Brunnen (1833), wurde vom Rheinisch-Westfälischen Kunstverein erworben. 1834–35 entstand sein zweites Hauptwerk: Jeremias auf den Trümmern von Jerusalem, das in der Größe der Charakteristik einen Fortschritt gegen die Juden in Babylon bezeichnete (königliches Schloß in Hannover). In idyllischem Stil gehalten ist das durch Eichens' Stich bekannte Bild: die Ernte (1836). 1838 wurde er als Professor der Kunstakademie nach Dresden berufen, wo ihm zugleich die Ausführung umfangreicher Wandmalereien im Thron- und Ballsaal des königlichen Schlosses übertragen wurde, die ihn bis 1855 beschäftigten. Im Thronsaal, zu beiden Seiten des Thrones, sind die Gestalten großer Herrscher und Gesetzgeber auf Goldgrund mit bezüglichen Darstellungen in Reliefform darunter, von Moses bis auf Albrecht den Beherzten, dargestellt. Auf der dem Thron gegenüberstehenden Wand sind vier Darstellungen aus dem Leben des Königs Heinrich I. angebracht, mit darunter befindlichen Bildern, die die Berufskreise der vier Stände schildern. Um den ganzen Saal zieht sich ein Fries mit Darstellungen aus der Kulturgeschichte, die das menschliche Leben vom Kindesalter bis zum Tode veranschaulichen. Diese Bilder sind in Fresko gemalt, während die Ausschmückung des Ballsaales mit symbolischen Kindergestalten, den Personifikationen der Künste und mit Szenen aus der antiken Welt in Stereochromie erfolgt ist. 1859 übernahm B. als Schadows Nachfolger die Leitung der Düsseldorfer Kunstakademie. Seine Hauptarbeit in Düsseldorf waren die Entwürfe zu den Wandgemälden in der Aula der Realschule, die 1861–66 unter Mitwirkung von Karl Beitling, Roland Risse und Fr. Geselschap ausgeführt wurden. Sie versinnlichen Wissenschaft, Handel, Industrie und Kunst und die in jenen Gebieten hervorragenden Deutschen teils durch Idealfiguren und Porträte, teils durch Kindergruppen. Ende 1867 legte B. seine Stelle als Direktor nieder. Seine letzten größern Werke sind: die Wegführung der Juden in die babylonische Gefangenschaft (1872; in der Berliner Nationalgalerie), die Entwürfe für die Ausmalung des ersten Corneliussaales der Berliner Nationalgalerie (1875) und eine Penelope (1877; Museum von Antwerpen), worin er den Versuch machte, sein im allgemeinen flaues Kolorit zu größerer Kraft zu steigern. B. ging von der ursprünglich in Düsseldorf heimischen Sentimentalität aus, die er indessen nie zur Schwäche entarten ließ. Vgl. Schrattenholz, Eduard B. (Düsseld. 1891).

2) Felix Robert Eduard Emil, deutscher Admiral, geb. 5. Aug. 1848 in Dresden, trat 1864 in die preußische Marine und kämpfte als Leutnant zur See 9. Nov. 1870 unter Knorr bei Havana. Als Kapitänleutnant nahm B. 1875 an einer Reise nach Ostasien teil, wurde 1880 Korvettenkapitän im Admiralstab, 1887 Kapitän zur See, dann Stabschef beim Oberkommando der Ostseestation und der Manöverflotte, übernahm 1893 das Kommando des Panzers Brandenburg, erhielt 1895 als Konteradmiral die Inspektion des Torpedowesens, dann das Kommando der 2. Division des 1. Geschwaders und wurde im Oktober 1898 zum Chef des Stabes im Oberkommando der Marine berufen. Nach der Reorganisation der obern Marinebehörden wurde er im November 1899 Vizeadmiral und Chef des Admiralstabes und befehligte von Februar 1900 bis Februar 1902 das ostasiatische Kreuzergeschwader. Nach Eintreffen des ostasiatischen Expeditionskorps leitete B. die maritimen Operationen, während er vor Ausbruch und nach Abschluß der chinesischen Wirren den Oberbefehl über die deutschen Seestreitkräfte der ostasiatischen Station innehatte. Er ordnete den Versuch zum Entsatze der Gesandtschaften Mitke Juni 1900, die Einnahme der Takuforts und die Beschlagnahme chinesischer Kriegsschiffe an, von denen das Torpedoboot Taku in deutschen Besitz überging, überwachte den Jangtsekiang, die südlichen Häfen und Küstenbefestigungen und besetzte [623] Schanhaikwan. Im Juni [902 wurde er als Nachfolger v. Diederichs' Chef des Admiralstabes der Marine.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 623-624.
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